das klingt wirklich plausibel, nur, wenn man alles umdeuten muss, weshalb steht es dann nicht so, dass es diese Missverständnisse nicht gibt, das jeder es verstehen kann und immerhin sind deswegen viele Menschen gestorben, weil es nur Missverständnisse waren wie man etwas umzudeuten hat....
Das Wort will sich öffnen, sich nicht festnageln lassen auf ein "Genau so und nicht anders". Eine Heilige Schrift heißt so, weil sie heil ist und Heil bringt. Heil heißt: diese
und jene Seite. So, wie das Tetragramm JHWH 10-5-6-5 die beiden Fünfen mit der Waw, der 6, dem "Haken" verbindet zu der zweiten 10.
Die wörtliche Seite ist auch wahr, nur nicht so, wie wir es oft denken. Und das Innere, das Wesentliche ist nicht in einer Eindeutigkeit erfassbar. Eine Eindeutigkeit, wie unsere Verstand sie so gern hat.
Weinrebs Vortragsreihe über das Opfer ging z.B. 8 Tage lang. Es sind 32 Kapitel zu je 45 min. Und er selbst sagt immer wieder, dass er tagelang, wochenlang, ein ganzes Leben über ein Thema oder sogar über ein Wort erzählen könnte, und noch immer wäre er nicht fertig.
Wenn ich also hier nur ein Stichwort dazu gebe, so ist das nur ein Richtungsweiser, um auf die wesentliche Seite hinzuweisen.
Wenn wir lesen, dass Jesus ans Kreuz genagelt wird, dann ist das nicht nur die Erzählung, wie der inkarnierte Gottessohn stirbt. Es ist auch das Wort, das am Kreuz von Zeit und Raum festgenagelt wird. Das heißt, die Menschen verstehen nicht, haben keine Beziehung zum Wort, wollen den Erlöser, das Wort, allein hier in der Welt sehen, begreifen nicht, dass er in jedem Menschen, im Herzen ist. Und damit töten sie ihn, töten ihn in sich selbst.
Es heißt in den 10 Geboten: Du sollst/wirst nicht töten. Und neben der wörtlichen Ebene, ist eben auch genau das gemeint. Überall da, wo wir auch nur irgendwas einzig von außen erfassen, einseitig sehen, töten wir. Sei es ein Mensch, ein Stein, ein Wort, völlig egal.
Im Buch Josua heißt es: Weiche nicht nach links oder nach rechts ab.
Das meint auch dies: Nicht allein die innere Seite der Bibel und nicht allein die äußere Seite. Beides ist da und will in Beziehung zueinander stehen.
Und so ist die heilige Schrift eine Schrift der Geheimnisse, ein Kern, der sich hier im Leben entfaltet. Wir können einen Menschen beschreiben, wie er aussieht, wie er handelt (und jeder mag ihn anders beschreiben), aber niemals können wir sein Innerstes völlig erfassen, indem wir ihn auf diese sichtbaren Dinge reduzieren. Sein tiefstes inneres Wesen ist ein Geheimnis, das manchmal aufblitzt für einen Augen-blick, das sich aber niemals festhalten lässt.