Weisheitslehren - höchste Wahrheiten/Lebensweisheiten

Hey Tannenzapfen,

jeder hat so seine Aufgaben zu erfüllen, der Bösewicht genauso, wie der Heilige. Die Aufgaben des Heiligen sind nun mal dadurch gekennzeichnet, dass er auch anderen etwas vom göttlichen Nektar abgibt. Offenheit und Empfänglichkeit sind aber dafür erforderlich. Und wenn ein Schüler sich vom Meister abwendet, wird der Meister ihn zu nichts zwingen. Das Göttliche greift niemals in den freien Willen des Menschen ein. Der Meister weiß, dass, wenn er die Saat gesäet hat, sie irgendwann erblühen wird. Die Exkursionen des Egos bekümmern ihn wenig.

Um auf deine Frage zurückzukommen ... die Liebesfähigkeit ist wirklich ein Gradmesser von spirituellem Fortschritt ... vor allem die Liebe zum Göttlichen. Und je reiner ein Mensch wird, desto mehr Liebe wird von diesem Menschen ausgehen. Je mehr Seele von innen durchdringt, desto sanfter und liebevoller wird der Mensch. Worin sonst sollte die Aufgabe eines Meisters liegen, wenn nicht darin die Leuchtkraft der Seele zu stärken und die dunklen Schatten des Egos zu vertreiben.

Ja bitteschön, hab die Zeilen auch gerne für dich geschrieben :-)

lg
Topper


Hallo TopperHarley,

leider habe ich im Moment nicht sehr viel Zeit, um ausführlicher zu schreiben. Wollte aber dennoch mal schnell ein "Danke" in diesen Thread werfen. Ich fand Eure und vor allem Deine Beiträge sehr sehr inspirierend. Ich bin ein Mensch, der sich sehr intensiv mit "Gott/dem Leben" auseinander setzt und es macht mich glücklich zu sehen, dass es einige Menschen gibt, die so unheimlich ähnlich denken wie ich! Ich gehöre eher zu den stillen mitlesern in diesem Forum und würde mich sehr freuen, wenn noch mehr solcher "Weisheitslehren" hier behandelt werden. Mal schauen, vielleicht fällt mir auch noch was ein.

Bis dahin alles Liebe Euch allen!

Nonchalance
 
Werbung:
Hallo Nonchalance,

danke für dein nettes Feedback. Es freut mich und bestärkt mich natürlich, diesen Thread hin und wieder mit ein paar Zeilen zu füttern :). @Tannenzapfen beherrscht aber auch die Kunst gute Fragen zu stellen ;) Du, @Nonchalence bist natürlich immer eingeladen deine Ansichten zu posten. Das ist ja immer etwas Besonderes, wenn man eigene Überzeugungen/eigenes Wissen in Beiträgen anderer Menschen findet.

lg
Topper
 
Verhaftung und Abhängigkeit genau das ist es nämlich, was den Aussagen von Buddha und Jesus zugrunde liegt. Wir binden uns aus Egoismus an andere Menschen ... weil die uns etwas geben, worauf wir meinen angewiesen zu sein: körperliche Nähe, Anerkennung, Stärke, Macht, Ansehen, Absicherung usw. Die Motive warum Menschen zusammenleben sind oft ziemlich selbstsüchtig. Wir wollen dies und jenes haben ... und sobald der Partner uns das aber nicht mehr geben kann, kommt es zu Problemen. Letztlich geht es darum, dass wir uns dabei selber verletzen, weil wir nicht in der eigenen Wahrheit leben ... und Veränderung kann nur dann eintreten wenn die Lebensumstände sooo unerträglich werden, bzw. es zum Crash kommt, damit sich der Mensch bewegt. Alle Stärke liegt aber in uns selber!

Buddha sagt, man soll weder Frau, Kind noch Familie haben. Jesus sagt
dementsprechend, man soll Vater, Mutter und alle Geschwister 'hassen'! Ist das ein Aufruf zum Asketentum?

Nein, nicht wirklich, denn die Familie ist etwas sehr Heiliges. Es geht nur um das WIE. Wer sich eine Partnerschaft, Familie usw. sehr innig wünscht ... wenn sich eine Frau ein Kind wünscht ... dann soll sie es haben und das ist ihr gottgewolltes Recht. Sie soll sich dem auf die beste Weise widmen ... dem Kind, dem Partner ... denn der selbstlose Dienst ist eines der höchsten Dinge.
Andererseits, wenn sie es schafft diesen Wunsch nicht zu stellen ist das ebenso gut, ja wenn nicht sogar sehr gut. Weil Familie automatisch Verhaftung mit sich bringt. Familie braucht auf jeden Fall Aumerksamkeit und viel viel Zeit.

