Wege der Poesie

Herr Gott,
du und ich, wir haben ein Geheimnis.
Das Altwerden bringt einiges mit sich, was Spaß macht.

Nachtgebet

Du lieber Gott, wie bin ich alt geworden.
Warum hast du mir das nur angetan.
Wo Schmerz dereinst mir machte keine Sorgen,
fährt er mit mir jetzt auf der Achterbahn.

Braucht es die Brille, nur um gut zu sehen.
Und treibt die Müdigkeit ihr böses Spiel.
Kann ohne Stock ich kaum noch wirklich gehen,
weshalb der Weg zu weit zu manchem Ziel.

Zittert die Hand, da ihre Kraft verloren.
Sticht es im Knie, als wäre es gesprengt.
Geht, wie es scheint, mir auch der Geist verloren,
da man im Grunde nur in sich noch denkt.

Und bringt der Tag, mag er auch schön sich zeigen,
nicht mehr die Freude die doch angebracht.
O Herr, komm lass den Tag sich neigen,
gib mir die Ruhe, sende mir die Nacht.

H. G. W.
 
Werbung:
Sonntags(un)ruhe

Ein stiller Sonntag, o wie fein,
der würde sicher mir gefallen.
Die Krux ist, ich bin nicht allein,
und habe auch zu tun vor allem.

Da ist die Katze, dieses Vieh,
sie hält auf Trab mich immer.
Kaum lasse ich ins Freie sie,
drängt sie zurück ins Zimmer.

Ist sie im Zimmer angekommen
hält sie es aber auch nicht aus.
Kaum, dass ich wieder Platz genommen,
da plärrt sie los und will hinaus.

Bei all dem Lärm, des Stubentigers,
platzt auch dem Papagei der Kragen,
der dann in Pose eines Siegers
beginnt mich seinerseits zu plagen.

Von links Gekrächze, rechts Gewinsel,
die Sonntagsruhe flieht vor Graus.
Wie gern wär ich jetzt auf der Insel,
weit weg von diesem Narrenhaus.

H. G. W.
 
Wenn die Steine von Stonehenge sprechen könnten
Ihr steht nun hier seit endlos langen Tagen,
und um euch ranken sich mit vielen Fragen
uralte Mythen, Sagen und Geschichten.

© Christa Kluge



Nur ein Stein

Aus den höllenheißen Gluten
drängt der Erde wildes Toben.
Steigt aus glühendroten Fluten,
letztlich, was zum Land erhoben.

Formen Jahre, ja Äonen,
manche Höhen, manches Tal.
Spannt sich Fels wo Wolken thronen.
Rauscht herab der Wasserfall.

Bringt die Zeit und ihr Vergehen
aber selbst der Schönheit Tod.
Was erschaffen, zu bestehen,
diesem auch Verderben droht.

Und wie alles, das erstanden,
endet selbst der Schöpfung Kraft.
Ja zerfällt, an steilsten Wanden,
allerorts die hehre Pracht.

Liegt am Ende auf der Straße
irgendwann ein kleines Stück.
Unbedeutend seiner Maße
gönnt ihm niemand einen Blick.

Bringt ein Tritt es in den Graben.
Fliegt es und liegt ganz allein.
Einst ein Berg wär’s nicht zu wagen,
heute ist’s ja nur ein Stein.

H. G. W.
 
Dir zuliebe
will ich liebenswürdig
zu mir sein.


© Ernst Ferstl

Dir zuliebe

Dir zuliebe lerne ich verzeihen
doch ist das alles, nur nicht leicht für mich.
Und wäre mir am Ende auch zum Schreien,
bleibe die Ruhe ich und alles nur für dich.

Dir zuliebe esse ich auch alles,
was du für mich am Herd gezaubert hast.
Selbst was nach Kohle schmeckt, im Fall des Falles,
bedeutet meinem Magen keine Last.

Dir zuliebe mag ich selbst Gemüse,
obwohl für mich das Hasenfutter war.
Doch strich ich mir die fleischlichen Genüsse,
da sie dir fremd und echt zuwider gar.

Dir zuliebe knusper ich jetzt Nüsse
und knabber wie ein Hammel am Salat.
Zum Dank schenkst du mir deine Küsse,
mit einem Hauch von Knoblauch und Spinat.

