Wege der Poesie

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Bethlehem

Wie ist doch Bethlehem so weit
und auch sein Nimbus längst verloren.
Vergangen ist so viel an Zeit,
seit uns der Heiland dort geboren.

Wo einst die Hoffnung Knospen trieb,
der Funke wurd' zu Flammen.
Ja neuer Geist Geschichte schrieb,
um alles Böse zu verdammen.

Und jener einst die Welt ersah,
die damals schon in Scherben,
um trotz der Angst vor der Gefahr,
für uns am Kreuz zu sterben.

Womit das einzig' Licht der Welt
durch Menschenhand vernichtet
und so die Zukunft schlecht bestellt,
da neuer Hass errichtet.

Da kam ein Kind in eine Zeit
die bar war jeder Menschlichkeit.
Und durfte nur die Sünden erben.
Allein der Mensch war sein Verderben.

Doch käme Jesus noch einmal,
vielleicht in diesen Tagen,
ich glaub', man ginge wieder hin;
um ihn erneut ans Kreuz zu schlagen.

H.G.W.
 
Adventgedanken

Vergangen ist was einst Advent.
Was Stille und Besinnung brachte.
Gar mancher kaum den Sinn noch kennt,
der Menschen einmal glücklich machte.

Dahin ist was so lange Zeit,
ja Wochen uns Gefühl gegeben,
doch heute kaum noch Wirkung zeigt,
da viel zu abgebrüht das Leben.

Entschwunden ist was Ruhe brachte.
Besinnung. Warten auf den Stern.
Was jede Hektik schweigend machte,
im Wissen um das Fest des Herrn.

Gekommen ist dafür der Trubel.
Die Jagd nach mehr und immer mehr.
Dazu der Händler lauter Jubel,
füllt der Ertrag die Säckel schwer.

Doch mit dem Trubel schwand das Fühlen.
Schwand auch ein Teil der Menschlichkeit.
Was sollte die auch Rolle spielen,
wo stets das Mehr Geschichte schreibt.

So denk’ mit Wehmut ich zurück,
als noch nicht Wert im Zentrum stand
und eine Kleinigkeit schon Glück,
da man in Not zusammen fand.

Wo niemand viel zu geben hatte,
doch was man gab, von Herzen kam.
Wohl auch, weil Armut es so brachte
und man Advent noch ernster nahm.

H.G.W.
 
Die Wunschfee traf ich leider nicht...
vielleicht lockt sie ja dies' Gedicht..

Ralf Korrek

Die Wunschfee

Man glaubt es kaum, ganz ohne Hoffen
hab ich die Wunschfee angetroffen,
ganz plötzlich ging sie neben her
und fragte: "Hast du ein Begehr?"

"Ach liebe Wunschfee", so mein Schrei,
"gewähre mir der Wünsche drei,
so wie man das im Märchen kennt
und jeder glücklich sich dann nennt."

"Nun gut," so sprach die edle Maid,
"du hast jetzt zehn Sekunden Zeit
um deine Wünsche mir zu nennen.
Mach schnell, die Uhr beginnt zu rennen."

"Nur zehn Sekunden, liebe Fee,
das finde ich jetzt nicht OK,
ich kann doch in so Augenblicken,
im Grunde gar nichts nur erblicken."

"Tja," sprach darauf das edle Wesen,
"das wär damit dein Wunsch gewesen,
ein Garnichts, nun das lässt sich machen."
Und gar nichts gab's, mit lautem Krachen.

H. G. W.
 
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Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)

Sturmnacht

Die Sturmnacht hat uns vermählt
In Brausen und Toben und Bangen:


Die Windsbraut

Der Wind hat mir so vieles schon erzählt
und flüsternd einen Namen auch genannt.
Gar oft, als sei sie einzig auserwählt,
sah ich ihr Bild, war ich von ihr gebannt.

Umgarnt sie mich auch in den lauen Nächten,
so wie die Braut es mit dem Liebsten macht.
Und webt sie sich in Träume, den Gerechten,
aus denen sie wie Frühlingsblüte lacht.

Schwebt sie dahin wie Elfen manchmal schweben.
So wie ein Zauber dessen Sinn man nicht entdeckt.
Ein Zauber, der nur einmal kommt im Leben,
doch dessen Wirken sich bis in den Tag erstreckt.

Doch reiche ich voll Sehnsucht ihr die Hände,
weicht sie mir aus und flieht dem Liebeslohn.
Als Windsbraut treibt ihr Spiel sie bis zum Ende,
doch wird es Tag, macht sie sich stets davon.

H. G. W.
 
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