Lieber Christian,
erst einmal danke für den Text !
Ich finde es nicht wirklich wichtig, wie wir eine Depression definieren, wie die Diagnose lautet. Ich meine, es kommt auf den Einzelnen an, wie er sie spürt, erlebt, wie er damit umgeht. Generalisieren kann man eine Depression glaube ich eh nicht. Wenn wir uns Gedanken darüber machen, ob da nun Leere ist oder nicht, machen wir sie eben in unserem Hirn (die Gedanken). Wir spüren sie nicht, weil wir selbst keine haben (Depression). Da können wir im Grunde gar nicht mitreden ...
Villeicht ist das ganz gut so, daß Du Deine Gedankenteile nicht unterscheiden kannst ?! Ich meine, damit läßt Du los, Du willst sie nicht länger analysieren, einordnen, beherrschen.
Zum Meditieren möchte ich nur sagen: Meditieren als Ruhepol, weil wir sonst nicht zur Ruhe kommen, gedanklich oder überhaupt im Alltag, finde ich o.k. ... aber sich mittels Meditation irgendwohin zu "bringen", wo es uns besser geht ... und wir kommen "zurück" und nichts hat sich geändert ?! ... Meine Meinung ist nach wie vor, daß wir durch Meditation aus dem Leben flüchten. Wir suchen die Einheit, das Gefühl der Liebe, des Lichtes "irgendwo" oder halt eben in unserer Seele, denn die befindet sich ja nun (noch) nicht in unserem Körper ... aber warum bleiben wir nicht HIER. Im Leben meditieren, d.h. immer versuchen im Augenblick zu leben, ohne die Gedanken abschweifen zu lassen - wohlgemerkt ganz ohne Druck - bringt mir sehr viel mehr.
Du schreibst, daß die Angst der Motor für Deine Gedanken ist. Wäre es dann nicht schön, wenn die Angst verschwinden würde ... und die Gedanken, die sich in Dir tummeln würden verstummen ?! Für mich sieht es so aus, als würdest Du regelrecht an der Angst festhalten. Du willst ohne sie nicht leben. Glaubst Du, ohne Angst lebst Du nicht mehr ?
Du schreibst, Du bist absolut ruhig, wenn Du etwas tust, wovor Du Angst hast, aber daß sich danach nichts ändert. Du bist der Gleiche. Wieso ist das so ? Bedeutet das nicht, daß Du die Angst in diesem ruhigen Augenblick nicht nur verdrängst und sie nachher wieder da ist ?
Was Gedanken und Gefühle generell angeht, würde ich sie nicht als besser oder schlechter einstufen. Sie sind da, haben ihre Berechtigung, ihren Grund, warum sie da sind. Klar, daß wir uns mal besser, mal schlechter fühlen, aber ist das wirklich ein Unterschied ? Ich meine, spielt es eine Rolle ???
Daß Du Deine Gedanken als "wertlos und todbringend" entlarft hast, hat mich etwas erschreckt. Ich meine, Du machst Dich damit ja selbst nieder. Die Gedanken kommen aus Dir heraus, sind also ein Teil von Dir ... empfindest Du Dich damit nicht selbst als wertlos und todbringend ?!
Es hört sich für mich so an, als würdest Du doch ein stückweit resignieren. Die Gefühle sind wieder da, schreibst Du, und Dein Geist gewöhnt Dich langsam an ihre Intensität. Sich an etwas gewöhnen - vor allem an etwas "Schlechtes" - bedeutet für mich: ist halt da, werd ich mit leben (müssen).
Du fühlst Dich bedeutungsloser als eine Darmbakterie in einem Darm. Du sprichst von Deinen Gefühlen/Gedanken als ein 6-Millardstel der Menschheit und daß daraus kein vernünftiger Einfluß kommen könnte. Aber was vestehst Du unter vernünftig ? Vernunft ist eine Erfindung des Hirns, des Verstandes. Nichts muß vernünftig sein, es muß Dir dienen. Und das tut es ! Egal was auch immer Du denkst/fühlst, es dient Dir. Aber nicht in dem Sinne, daß Du Dich ihnen ergibst - denn so hört es sich für mich nach wie vor an - sondern sie wirklich annimmst und damit umwandelst und sie damit verschwinden.
