Seit fast zweieinhalb Jahren ist Ausnahmezustand. Corona. Es hat mich alles gekostet. Alles weg. Alle Gruppen im Tageszentrum weg. Alle Struktur, aller Alltag ist weg.
Die Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker ist auch weg. Alle Freunde weg. Alle Bekannten. Mein Bruder ist doppelt so anstrengend geworden, mittlerweile körperlich auch noch schwer krank, er hat überall offene Wunden.
Alles, was mir Kraft gegeben hat, hat sich aufgelöst. Meine Ärztin hab ich zwei Jahre nicht gesehen. Die Psychologin ebenfalls. Die Depression sagt mir jeden Tag ins Gesicht, daß sie gewonnen hat. Seit einem Jahr kann ich nicht mehr gegensteuern, ich hab keine Reserven mehr. Mir macht nicht mal mehr das Radfahren und Puzzle legen Freude.
Meinen Job hab ich verloren, den letzten Sinn, weil ich versagt habe. Ich bin müde, traurig und endlos enttäuscht von mir selbst.
Ich hab verloren gegen einen Virus.
Hallo liebe
@Loop.
es tut mir wirklich von Herzen leid für dich - wie du dich jetzt fühlst und kann dich gut nachvollziehen und verstehen. Ich glaube, dass kann auch jeder, der selbst mal plötztlich wie vor dem Nichts gestanden hat und alles verloren hat und sich von einem Zuviel übrrollt fühlt und sich dannfür einen Totalversager hält.
Deinen Eingangspost - hast du ja hier unter Aufgeschrieben aus dir heraus geschrieben. Und zum sich etwas rausschreiben und aufschreiben ist dieses UF ja auch gedacht. In deinem Beitrag kann ich aber auch rein gar nichts von dir an Schuldzuweisung an Andere lesen, es werden keine Namen erwähnt. Du richtest hier aber eine sehr selbstkritischen Anklage und Schuldzuweisung an dich selbst..
Hättest du deinen Job beim Chef eines Krämerladens um die Ecke verloren - gäbe es hier auch mit Kommentaren dazu keinerlei Probleme. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Chef hier mit seiner langjährigen Forumserfahrung damit umzugehen versteht und Mann's genug ist sich selbst einzuschalten und sich dazu äussern- wenn ihm hier etwas missfällt und dafür keinen Verteidiger oder Fürsprecher braucht.
Hier im Aufgeschrieben ist jeder ein ganz normaler User und keiner hier in Mod Funktion.
Wenn du die Erlaubnis gibst, dass auch Andere hier etwas an Meinung dazu zu schreiben - dann ist das für mich ein aussprechen eigener Gedanken und Meinung dazu (die man eben auch unausgesprochen schon hatte) und keine Anklageschrift oder Schuldzuweisung.
Und wer hier länger mit dabei ist und sich nicht auch schonmal ziemlich über den Chef hier geärgert hat - wenn z.B. plötzlich von jetzt auf gleich mit falschem Themensperrewort für eine Woche rausgeflogen oder sich als falsch und ungerecht ermahnt gefühlt hat - wegen schlechten Benehmens ....der hat hier eben wohl auch noch nicht richtig mitgemacht.
Ich kenne dich natürlich nicht persönlich und nur von hier und auch mal von einem Userbild von dir. Ich halte dich aber für einen sehr loyalen und gefühlvollen und mitfühlenden Menschen, der sich alles sehr zu Herzen nimmt, gerne für Andere da ist und möglichst und am Liebsten allen zugleich am Allerbesten helfen will und alles gibst, was du kannst.
Zu dir selbst bist du dann aber sehr selbstkritisch und siehst dich oft als nicht gut genug an und wirfst dir innerlich vor, nicht genug zu sein und nicht genug getan zu haben..
Aber ich habe den Eindruck, dass bei dir die Belastungsgrenzen so fliessend sind, dass du es selbst gar nicht bemerkst, wenn sie überschritten werden - von dir selbst. Vor allem dann nicht, - wenn sie schon sehr lange kräftezehrend überschritten sind. Wo du dich - viel zu spät und schon geschwächt - dann aber auch noch schwerer tust, dann auch noch mit nein-sagen anzufangen, um dir Erleichterung und Abstand zu verschaffen.
Auch in der Selbsthilfe-Gruppe der Angehörigen - bist du als sehr offener und aufnahmefähiger und empfänglicher Mensch ja von Menschen umringt, die ihrerseits schlimmen Kummer mit ihren Angehörigen haben und sich hilflos fühlen. Wo du auch noch zusätzlich etwas vllt auch non-verbal mit aufnimmst - auch deren Schuldgefühle - vllt. und die Vorwürfe, die sie sich selbst machen.
Das dann auch meinen könnte, du brauchst einen "Eingriff des Schicksals" - um dich vor dir selbst und deiner Hilfsbereitsschaft zu schützen - man dich da rausholen muss /sollte und dich eine Zeit lang lahm legen muss um dich "zu retten", damit du merkst, dass du selbst auch noch da bist und dringend dich selbst und deine Aufmerksamkeit mal ganz für dich und deine Gesundheit brauchst.
Dass du, immer dein Bestes zu geben bereit bist und getan hast, das glaube ich dir pers. sofort. Nur ist man als Mensch aber eben auch nicht jeden Tag gleich gut - kein Mensch ist das immer- und das Beste ist an manchen Tagen eben dann auch nicht 100 Prozent - aber am eigenen Energieniveau an dem Tag gemessen - dann eben doch 100 Prozent.
Wenn man dann durch sich immer mehr summierende ungute Umstände plötzlich von allem überrollt sieht und alles verloren hat - meint alles verloren zu haben, weil einem mehreres genommen wurde, an dem man trotz Kräfteschwund immer noch fest gehalten hat - dann ist da auf einmal ein Riesen-Loch in einem - eine Leere, in der man sich mutterseelenallein fühlt und sich erstmal gar nicht mehr richtig fühlt.
Und dann sieht man auch nicht mehr- was man mit dem eigenen Leben und Sein - für eine Bedeutung für Andere hatte und fühlt sich vorübergehend komplett rundum nutzlos und wertlos.
Einer meiner Lieblingsfilme zu Weihnachten ist ein ganz alter Film - "Ist das Leben nicht schön" - wo jemanden sich aufgrund eines schweren Fehlers wünscht, nicht geboren worden zu sein und man ihn dann fiktiv sehen läst- wie das Leben Anderer verlaufen wäre- wenn er nicht geboren worden wäre.
Dieses Video hier -hat mich daran erinnert und auch daran - wieviel Menschen mit ihrem Mitgefühl und ihrer Gutherzigkeit doch Licht in das Leben Anderer bringen können.
Für mich bist du - eine von ihnen... Fühl dich mal aus der Ferne lieb