Letztlich ist alles ein Zeitproblem. Wir haben 24 Stunden pro Tag zur Verfügung ... und der Großteil geht für die Körperpflege/Körperruhe drauf. Die entscheidende Frage lautet: "Wieviel Zeit bleibt mir, um mich mit dem Leben und Gott auseinanderzusetzen? Wieviel Zeit bleibt mir für meine spirituellen Übungen?"

Familie braucht Zeit aber spirituelles Erwachen ebenso! Wir werden Jesus nur würdig, wenn wir die Zeit finden, uns ihm zuzuwenden. Nur wenn wir ihm nachfolgen und tun, was er getan hat (Kontemplation, Meditation, Inversion, usw.) = "sein Kreuz tragen", dann gelangen wir dorthin, wo auch er hingelangt ist. Die Familie ist ein weltliches Ziel und sie hat ein Ablaufdatum. Sie ist ENDLICH. Spätestens der Tod, ein Unfall, ein Streit, die Zeit oder andere Umstände beenden diese menschliche Institution. Es geht deswegen darum, dass wir uns mit UNENDLICHEN, ewigen Zielen auseinandersetzen. Wir selber sollen an diesen Fortschritt arbeiten ... und die nötige Zeit dafür aufbringen. Das muss das oberste Ziel sein.

lg
Topper

HI,
ich denke man kann sich immer seinen spirituellen Übungen widmen, und wenn es beim Duschen, Kochen, Sport, Windeln wickel, oder sonst was ist.
Man hat immer Zeit, vor allem weil Zeit keine rolle spielt, wir haben sie geschaffen, setzen uns unter Druck, wollen so viel schaffen, für was?
Wobei, wenn man sich Zeit nimmt und entspannt ist, alles viel besser klappt.
Wenn man Familie will, dann ist das ok, jeder hat seinen eigenen Weg zu Gott, den Sinn seines Lebens zu finden.
Jemand der den ganzen Tag betet oder meditiert, wird Gott ebenso erreichen, wie jemand der den ganzen Tag für andere da ist, alles gibt was er hat.
Das ist unsere Aufgabe, alles geben was wir haben, so werden wir alles bekommen was wir brauchen, selbstlos sein. Wie Gott es ist, er gibt uns alles, verzeiht uns alles, wobei er es gar nicht muss, es gibt nichts zu verzeihen.

Wieso ist Familie endlich?
Du hilfst anderen Seelen auf dieser Erde, ihrem Kreislauf zu folgen, ihren Sinn zu erkennen, ihren Weg zu gehen. Ihren unendlichen Weg zu gehen.
 
Hm, aber warum?
Ich kann nicht glauben, das der Sinn einfach nur "Spaß" sein soll. Denn dafür gibt es zu viel Leid, zu viel, was nicht Spaß macht.

Hi tannenzapfen,
ja es gibt viel Leid, aber wieso ist das so?
Weil wir es so wollen, im Grunde wollen die Menschen leiden, sie quälen sich, steigern sich in ihren Kummer rein, wollen bemitleidet werden, hören dass es ihnen ja so schlecht geht, damit sie sich etwas besser fühlen.
Würden sie erkennen, dass das Leben ein Spiel ist, sie es nur spielen müssen, die Arbeit als Beschäftigungstherapie sehen würden, sich amüsieren würden, spass haben würden, anderen helfen würden, dann ginge es ihnen gut.
Man kann viel mehr Dinge als spassig ansehen, wenn man sie nicht so fürchterlich ernst nimmt, wie es vor allem die Deutschen tun.
Wenn du den Tag startest indem du dich freust, positiv an alles ran gehst, überzeugt bist, das es ein schöner Tag wird, dann wird er es auch, auch wenn etwas passiert was du nicht so toll findest, wirst du es als halb so schlimm empfinden mit der positiven einstellung.
Du erschaffst deinen Tag, er kommt so wie du es willst.
Lg
 
Ich habe auch im koptischen Thomas Evangelium etwas entdeckt, das mit Buddhas Aussage übereinstimmt:

zitat:
Jesus sprach: Wer seinen Vater und seine Mutter nicht hasst, kann nicht mein Jünger werden. Und wer nicht seine Brüder und seine Schwestern hasst und wer nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.

