Es wird wieder mal Zeit für ein einen neuen Beitrag in diesem Thread ...
Sankt Augustinus sagt: Es gibt ihrer viele, die Licht und Wahrheit gesucht haben, immer aber nur draußen, wo sie nicht war. Darüber kommen sie zum Schluß so weit nach draußen, dass sie niemals wieder heim noch wieder hereinkommen. Und drum haben sie die Wahrheit nicht gefunden; denn die Wahrheit ist innen in dem Grunde und nicht draußen. ... Denn sobald Gott den Grund innen mit der Wahrheit berührt, wirft sich das Licht in die Kräfte, und der Mensch kann dann bisweilen mehr, als ihn irgendwer zu lehren vermöchte.
In diesem Zusammenhang spricht Eckhart immer wieder von der Geburt des Menschen. Aber er meint damit nicht die physische Geburt, wie man es annehmen möchte, sondern er spricht von der echten Geburt des Menschen ... von der Jesus in seiner Begegnung mit Nikodemus gesprochen hat (vgl. Joh 3,1) als er meinte, dass der Mesch durch den Geist wiedergeboren werden müsste. Und Eckhart streicht so deutlich heraus, dass diese Geburt der Endzweck der menschlichen Existenz ist, weil sie ihn zu Gott zurückbringt:
So auch zielt Gott in allen seinen Werken auf einen gar beseligenden Endzweck ab, das ist: auf sich selbst und darauf, dass er die Seele mit allen ihren Kräften zu diesem Endziel bringe, das ist: zu sich selbst.
Eckhart beschreibt alsdann, dass die Seele sich aber mit ihren Kräften nach außen zerstreut und spricht dann die 5 Sinne an ... die er an anderer Stelle als die 5 Diebe bezeichnet

und er sagt, dass "die im Inneren wirkenden Kräfte dafür um so schwächer sind". Je mehr wir uns also der Lust des Sehens, der Lust des Hörens, der Lust des Gaumens, der Lust zwischen den Beinen usw. hingeben, desto weniger Kraft hat die Seele, um sich Gott (nach innen) zuzuwenden. Das ist wirklich unendlich traurig, weil wir ja nicht aus unserer Haut können und irgendwie total süchtig nach diesen Reizen sind ... und dabei berauben wir uns aber dieser viel intensiveren Glückseligkeit im Inneren.
Will sie (= die Seele) daher kraftvoll im Innern wirken, so muss sie alle ihre Kräfte wieder heimrufen und sie aus allen zerspreiteten Dingen zu einem indwendigen Wirken sammeln ... sollten wir uns allen Dingen entziehen und alle unsere Kräfte sammeln, um die einige, unermessliche, ungeschaffene, ewige Wahrheit zu schauen und zu erkennen! hierzu sammle all deine Sinne, all deine Kräfte, deine ganze Vernunft und dein ganzes Gedächtnis. Das (Anm. Aufmerksamkeit) lenke in jenen Grund, wo dieser Schatz verborgen liegt. Soll diese geschehen, wisse, so musst du dich aller anderen Werke entschlagen und musst in ein Unwissen gelangen, wenn du dies finden willst.
Pauhe ... mit einem Satz ausgedrückt ... es geht im Leben nicht darum alles auszukosten was es im Leben auszukosten gibt, sondern es geht darum, die Aufmerksamkeit auf das zu richten was jenseits der Illusionen von Werden und Vergehen liegt ... und damit ist gemeint das Bewusstsein mit allen nur erdenklichen Kräften nach innen zu Konzentrieren ... mit Meditation. Und wahre Meditation soll nicht die 5 Sinne anregen, wie etwa äußere Bilder oder äußere Musik. Letzteres mag positive Wirkungen haben, aber die wahre Meditation ist das Zurückziehen der Sinnesströme nach innen. Wer richtig meditiert zieht sein Bewusstsein von der Außenwelt zurück.
