Hallo maria
Du führst interessante Aspekte der Betrachtung an, die bedenkenswert sind, wert, sie zu bedenken. Das Thread-Thema fordert ja auch zu dieser von dir hier dargestellten diskursiven Denkweise auf. Ich möchte einige Aspekte herausgreifen:
. . . wo das Thema des threads heißt, wer sagt, wie Gott wirklich ist. Ist dies denn wirklich sagbar?
Konsequenterweise muss ich sagen: Nein, es ist nicht sagbar, weil über ein Numinosum nichts ausgesagt werden kann. Sprechen kann man natürlich über alles und es liessen sich ja sicherlich auch Begriffshülsen genug finden. Aber über Gott liesse sich nach meiner Denkweise eigentlich nichts aussagen. Über das Brahman oder das Nichts im Buddhismus lässt sich ja auch eigentlich nichts aussagen.
ELi7: Gott ist nicht Wesenheit, sondern numinosa, nicht fass- und beschreibbar.
Maria:ja sicher, das ist eine Seite. Aber die andere Seite ist doch auch da. Wenn im Koran die 99 Namen Gottes genannt werden, dann ist es doch eine positiv in Worten einer menschlichen Sprache aufzählende Version der Beschreibung Gottes. Was also würde eine solche Beschreibung per se unterscheiden von einer Beschreibung einer Person?
Hier ist zu beachten, dass diese Namen mit Begriffen aus der diesseitigen Welt der Schöpfung benannt werden, während Gott oder das Göttliche ein Jenseits, vor der Schöpfung ist und nach Beendigung der Schöpfung immer noch sein wird, wenn alle Namen ihren Sinn verloren haben.
maria: Also wenn ich den threadtitel wörtlich nehme und deine Aussage, dann wäre der einzige, der sagt, wie Gott wirklich ist, ein Judas, sozusagen ein "Verräter", einer, der "verrät", wie Gott wirklich ist.
Das wäre dann richtig, wenn dieser Verräter selbst Teil Gottes wäre, vor der Schöpfung, Eins mit Gott, und innerhalb der Schöpfung, also hier bei uns, dann sagen würde, ja, so ist er halt, jetzt wissen wir's. - Dann würden wir hier sagen: Heureka, Jetzt können wir diesen Teil Gottes, den Verräter in einen Reliquienschrein verpacken und immer mal wieder zur Abschreckung hervorholen.
ELi7: Und Gott verbirgt sich nicht, sondern unsere Sinne sind (noch) zu dumpf, ihn zu sehen.
maria: doch wie sollte dies dann geschehen können? Müßte unser Sinn nicht gleichfalls numinos werden / wir einen numinosen Sinn in uns entdecken? Wie Goethe so schön sagt: "Wär das Aug' nicht sonnenhaft, nimmer könnt' es die Sonn' erblicken." Wenn mir selbst kein numinoser Sinn eignet, wie sonst sollte ich "ihn" sehen?
Diese deine Antwort und auch den Spruch von Goethe halte ich gerade hier für absolut zutreffend. Der Sinn, um den es hier geht, ist genau der, den wir entwickeln sollten, nicht müssen. Es ist der Sinn, unser eigenes göttliches Selbst zu spüren, zu fühlen, zu schauen und zu vernehmen. Danke, dass du diese Spur gelegt hast.
ELi7: Ich werde nicht Gott als etwas oder mit etwas beschreiben, das es erst seit den Römern oder besser seit C.G.Jung (persona) gibt...
maria: . . . einen christlichen Mystiker wie Meister Eckehart verachte ich nicht, sondern schätze ihn sehr:
"merket, daß drie ein got sint...ez sint drie personen ein erstikeit in der einikeit irs natiurlichen wesens..."
Ich selbst rechne mich - in aller Unbescheidenheit - zu den Mystikern. Deshalb habe ich all die christlichen Mystiker als Vorbilder geliebt. Mein Hinweis auf die persona betraf diesen Begriff persona, der relativ neu ist und mir daher zur Beschreibung Gottes eigentlich ungeeignet erscheint.
ELi7: und leere Worthülsen sind am wenigsten geeignet, Göttliches zu beschreiben.
maria: . . . Und sind eigentlich nicht alle Worte nur Hülsen für denjenigen, der des eigenen Erlebens entbehrt?
Ja. so sehe ich das auch, explizit sogar, danke.