Dir zuliebe tausche ich mein Leben.
Es wird vegan, das nehme ich in kauf .
Doch ganz allein, und bei McDonalds eben,
hebt mancher Burger alle Liebe auf.

H. G. W..
 
Eins und Eins

Eins und Eins, das kann nur Eins ergeben.
Vorausgesetzt, dass man sich wirklich liebt.
Denn dieses nur erzeugt die Einheit eben,
damit die Rechnung stimmt, und es sie gibt.

Wo dann ein Gleichklang, den nur Herzen fühlen,
da jeder Schlag dem Schlag des andern gleicht.
Ja auch die Sinne stets das Gleiche spielen
und selbst im Handeln man die Hand sich reicht.

Wo einfach alles, was ein Tag so bietet,
von beiden Seiten gleich gesehen wird.
Und gleiches Denken, Wollen, dann verhütet,
dass man darüber noch Debatten führt.

Nur dann, mit gleichgestelltem Wesen,
bleibt Eins und Eins auch in der Summe so.
Und kann die Rechnung auch nur jener lesen
der liebt, der glücklich, und im Herzen froh.

H. G. W.
 
Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.


Der Rosentest

Als Gott sich diese Welt erschaffen,
da schuf er noch gar vielerlei,
von Blumen hin bis zu den Affen,
war manche Lebensform dabei.

So kam es, dass er einst sich dachte,
dass so ein Aff’ die Erde kriegt
und gleich, Idee - die Rosen brachte,
zu sehen, ob er richtig liegt.

Dann führte er, der Zweck war klar,
ein jedes Tier zur neuen Hecke,
wo jedem dann, wie sonderbar,
ganz einfach nur die Blüte schmeckte.

Allein der kaum behaarte Affe,
die Blüten sich zum Kranze band,
weshalb ihn Gott zum Herrscher machte,
er sah, das Vieh - es hat Verstand.

H. G. W.
 
Abendröte

Schon schwindet sie
des Abends warme Röte.
Schenkt sie ihr Licht
zum letzten Abschiedskuss.
Als ob sie noch
im Sterben sich erböte,
zu streicheln,
eh’ sie gehen muss.

Hält sie die Welt
noch einmal in den Armen.
Wie eine Mutter
deren Kind verzagt.
Wohl tröstend,
fast schon auch erbarmend,
da wissend,
dass die Nacht es plagt.

Legt sie
die Strahlen ihrer Hände,
ein letztes Mal noch
auf der Erde Kleid.
Gibt sie sich hin,
um nun auch selbst am Ende,
zu weichen
aller Dunkelheit.

H. G. W.
 
Doch aus früheren Geburten
Zuckt entfernte Ahnung her:
Sterne sanken, Sterne wurden,
Und der Raum war niemals leer.



Der letzte Stern

Der letzte Stern
zerfällt,
verglüht,
stürzt ab
in tiefe Dunkelheit.

Mit ihm,
geht was noch
Hoffnung war,
ein letzter Rest
enttäuschter Liebe.

Und bleibt
wohl einzig
nur die Nacht,
die Schatten,
die statt Glück
nun stehen.

H. G. W.
 
Werbung:
Frauenpower heißt, zu kämpfen,
scheint es zwecklos, umso mehr.
Immer wieder aufzustehen,
ist es manchmal noch so schwer.

©Norbert van Tiggelen

Lebens-Lauf

Das Leben, das wir hier durchschreiten,
entspricht in vielen Fällen nicht.
Es zeigt nicht immer Sonnenseiten,
was viele Wünsche uns zerbricht.

Es läuft nicht so wie wir es planen.
Und bringt auch nicht was wir ersehnen.
Selbst, würden seinen Lauf wir ahnen,
kann stets es eine Wendung nehmen.

Denn zu viel sperrt uns oft die Wege.
Verändert, dass die Richtung stimmt.
Zerstört das Schicksal selbst die Stege,
was uns so manche Chance nimmt.

Es ist ein Kampf, das kann man sagen,
was manchmal wir das Dasein nennen.
Hier einen Ausfall dann zu wagen,
kann manchen Finger schlimm verbrennen.

Und allzu oft verläuft im Sande,
das Ziel, da wir zu Boden gehen.
Doch wäre dieses nicht die Schande,
sondern, nicht mehr aufzustehen.

H. G. W.
 
Zurück
Oben