Deswegen sagt Eckhart auch:
Wenn der Mensch ein inneres Werk wirken soll, so muss er alle Kräfte einziehen, recht wie in einen Winkel der Seele, und sich vor allen Bildern und Formen verbergen, und dort kann ER wirken. Dabei muss er in ein Vergessen und in ein Nichtwissen kommen. Wo dieses Wort gehört werden soll, muss es in einer Stille und in einem Schweigen geschehen. Man kann diesem Worte mit nichts dienlicher sein als mit Stille und mit Schweigen; da kann man's hören und versteht man's recht: in jenem Unwissen. Wo man nichts weiß, da weist und offenbart es sich.
Eckhart sagt, dass die Seele ihre Aufmerksamkeit immer nur an einen Punkt richten kann und richtet sie ihre Aufmersamkeit nach außen, fließt sie mit dieser Aufmerksamkeit quasi mit in das Äußere. Die Seele kann nur Werke wirken, wenn sie quasi mit Hingabe dabei ist ... aber die äußeren Werke verursachen leider zugleich eine Schwächung der inneren Werke. Und an diesem Punkt fügt Eckhart eine sehr interessant Stelle der Bibel hinzu, nämlich Matth. 10, 34-37:
"37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. 34. Denkt nicht ich bin gekommen um Frieden auf die Erde zu bringen sondern das Schwert. (und hier liefert dann die Bibel mit ihrer Übersetzung ziemlichen Unsinn und es ist besser Eckhart heranzuziehen, der schreibt: ... sondern ich bin gekommen "auf dass ich alle Dinge abschneide und abschneide die Schwester, den Bruder, die Mutter, das Kind, den Freund, der in Wahrheit dein Feind ist. Denn was dir vertraut ist, das ist in Wahrheit dein Feind."
Und das ist eine gewaltige Sache, denn normalerweise sind die Dinge die wir zu lieben glauben und uns soooo nahe meinen unsere schlimmsten Verstrickungen! Und diese Dinge beinhalten so tiefe emotionale Anspannungen und so viel Leid, dass es keine größere Wohltat gibt, als einen Jesus, der uns aus diesen Fängen mit seinem Schwert befreit.
Jeder Mensch, der sich schon mal mit dem psychologischen Ansatz des inneren Kindes auseinandergesetzt hat weiß, dass wir sehr tiefe seelische Verstrickungen mit unserem Eltern haben und unser heutige Persönlichkeitsstruktur maßgeblich vom familiären Umfeld (v.a. Vater und Mutter) geprägt wurde. Da sind so viele automatische Programme in uns angelegt worden, an die wir als Erwachsener nur mit Mühe herankommen. Da sind auch in den besten Familien emotionale Anspannungen vorhanden ... unglaublich. Und die Ursachen reichen meist weit über ein Leben hinaus. Und dann kommen neben den Eltern noch viele andere Menschen hinzu die uns nahestehen. Alles ist ein dermaßen komplexes Geflecht an Verstrickungen (bzw. Abhängigkeiten) und wir haben im Laufe der Zeiten Unmengen an Aufmerksamkeit und Seelenenergie in diese Aktivitäten hineingesteckt ... und wir haben uns da verhedert, wie ein Insekt in einem riesigen Spinnennetz - meist weil wir selber einfach nicht loslassen können ... bzw. nicht bereit sind zu vergeben und zu vergessen.
Ja und jetzt sagt Jesus quasi ... Freunde, glaubt nicht, dass ich das mitansehe und euch da weitermachen lasse, denn ich schlage die Stricke durch die euch aneinander binden.
Aber dann ist auch ganz klar ... "wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich ist meiner nicht würdig ..." was eben bedeutet, dass Gott nur denen helfen kann, die diese Hilfe auch annehmen wollen. Wenn der Mensch nicht will (und lieber den äußeren Verlockungen nachläuft[die körperlichen Eltern für wichtiger erachtet als die wahren Eltern ... von denen auch die leiblichen Eltern abstammen]), dann will er nicht und Gott lässt ihn ziehen und wartet sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Es geht jedenfalls um Heimkehr. Es ist wichtig diese Bitte auch zu äußern. Heimkehr geht natürlich nicht von heute auf morgen, denn das ist eher ein Prozess, als ein augenblickliches Ereignis, aber Gott kann keine Bitte ablehnen. Seine Hilfe wird kommen und wir werden diese Hilfe immer stärker wahrnehmen.
lg
Topper