Was soll uns das sagen?

lg
Topper


ich nehme an, es handelt sich um einen übersetzungsfehler
jesus hat bestimmt nicht zum hass aufgerufen -
eher zum kritischen hinterfragen angeregt

so verstehe ich diese "äusserung"

grüsse,
sundaughter
 
Hi tannenzapfen,
ja es gibt viel Leid, aber wieso ist das so?
Weil wir es so wollen, im Grunde wollen die Menschen leiden, sie quälen sich, steigern sich in ihren Kummer rein, wollen bemitleidet werden, hören dass es ihnen ja so schlecht geht, damit sie sich etwas besser fühlen.
Lg


ja, die menschen beten leid an - sonst würden sich nicht eine grosse mehrzahl der menschen zu einem glauben bekennen, der jesus an das kreuz genagelt lässt : sie beten den TOD an
sie schreiben, daß sie froh sind, dass er gestorben ist

sie erkennen nicht, daß die botschaft, die er uns signalisiert hat - vor allem für die jetztige zeit - ist, daß auch wir in den bewusstseinszustand, in dem jesus war, gelangen können, und dass es darum geht das zu LEBEN
 
Zur Diskussion freigegeben:

"Den geistigen Entwicklungsstand einer Gesellschaft erkennt man an der Anzahl der Paragraphen im Gesetzbuch. Je mehr Paragraphen, desto unterentwickelter ist die Gesellschaft."

(irgend so ein Inder)

Meinerseits dazu nur folgende Interrogationen:

1. Wie hat sich der Studiengang Jura entwickelt und warum?
2. Wo liegt die psychologische Wurzel des weit verbreiteten Paragraphengehorsams?
3. Copyright? What the heck?

:weihna1
 
Es wird wieder mal Zeit für ein einen neuen Beitrag in diesem Thread ...

Sankt Augustinus sagt: Es gibt ihrer viele, die Licht und Wahrheit gesucht haben, immer aber nur draußen, wo sie nicht war. Darüber kommen sie zum Schluß so weit nach draußen, dass sie niemals wieder heim noch wieder hereinkommen. Und drum haben sie die Wahrheit nicht gefunden; denn die Wahrheit ist innen in dem Grunde und nicht draußen. ... Denn sobald Gott den Grund innen mit der Wahrheit berührt, wirft sich das Licht in die Kräfte, und der Mensch kann dann bisweilen mehr, als ihn irgendwer zu lehren vermöchte.

In diesem Zusammenhang spricht Eckhart immer wieder von der Geburt des Menschen. Aber er meint damit nicht die physische Geburt, wie man es annehmen möchte, sondern er spricht von der echten Geburt des Menschen ... von der Jesus in seiner Begegnung mit Nikodemus gesprochen hat (vgl. Joh 3,1) als er meinte, dass der Mesch durch den Geist wiedergeboren werden müsste. Und Eckhart streicht so deutlich heraus, dass diese Geburt der Endzweck der menschlichen Existenz ist, weil sie ihn zu Gott zurückbringt:

So auch zielt Gott in allen seinen Werken auf einen gar beseligenden Endzweck ab, das ist: auf sich selbst und darauf, dass er die Seele mit allen ihren Kräften zu diesem Endziel bringe, das ist: zu sich selbst.

Eckhart beschreibt alsdann, dass die Seele sich aber mit ihren Kräften nach außen zerstreut und spricht dann die 5 Sinne an ... die er an anderer Stelle als die 5 Diebe bezeichnet :) und er sagt, dass "die im Inneren wirkenden Kräfte dafür um so schwächer sind". Je mehr wir uns also der Lust des Sehens, der Lust des Hörens, der Lust des Gaumens, der Lust zwischen den Beinen usw. hingeben, desto weniger Kraft hat die Seele, um sich Gott (nach innen) zuzuwenden. Das ist wirklich unendlich traurig, weil wir ja nicht aus unserer Haut können und irgendwie total süchtig nach diesen Reizen sind ... und dabei berauben wir uns aber dieser viel intensiveren Glückseligkeit im Inneren.

