Liebe Emilia,
es scheint, als wenn ich ihn schon ewig kenne und ich weiß Dinge über ihn, über die wir nie gesprochen haben. Anfang Juli habe ich ein älteres Ehepaar und eine junge Frau in der Stadt gesehen. Ich wußte sofort, dass es seine Familie ist - obwohl ich sie gar nicht kenne - und er hier in der Firma sein muß. Vor kurzem hat er mir bestätigt, dass er für einige Tage in Deutschland war, aber keine Zeit hatte, sich zu melden. Sehr schade, aber vermutlich war es mal wieder nicht der richtige Zeitpunkt.
Manchmal, wenn ich mir ein bestimmtes Photo anschaue, dann verändert sich sein Gesichtsausdruck. Er strahlt, schaut vorwurfsvoll, aufmunternd, traurig. Ich spüre seine Gegenwart, obwohl er über 9000 km weit weg ist. So gibt es ganz viele Dinge, die mir sagen, dass er ein Teil von mir ist.
Du mußt wissen, ich bin vor ca. 1,5 Jahren schwer erkrankt. Ich habe allen negativen Prognosen getrotzt (höchstens noch 12 Monate) und heute bin ich zwar nicht kerngesund, aber es geht mir sehr gut; eigentlich besser wie vorher. Diese Erfahrung, dass ich fast gestorben wäre, hat mich auch in spiritueller Hinsicht verändert und ich habe eine großartige Achtsamkeit und daher vertraue ich auf meine Gefühle.
Und dann..., dann kommt irgendwann der Verstand der sagt, das das alles gar nicht sein kann und ich mir diese Gefühle nur einbilde. Er müßte doch auch etwas, von all dem spüren. Leider schaffe ich es nicht immer, die leisen Zweifel einfach ziehen zu lassen. Manchmal habe ich dann Angst, was passiert wenn wir uns eines Tages wieder sehen, denn wir werden bestimmt auch über uns sprechen. Was ist, wenn ich wirklich erkennen muß, dass das alles nur einseitig ist? Wie schaffe ich es, nicht den Glauben an mich zu verlieren?
Ich habe vor einem Jahr eine 2. Chance bekommen... dass wird doch einen Grund haben. Ich darf den aufkommenden Zweifel keinen Raum geben... denn es ist nur Platz für meine Liebe.
Dir einen lieben Gruß
Rissi