Weltbilder, Gottesbeziehungen und Spiegelungen

Ich gebe dir in diesem Punkt vollkommen recht.
Selbst wenn vielleicht für dich persönlich gar nichts fruchtbares dabei rauskommt, so kann es anderen um so mehr für etwas dienen.

Mir hat dein Text für etwas gedient. Ich möchte dir auch gerne erklären für was:

Als ich deinen Text gelesen habe, bin ich sofort in den Modus geraten, den Text aus der Perspektive zu lesen, wie ich ihn in meinem alltäglichen Tun immer lese:
Wo sind die Schwachstellen, was widerspricht sich, ist die Argumentation stringent, was kann verbessert werden...usw. <--meine Konditionierung.

Ergebnis:
Sprachliche Bilder sind zwar schön, aber der gesamte Text steckt voller inhaltlicher (gedanklicher) Fehler, Präzision fehlt, Argumentation widersprüchlich, nicht stringent....usw.
Okay, jetzt wirst du vielleicht denken: wtf?!

Richtig, habe ich mir dann auch gedacht, in Anbetracht der Tatsache, dass hier das MUF ist.
Dein Text schneidet aber relativ viele gängige philosophische Theorien bzw. Konzepte, auf die ich beim Lesen automatisch angesprungen bin.
Dein Text hat mir also wiedermal vor Augen geführt, wie stark Konditionierungen sein können, denn ich war schon drauf und dran, nen fetten (überlangen) Beitrag an dich zu verfassen, um dich auf den Quark hinzuweisen, den du da stellenweise verzapft hast.

Aber was bringt uns das denn? Mir zumindest nichts, weil ich meinen Selbstwert nicht daraus ziehe, in einem Forum jemanden fachlich kleinzubügeln. Das mache ich extrem selten, aber z. B. bevorzugt dann, wenn sich jemand unberechtigter Weise mit großen Namen schmücken möchte, obwohl da absolut gar kein Wissen da ist.

Aber das trifft auf dich ja nicht zu.

Ich würde sogar so weit gehen, folgende Aussage von dir zu modifizieren:



Es ist zwar ein etwas aufgesetzter, aber dennoch tief empfundener bedeutungsschwangerer innerer Monolog.

Meinem Empfinden nach hast du da Herzblut reingesteckt, daher kann er nicht zu 100 % aufgesetzt sein.
Aufgesetzt hieße für mich, dass du nur in Hinblick auf die Reaktion der hiesigen Userschaft deinen Text so formuliert hast, wie du es eben machtest.
Du scheinst Spaß am Denken zu empfinden, was ich persönlich als eine äußerst schätzenswerte Eigenschaft ansehe.
Es ist zwar oft eine Gradwanderung zwischen Denken und Zer-denken, aber du machst jetzt nicht den Eindruck, als ob du in einer Gedankenmühle gefangen wärst. Im richtigen Moment abschalten zu können, ist nämlich eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, um erfolgreich Magie praktizieren zu können.

Um es kurz zu machen:

Dein Text hat in mir zunächst einen Reflex ausgelöst, dem ich aber letztendlich nicht nachgegeben habe.
Da ich hier schon öfter mal etwas von Reagieren, Agieren, Flexibilität usw. geschrieben habe, möchte ich mit diesem Beitrag einfach mal ein praktisches Beispiel anführen.

Erklärung:

Hätte ich inhaltlich auf deinen Beitrag reflexartig reagiert, hätte ich mein Tun von meiner Konditionierung bestimmen lassen.
Dadurch, dass ich dir etwas über den inneren Prozess beim Lesen deines Beitrags geschrieben habe, durchbrach ich diese Konditionierung und entschied selber, in welcher Form ich agieren möchte.

Ich habs jetzt einfach mal mit dir geteilt. :)

Ich hätte mich von dir sogar gerne zersetzen lassen.
Allerdings ist es natürlich ebenso wünschenswert wenn dir die eigenen Konditionen ins Auge stechen.
Aus solchen Mustern bewusst zeitweilig auszusteigen ist eine hohe Kunst.

Mir bricht allerdings kein zacken aus der Krone wenn ich von dir Buchstabe für Buchstabe auseinandergenommen werde.
Solange du einen Punkt hast der über "Du bist voll doof" hinausgeht, ist das wohl das produktivste dass dabei rauskommen kann.
Einig schweigende Zustimmung ist dagegen wesentlich ereignisloser.

Natürlich war das keine Doktorarbeit, das soll es auch nicht sein.
Sondern einfach nur Gedankenzüge die mir durch den Kopf gingen.

Worin du darin die Klischees ausmachst klingt für mich nach einer spannenden Frage, da das tatsächlich meine Gedanken sind.