Will sie (= die Seele) daher kraftvoll im Innern wirken, so muss sie alle ihre Kräfte wieder heimrufen und sie aus allen zerspreiteten Dingen zu einem indwendigen Wirken sammeln ... sollten wir uns allen Dingen entziehen und alle unsere Kräfte sammeln, um die einige, unermessliche, ungeschaffene, ewige Wahrheit zu schauen und zu erkennen! hierzu sammle all deine Sinne, all deine Kräfte, deine ganze Vernunft und dein ganzes Gedächtnis. Das (Anm. Aufmerksamkeit) lenke in jenen Grund, wo dieser Schatz verborgen liegt. Soll diese geschehen, wisse, so musst du dich aller anderen Werke entschlagen und musst in ein Unwissen gelangen, wenn du dies finden willst.

Pauhe ... mit einem Satz ausgedrückt ... es geht im Leben nicht darum alles auszukosten was es im Leben auszukosten gibt, sondern es geht darum, die Aufmerksamkeit auf das zu richten was jenseits der Illusionen von Werden und Vergehen liegt ... und damit ist gemeint das Bewusstsein mit allen nur erdenklichen Kräften nach innen zu Konzentrieren ... mit Meditation. Und wahre Meditation soll nicht die 5 Sinne anregen, wie etwa äußere Bilder oder äußere Musik. Letzteres mag positive Wirkungen haben, aber die wahre Meditation ist das Zurückziehen der Sinnesströme nach innen. Wer richtig meditiert zieht sein Bewusstsein von der Außenwelt zurück.

Deswegen sagt Eckhart auch:

Wenn der Mensch ein inneres Werk wirken soll, so muss er alle Kräfte einziehen, recht wie in einen Winkel der Seele, und sich vor allen Bildern und Formen verbergen, und dort kann ER wirken. Dabei muss er in ein Vergessen und in ein Nichtwissen kommen. Wo dieses Wort gehört werden soll, muss es in einer Stille und in einem Schweigen geschehen. Man kann diesem Worte mit nichts dienlicher sein als mit Stille und mit Schweigen; da kann man's hören und versteht man's recht: in jenem Unwissen. Wo man nichts weiß, da weist und offenbart es sich.

:)

Eckhart sagt, dass die Seele ihre Aufmerksamkeit immer nur an einen Punkt richten kann und richtet sie ihre Aufmersamkeit nach außen, fließt sie mit dieser Aufmerksamkeit quasi mit in das Äußere. Die Seele kann nur Werke wirken, wenn sie quasi mit Hingabe dabei ist ... aber die äußeren Werke verursachen leider zugleich eine Schwächung der inneren Werke. Und an diesem Punkt fügt Eckhart eine sehr interessant Stelle der Bibel hinzu, nämlich Matth. 10, 34-37:

"37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. 34. Denkt nicht ich bin gekommen um Frieden auf die Erde zu bringen sondern das Schwert. (und hier liefert dann die Bibel mit ihrer Übersetzung ziemlichen Unsinn und es ist besser Eckhart heranzuziehen, der schreibt: ... sondern ich bin gekommen "auf dass ich alle Dinge abschneide und abschneide die Schwester, den Bruder, die Mutter, das Kind, den Freund, der in Wahrheit dein Feind ist. Denn was dir vertraut ist, das ist in Wahrheit dein Feind."

Und das ist eine gewaltige Sache, denn normalerweise sind die Dinge die wir zu lieben glauben und uns soooo nahe meinen unsere schlimmsten Verstrickungen! Und diese Dinge beinhalten so tiefe emotionale Anspannungen und so viel Leid, dass es keine größere Wohltat gibt, als einen Jesus, der uns aus diesen Fängen mit seinem Schwert befreit.

Jeder Mensch, der sich schon mal mit dem psychologischen Ansatz des inneren Kindes auseinandergesetzt hat weiß, dass wir sehr tiefe seelische Verstrickungen mit unserem Eltern haben und unser heutige Persönlichkeitsstruktur maßgeblich vom familiären Umfeld (v.a. Vater und Mutter) geprägt wurde. Da sind so viele automatische Programme in uns angelegt worden, an die wir als Erwachsener nur mit Mühe herankommen. Da sind auch in den besten Familien emotionale Anspannungen vorhanden ... unglaublich. Und die Ursachen reichen meist weit über ein Leben hinaus. Und dann kommen neben den Eltern noch viele andere Menschen hinzu die uns nahestehen. Alles ist ein dermaßen komplexes Geflecht an Verstrickungen (bzw. Abhängigkeiten) und wir haben im Laufe der Zeiten Unmengen an Aufmerksamkeit und Seelenenergie in diese Aktivitäten hineingesteckt ... und wir haben uns da verhedert, wie ein Insekt in einem riesigen Spinnennetz - meist weil wir selber einfach nicht loslassen können ... bzw. nicht bereit sind zu vergeben und zu vergessen.