Alles Liebe
ELi
Du führst interessante Aspekte der Betrachtung an, die bedenkenswert sind, wert, sie zu bedenken. Das Thread-Thema fordert ja auch zu dieser von dir hier dargestellten diskursiven Denkweise auf. Ich möchte einige Aspekte herausgreifen:
. . . wo das Thema des threads heißt, wer sagt, wie Gott wirklich ist. Ist dies denn wirklich sagbar?
Konsequenterweise muss ich sagen: Nein, es ist nicht sagbar, weil über ein Numinosum nichts ausgesagt werden kann. Sprechen kann man natürlich über alles und es liessen sich ja sicherlich auch Begriffshülsen genug finden. Aber über Gott liesse sich nach meiner Denkweise eigentlich nichts aussagen. Über das Brahman oder das Nichts im Buddhismus lässt sich ja auch eigentlich nichts aussagen.
ELi7: Gott ist nicht Wesenheit, sondern numinosa, nicht fass- und beschreibbar.
Maria:ja sicher, das ist eine Seite. Aber die andere Seite ist doch auch da. Wenn im Koran die 99 Namen Gottes genannt werden, dann ist es doch eine positiv in Worten einer menschlichen Sprache aufzählende Version der Beschreibung Gottes. Was also würde eine solche Beschreibung per se unterscheiden von einer Beschreibung einer Person?
Hier ist zu beachten, dass diese Namen mit Begriffen aus der diesseitigen Welt der Schöpfung benannt werden, während Gott oder das Göttliche ein Jenseits, vor der Schöpfung ist und nach Beendigung der Schöpfung immer noch sein wird, wenn alle Namen ihren Sinn verloren haben.
maria: Also wenn ich den threadtitel wörtlich nehme und deine Aussage, dann wäre der einzige, der sagt, wie Gott wirklich ist, ein Judas, sozusagen ein "Verräter", einer, der "verrät", wie Gott wirklich ist.
Das wäre dann richtig, wenn dieser Verräter selbst Teil Gottes wäre, vor der Schöpfung, Eins mit Gott, und innerhalb der Schöpfung, also hier bei uns, dann sagen würde, ja, so ist er halt, jetzt wissen wir's. - Dann würden wir hier sagen: Heureka, Jetzt können wir diesen Teil Gottes, den Verräter in einen Reliquienschrein verpacken und immer mal wieder zur Abschreckung hervorholen.
ELi7: Und Gott verbirgt sich nicht, sondern unsere Sinne sind (noch) zu dumpf, ihn zu sehen.
maria: doch wie sollte dies dann geschehen können? Müßte unser Sinn nicht gleichfalls numinos werden / wir einen numinosen Sinn in uns entdecken? Wie Goethe so schön sagt: "Wär das Aug' nicht sonnenhaft, nimmer könnt' es die Sonn' erblicken." Wenn mir selbst kein numinoser Sinn eignet, wie sonst sollte ich "ihn" sehen?
Diese deine Antwort und auch den Spruch von Goethe halte ich gerade hier für absolut zutreffend. Der Sinn, um den es hier geht, ist genau der, den wir entwickeln sollten, nicht müssen. Es ist der Sinn, unser eigenes göttliches Selbst zu spüren, zu fühlen, zu schauen und zu vernehmen. Danke, dass du diese Spur gelegt hast.
ELi7: Ich werde nicht Gott als etwas oder mit etwas beschreiben, das es erst seit den Römern oder besser seit C.G.Jung (persona) gibt...
maria: . . . einen christlichen Mystiker wie Meister Eckehart verachte ich nicht, sondern schätze ihn sehr:
"merket, daß drie ein got sint...ez sint drie personen ein erstikeit in der einikeit irs natiurlichen wesens..."
Ich selbst rechne mich - in aller Unbescheidenheit - zu den Mystikern. Deshalb habe ich all die christlichen Mystiker als Vorbilder geliebt. Mein Hinweis auf die persona betraf diesen Begriff persona, der relativ neu ist und mir daher zur Beschreibung Gottes eigentlich ungeeignet erscheint.
ELi7: und leere Worthülsen sind am wenigsten geeignet, Göttliches zu beschreiben.
maria: . . . Und sind eigentlich nicht alle Worte nur Hülsen für denjenigen, der des eigenen Erlebens entbehrt?
Ja. so sehe ich das auch, explizit sogar, danke.
Alles Liebe
ELi