Allerdings kann man das in der Tat mit viel Liebe zum Detail demontieren.
Das könnte ich selbst.
Es ist generell sehr interessant die eigene Position zu verlassen und gegen sich selbst in eigentlich gegenläufigen Mustern zu argumentieren.
Am Ende kommt man wohl zu dem Schluss dass sich prinzipiell jede Logik schließen lässt. Falls man denn mein Geschwafel als Logik deklarieren möchte.

Allgemein geht man gerne davon aus es gäbe stets eine richtige Perspektive und viele Irrwege des Unsinns.
Tatsächlich lässt sich aber fast jeder Ansatz beliebig ausweiten.

Wenn man sich davon nicht frustrieren lässt oder in die "Ich zeige dir nun wie recht ich habe!" Schlaufe tappt, hat man durch diese Erkenntnis zutritt zu einem sehr interessanten Setzkasten der Argumentation.
 
Zuletzt bearbeitet:
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DerGrüneGott;4640010 schrieb:
Allgemein geht man gerne davon aus es gäbe stets eine richtige Perspektive und viele Irrwege des Unsinns.

Tatsächlich lässt sich aber fast jeder Ansatz beliebig ausweiten.
Wenn man sich davon nicht frustrieren lässt oder in die "Ich zeige dir nun wie recht ich habe!" Schlaufe tappt, hat man durch diese Erkenntnis zutritt zu einem sehr interessanten Setzkasten der Argumentation.

Durchaus.
Aber in Foren ist es ein etwas schwieriges Unterfangen, einen Gesprächsparter zu finden, der Perspektiven einnehmen kann, die vom eigenen Standpunkt mit unter erheblich differieren. Meistens ist leider immer das eigene Empfinden mit involviert und somit auch die Schlaufe "Ich zeige dir nun wie recht ich habe!" vorprogrammiert.


Gute Nacht.
 
setzt man tun denn um :confused: ist es nicht besser man tut es direttissima?

Man wird immer von etwas bewegt, man reagiert letztlich auch immer, man ist immer in einem System. Was uns bleibt ist das Maß der Flexibilität zu erweitern.
Das funktioniert u. A. ganz gut, wenn man Ablehnung ablehnt.
 
Durchaus.
Aber in Foren ist es ein etwas schwieriges Unterfangen, einen Gesprächsparter zu finden, der Perspektiven einnehmen kann, die vom eigenen Standpunkt mit unter erheblich differieren. Meistens ist leider immer das eigene Empfinden mit involviert und somit auch die Schlaufe "Ich zeige dir nun wie recht ich habe!" vorprogrammiert.


Gute Nacht.

Das hat ja auch seinen Sinn wenn man nicht positionslos verrecken möchte.
Beliebigkeit ist äußerst beweglich aber eben nicht sehr solide.
Das ist eine funktionelle Frage ob ich gerade "schwimmen" oder "Treppen" steigen möchte.

Ich kann diese Schleife selbst nicht immer verlassen, wenn gerade etwas mein Ego kitzelt. Ich will es auch gar nicht.
Immerhin will man andere ja auch beeindrucken.
Und dieser sture Ehrgeiz ist durchaus ein konstruktiver Motor.

Fast könnte man meinen "Jeder hat recht" egal welchen Unsinn er auch verzapfen möge.
Allerdings ist es wenig erhellend alles zu relativieren.

Was ich statt dessen eher bejahen würde ist:
Wir alle irren uns. Egal wie solide manche Grundsätze auch wirken mögen.
Aber wie durch Zauberhand hat man manchmal dennoch Erfolg.

Magie ist die Kunst die Wahrheit mittels lebendiger Irrtümer zu erahnen. :rolleyes:

Gute Nacht.
 
DerGrüneGott;4639973 schrieb:
Das stimmt sogar.
Es ist ein aufgesetzt bedeutungsschwangerer innerer Monolog.
Dabei kann jedoch etwas sehr fruchtbares herauskommen.
Es kann einen natürlich auch einfach nur langweilen.

Genauso verhält es sich mit dekonstruktiver Kritik, bei der man eigentlich nur bemüht ist den eigenen Mund zu bewegen.
Das kann einen ebenso langweilen.
Hin und wieder schubst es einen aber auch in die richtige Richtung.
Selbst wenn die Hilfe nicht beabsichtigt war.

Egal welchen Samen mal ausstreut, der jeweilige Acker entscheidet über Gedeihen und Verdorren.
Klar. Ich habe ja nicht behauptet, dass derlei Gedanken nie von Bedeutung wären. Mache nur derzeit die Erfahrung, dass sie mir viel zu wichtig waren, und spreche insofern auch mein vergangenes Ich an. In der Erschöpfung ist ein Teil meiner Selbst magisch lebendig, der einfach wirkt und seine Vitalität auslebt. Er hält sich nicht mit Erwägungen auf, weil er weiß, was er zu tun hat. Ein Fahrradfahrer mag sich den Kopf darüber zerbrechen, wie genau seine Muskeln funktionieren, und vielleicht bewerkstelligt er es dadurch, seine Leistung zu optimieren, aber wenn er ausschließlich über seine Muskeln spekuliert, kommt er keinen Meter weit, und wenn er gerade fährt, spekuliert er nicht.