Ja und jetzt sagt Jesus quasi ... Freunde, glaubt nicht, dass ich das mitansehe und euch da weitermachen lasse, denn ich schlage die Stricke durch die euch aneinander binden.

Aber dann ist auch ganz klar ... "wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich ist meiner nicht würdig ..." was eben bedeutet, dass Gott nur denen helfen kann, die diese Hilfe auch annehmen wollen. Wenn der Mensch nicht will (und lieber den äußeren Verlockungen nachläuft[die körperlichen Eltern für wichtiger erachtet als die wahren Eltern ... von denen auch die leiblichen Eltern abstammen]), dann will er nicht und Gott lässt ihn ziehen und wartet sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Es geht jedenfalls um Heimkehr. Es ist wichtig diese Bitte auch zu äußern. Heimkehr geht natürlich nicht von heute auf morgen, denn das ist eher ein Prozess, als ein augenblickliches Ereignis, aber Gott kann keine Bitte ablehnen. Seine Hilfe wird kommen und wir werden diese Hilfe immer stärker wahrnehmen.

lg
Topper
 
Maulana Rumi war ein Moslem-Heiliger und mir gefällt folgende Passage von ihm sehr:

Maulana Rumi schrieb:
Stirb o Freund, bevor du tot bist, wenn du das ewige Leben willst; allein durch einen solchen Tod erreichte Adris (ein Heiliger) den Himmel vor uns.
Du hast dich sehr bemüht, aber noch ist der Schleier der Materie nicht entzwei; denn den wirklichen Tod hast du nicht gefunden.
Solange du nicht stirbst, kann dein Kommen und Gehen nicht enden.
Bis du nicht die höchste Sprosse der Leiter erklimmst, kannst du den Gipfel nicht erreichen.
Oder wie einer, der nur 99 Meter Schnur hat, nicht Wasser in seinen Eimer bekommen kann, wenn der Brunnen hundert Meter tief ist.
Bis du den Geist nicht völlig vom Körper zurückziehst, ist der Zyklus der Geburten und Tode nicht beendet.
Lass das flammende Licht deiner Lampe (Seele) sich im Glanz des Morgens verlieren.
Solange die Sterne nicht verborgen sind, sei versichert, bleibt auch die Sonne ausser Sicht.
Genau so, o kluger Mensch, tritt der Herr nicht in Erscheinung, solange der Schleier der Materie nicht zerissen ist.
Darum wähle den Tod und reiße den Schleier dadurch entzwei.
Dieser Tod ist nicht derselbe, der dich ins Grab bringt.
Er ist nur ein Zurückziehen des Geistes - eine Umwandlung, um dir ein nach oben ausgerichtetes Leben zu verleihen.

Ähnliche Worte kommen auch von Guru Nanak (die zentrale Figur im Sikhismus)
Guru Nanak schrieb:
Erreiche die Heimat, die es nach dem Tode zu erreichen gibt, bei Lebzeiten durch das Zurückziehen des Geistes vom Körper. (Sri Rag M. 3)

Auch bei Hermes findet wir dazu klare Aussagen
Das erste Buch Hermes schrieb:
... Doch jene, die auf der Erde inkarniert sind sollen ein gutes Leben führen und selig sterben, alsbald ihre Seele weiß wohin sie gehen muss. Denn nur das ist der Weg zur Wahrheit, den schon unsere Vorfahren gegangen sind und wodurch sie die Vollkommenheit alles Guten erlangten. Es ist ein schlichter und ehrwürdiger Weg, aber schwierig für eine Seele, die sich im physischen Körper befindet. Denn zuerst muss sie gegen das eigene Ich in den Krieg ziehen und nach viel Unruhe und Auseinandersetzungen, muss sie ihr Selbst überwinden.