Du schreibst: "Deshalb versuche ich mit Bedacht und Zeit, meine Gedanken auf andere Ebenen zu heben und es gelingt." Und ist das nicht eben diese Flucht aus dem Leben, die Dir nicht weiterhilft ? Du sagst es ja selbst: "Ich büße dafür eine sehr natürliche, menschliche Eigenschaft ein: das unkritische Fortführen und Annehmen jeden beliebigen Lebensweges."
"Wer also die Energien seiner Organe beherrscht, beherrscht auch seine Gefühle. Organbeherrschung ist allgemeine Gesundheit und langes Leben, ein sich Identifizieren mit Gefühlen führt zu Angst im Todesfall (huhu, liebe Gabi!!

)"
Tja, da wären wir wieder - oder immer noch ?! - beim Annehmen kontra Festhalten. Du versuchst die Energien Deiner Organe zu beherrschen ... das hört sich für mich grauenvoll an, denn das was da beherrschen will, ist Dein Ego. Es will die Kontrolle über Dein Leben unter keinen Umständen verlieren. Von Identifizieren mit dem Gefühl sage ich nichts, das ist wieder eine Sache der Begriffs-Definition ... aber das Gefühl, den Gedanken, die Krankheit, die Schmerzen als "selbstgemacht", als "Eigenes", als "Meins" zu erkennen und anzunehmen, ist unabdingbar für eine wahre Heilung, und damit meine ich nicht nur Heilung einer Krankheit, sondern auch Heilung der Gefühle und Gedanken, die einer Heilung bedürfen, sonst wären sie nicht da.
Betreffend dem Schreiben: das ist genau das, was wir alle tun sollten. Wir schreiben aus uns selbst heraus, aus unserer Seele ... sobald wir über etwas nachdenken, schaltet sich unser Ego ein und wir denken, was könnte ich schreiben, wie könnte ich es schreiben ... Oder wir haben etwas geschrieben, denken darüber nach und möchten es am liebsten löschen. Ich finde es toll, daß Du den Text nicht wieder gelöscht hast ! Denn das bist Du ! Wenn wir schreiben, was geschrieben werden will und nicht das, was wir denken! schreiben zu müssen, dann kommt es unverfälscht raus, so wie es ist.
Und die Frage, ob wir überhaupt eingreifen sollten in den natürlichen "Gedanken-/Emotionsschwall" würde ich mit nein beantworten. Denn das was eingreift ist unser Ego. Das was aber zählt, was wir leben wollen, ist die Seele. Und eben jene schickt uns Gefühle/Gedanken, damit sie heilen können. Ich wiederhole mich ständig, ich weiß

, aber wahres Annehmen bringt wahre Heilung. Und da ist die Symptom-Kurierung wie Du sie nennst nicht sinnvoll. Aber - und das möchte ich betonen - auch nicht sinnlos. Denn wenn wir vor Schmerzen nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, ist es durchaus sinnvoll, Schmerzmittel zu nehmen. Aber sie müssen deshalb nicht ein Leben lang nötig sein ...
Natürlich ist das sehr schwierig, nachzuempfinden, was Du erlebst ... schätze mal, es ist unmöglich. Und allein nach den Worten zu gehen, ist bekanntlich nicht sehr sinnvoll. Aber ich schreibe eben auch, was da hochkommt, ohne darüber nachzudenken ...
Lieber Christian, nocheinmal vielen Dank für den Einblick in DICH. Du bist mehr, als eine Darmbakterie und das Gefühl, eine zu sein, ist nur ein winziger Teil von Dir. Heile dieses Gefühl und Dein Leben wird sich grundlegend verwandeln.
Ganz liebe Grüße
Gabi