Ich plädiere einfach dafür, die Theorie nicht zu wichtig zu nehmen. Vermitteln lässt sie sich eh nicht wirklich, da sie (erfreulicherweise) nicht das Zeug zur objektiven Wissenschaft hat.
 
Man wird immer von etwas bewegt, man reagiert letztlich auch immer, man ist immer in einem System. Was uns bleibt ist das Maß der Flexibilität zu erweitern.
Das funktioniert u. A. ganz gut, wenn man Ablehnung ablehnt.

seh ich auch so. und sei es nur, dass man glaubt man habe mehr flexibilität gewonnen durch diese oder jene massnahme; dies allein schon verleiht dem tun mehr kraft.

eine andere spannende möglichkeit ist es, auf einen anspruch auf flexibilität zu verzichten. dies lässt lustiger weise zwänge in sich zusammenfallen. und das tun erhält so eine andere kraft, die des spiels...
 
seh ich auch so. und sei es nur, dass man glaubt man habe mehr flexibilität gewonnen durch diese oder jene massnahme; dies allein schon verleiht dem tun mehr kraft.

eine andere spannende möglichkeit ist es, auf einen anspruch auf flexibilität zu verzichten. dies lässt lustiger weise zwänge in sich zusammenfallen. und das tun erhält so eine andere kraft, die des spiels...

Ja, es ergibt sich anspruchslos und wird spielerisch.
 
Klar. Ich habe ja nicht behauptet, dass derlei Gedanken nie von Bedeutung wären. Mache nur derzeit die Erfahrung, dass sie mir viel zu wichtig waren, und spreche insofern auch mein vergangenes Ich an. In der Erschöpfung ist ein Teil meiner Selbst magisch lebendig, der einfach wirkt und seine Vitalität auslebt. Er hält sich nicht mit Erwägungen auf, weil er weiß, was er zu tun hat. Ein Fahrradfahrer mag sich den Kopf darüber zerbrechen, wie genau seine Muskeln funktionieren, und vielleicht bewerkstelligt er es dadurch, seine Leistung zu optimieren, aber wenn er ausschließlich über seine Muskeln spekuliert, kommt er keinen Meter weit, und wenn er gerade fährt, spekuliert er nicht.

Ich plädiere einfach dafür, die Theorie nicht zu wichtig zu nehmen. Vermitteln lässt sie sich eh nicht wirklich, da sie (erfreulicherweise) nicht das Zeug zur objektiven Wissenschaft hat.

Das ist ein witziger Kern. Man scheint immer wieder einen Punkt zu erreichen an dem bisherige Erkenntnisse als lange Verkettung von Irrtümern erscheinen und erneut begreift man in rasendem Tempo das Upgrade der Weltenformel.
Aber eigentlich begreift man gar nichts und setze einfach nur den eigenen Geist in Bewegung. So lässt sich irgendwie alles als lächerlich oder erhebend begreifen. Ich glaube die Frage die sich dabei wirklich stellt ist nicht "Blicke ich auf eine Wahrheit?" sondern vielmehr "Führt mich dieses irre zeug auf den Trip den ich gerade brauche?". x)

Und ja, sehe ich genauso wie du.
Ich habe Magie lange zeit als "Bewusstwerdung" verstanden.
Aber wozu eigentlich?
Intuitive Prozesse sind wesentlich Ressourcenfreundlicher und halten den Blick für das Wesentliche frei.
Auch hier greift am Ende das Sparsamkeitsprinzip.

Bewusstwerdung ermöglicht durchaus die ein oder andere interessante Einsicht in die Details. Aber dennoch sollte man ein gewisses naives Vertrauen in die Selbstständigkeit der immer brüchiger erscheinenden Alltagsrealität legen. Magie ist so gesehen weder wahr oder erhaben sondern einfach nur speziell.

Das dabei errungene Bewusstsein ist oft der eigentlich größte Störfaktor.
Man ist schlicht "übermotorisiert" und scheitert an Hindernissen die andere nicht bemerkt hätten. Aber man will sich ja lobend auf die eigene Schulter klopfen sich alles bewusst gemacht zu haben.

Sämtliche Prozesse dauerhaft bewusst zu beäugen ist jedoch so wünschenswert wir jeden Herzschlag durch einen bewusst erteilten Impuls auslösen zu müssen.

Die Fähigkeit zwischen den Mustern zu zappen ist so gesehen wesentlich zielführender als neue Muster zu entwickeln.
Am Ende hält man sich sonst für einen Kolibri. :D
 
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Fazit: Realitätsmanagement ist genauso frustrierend wie Debugging.
Hauptsache das Ding läuft irgendwie und bei einem kurzen Stottern hilft es oftmals auch einfach kurz feste draufzudonnern.
 
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