"Alsbald ihre Seele weiß wohin sie gehen soll ..." das ist der Punkt. Ein normaler Mensch glaubt an irgendetwas, wohin seine Seele gehen wird. Aber jemand der das Körperbewusstsein zu übersteigen lernt, der weiß es, weil er/sie es selber erfahren hat. Das Ende dieser Passage hat natürlich auch eine ganz besondere Aussagekraft. Weiter heisst es im ersten Buch Hermes:

Erstes Buch Hermes schrieb:
Das, mein Sohn, ist eine Anleitung, die dich zum Schöpfer bringt: Du musst deinen Körper verlassen noch bevor du stirbst, um den Sieg in diesem Wettstreit davonzutragen. Und wenn du das Körperbewusstsein übersteigst heimkehren.

lg
Topper
 
Werbung:
Sankt Augustinus spricht:

Quelle: Quint (1979): Meister Eckehart - Deutsche Predigten und Traktate; S 333; Diogenes Verlag schrieb:
Da Gott ein wahres Licht ist und für die Seele ein Halt und ihr näher ist als die Seele sich selbst, so muss es notwendigerweise so sein, dass, wenn die Seele von allen gewordenen Dingen abgekehrt ist, Gott in ihr glänzt und strahlt.

Eckhart ergänzt: "Wenn die Seele nicht hinausgeht zu äußeren Dingen, so ist sie heimgekommen und wohnt in ihrem einfaltigen, lauteren Licht."

Die Seele, deren Attribut Aufmerksamkeit ist, zerstreut sich über die Sinne in die äußere Existenz. Richtet der Mensch diese Aufmerksamkeit nach innen, was Augustinus als "sich von allen gewordenen Dingen abkehren" bezeichnet, dann sieht der Mensch das göttliche Licht in sich strahlen.

Darin steckt nicht die geringste Symbolik, denn die beiden Mystiker beschreiben eine völlig praktische Erfahrung, die bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist. Mit Gesetzmäßigkeiten meine ich Faktoren oder Vorraussetzungen, die notwendig sind, um diese lichtvolle Erfahrung selber erleben zu können. Diese Erfahrung setzt keine Religion voraus, es sei denn jene Religion die der menschlichen Geburt inne wohnt. Deswegen ist die menschliche Geburt das Höchste und der Körper der Tempel des Höchsten. Die äußeren Rituale und Zeremonien sind bloß ein Spiegelbild dieser inneren Erfahrungen, von denen Augustinus und Eckhart berichten. Deshalb finden wir noch heute in den Stätten der Verehrung, in den Kirchen und Tempeln das Kerzenlicht stellvertretend für das wahrnehmbare innere Licht. Ersteres ist aber nur ein Symbol und hat an sich keinen besonderen Wert, denn Rituale und Zeremonien können die eigene praktische Erfahrung nicht ersetzen.

Aber wie fern empfinden wir uns doch von diesem Licht und von allem Göttlichen. Und genau hier sagt Augustinus, dass diese Ferne nur eine Täuschung ist. Gott ist uns viel näher als wir denken. Denn wenn "Gott der Seele näher ist, als sie sich selbst" dann kann der Mensch nur einer gewaltigen Täuschung unterliegen, die ihn daran hindert diese Nähe zu erspüren.

Die beiden Mystiker erklären auch, wie der Mensch sich von dieser Täuschung befreien kann. Wenn Eckhart meint: "Die Seele darf nicht hinausgehen, zu den äußeren Dingen", so meint er damit, dass der Mensch sich nach innen, in die Stille der Meditation begeben soll. Es bedeutet einen Bruchteil der täglich zur Verfügung stehenden Zeit der Inversion und Kontemplation zu widmen. Das ist es was die wahre Religion ausmacht, und in diesem Sinne muss auch das Wort Religion (re, ligare) verstanden werden, das soviel wie sich "wieder-verbinden" bzw. Wiedervereinigung bedeutet. Meditation ist also DAS Mittel dieses Ziel zu erreichen, und trotz der scheinbaren Einfachheit dieses Mittels sollte man sich nicht über seine Wirkungskraft hinwegtäuschen lassen. Dafür bürgen die Worte der beiden Mystiker, die diesen Weg gegangen sind.

Augustinus beschreibt was dem Menschen durch Meditation widerfährt: "Gott glänzt in der Seele und strahlt." Oder wie Eckhart es ausdrückt: "Die Seele kehrt heim und wohnt in ihrem einfaltigen, lauteren Licht."

lg
Topper
 
Zurück
Oben