Ich habe nur den Beitrag von Lunett gelesen und antworte jetzt, ohne dass ich die anderen Beiträge kenne, da ich unvoreingenommen antworten möchte. Ich bin selbst seit 3 Jahren mitten drin, obwohl ich erst 46 Jahre jung bin.
Mir ist es anfangs genauso ergangen wie Lunetts Mutti. Ich bin immer wieder krank geworden, aber gleich so, dass ich richtig flachgelegen bin. Abgesehen davon, dass sich mein Körper verändert, spielte mir meine Seele ganz übel mit. Anfangs wusste ich gar nicht was da los ist. Und das hat mich ganz verrückt gemacht. Man will sie einfach nicht wahrhaben, die Wechseljahre. Weil sie ja was mit "alt werden" - "Verfall" und "krank werden" zu tun haben. Meint man!!! Da wir niemals richtig über den Wechsel aufgeklärt wurden und Presse und Ärzte nur mit Schwarzmalerei aufwarten können, sieht man das große Ende schon nahen.
Ich kann mal erklären, was bei mir so abgegangen ist. Vielleicht bringt es ja ein bisschen Verständnis und einige Ideen, wie Du helfen könntest.
Also mit Beginn des Wechsels kamen zuerst mal die Selbstzweifel und man weiß nicht, was da grad abgeht. Ich hatte wahnsinnig viele Gedanken an meine Vergangenheit. Dabei sind einfach so viele Sachen hochgekommen, die mir das Gefühl gegeben haben, alles falsch gemacht zu haben. Ich wollte, konnte es aber nicht abstellen, dieses Gedankenkarusell. Wechsel ist auch Vergangenheitsbewältigung. Das Problem ist, man redet nicht darüber. Man behält alles für sich, weil man ja schlecht ist. Das wiederum gibt einem das Gefühl, dass nichts mehr weitergeht. Da kommt man alleine nicht raus und blosstellen möchte man sich auch nicht und mit anderen darüber reden. Man ist sehr einsam in dieser Zeit.
Oben drauf kommt dann noch, dass sich Dein Körper verändert. Und das nicht schlecht! Die Schleimhäute im Vaginalbereich werden dünner, das juckt und brennt. Dein Körper verändert seine Form. Manchmal bist Du einfach nur schlapp und müde, ohne zu wissen warum. Was zur seelischen Verfassung nicht positiv beiträgt. Du kennst Dich aufeinmal selbst nicht mehr. Du fühlst Dich in Deiner Haut nicht mehr wohl. Super finde ich auch die Hitzewallungen. Ganz toll, macht richtig Spaß! Es ist einfach ekelhaft!
Jetzt möchte ich mich bei meinem Mann ganz herzlich bedanken. Er hat mir nämlich die Augen geöffnet, indem er mich eines Tages zur Seite genommen hat und mit mir gesprochen hat. Dabei war er wirklich sehr einfühlsam. Er hat mir lediglich erklärt, wie ich mich zur Zeit aufführe und er mich aber trotzdem liebt. Dass ich allerdings versuchen sollte, etwas zu ändern. Kam erst gar nicht gut an, hat mich aber zum Nachdenken gebracht. Und ich habe mich das erste Mal mit dem Zustand Wechseljahre auseinander gesetzt. Ich habe einen Arzt aufgesucht und die Bestätigung erhalten. Das Wissen im Wechsel zu sein, hat es mir etwas leichter gemacht, damit zu leben, weil ich nun wusste, was mit mir los ist.
Ein Buch hat mir sehr geholfen. Es heißt "Aufbruch in ein neues Leben" von Lynn Andrews (ISBN-3-442-12233-3). Lynn ist Schamanin und erzählt in diesem Buch, wie sie mehrere Frauen durch den Wechsel begleitet hat. Hier werden die "Zustände", die man hat, sehr genau beschrieben und auch Hilfestellung gegeben. Vielleicht hilft dieses Buch Dir, Deine Mama zu verstehen?
Auch habe ich wieder angefangen Tagebuch zu schreiben, was sehr helfen kann. Reiki und Kinesiologi sind gute Maßnahmen. Man muss auch keine chem. Hormone zu sich nehmen, Nachtkerze wirkt ganz toll. Und Bewegung hilft sehr über die Hitzewallungen und die "seelischen Zustände" hinwegzukommen und sorgt für ein besseres Körpergefühl. Ich habe meinen Lebensstil ein bisschen geändert. Pack Deine Mama und geh mit ihr raus. Raus in die Natur und beobachtet beide, was um Euch rum geschieht. Das macht den Kopf frei und manchmal hat man dann auch das Bedürfnis zu reden.
Es ist für mich jetzt eine sehr spirituelle Zeit. Nicht wirklich einfach, aber sehr interessant und aufregend.
Die Menopause ist nicht mit Niedergang und Verlust gleichzusetzen. Sie betont das darin enthaltene Potential zu größerer spiritueller Reife und die Chance zu tiefgreifender Transformation - den Aufbruch in ein neues Leben. Ich gebe zu, diese Sätze habe ich gestohlen, für mich enthalten sie allerdings die ganze Wahrheit über den Wechsel.
Nimm Deine Mama öfter mal in den Arm und drücke sie, sage und zeige ihr, dass Du sie liebst und so annimmst, wie sie ist.
Rede mit ihr, wenn Du das Gefühl hast, sie ist bereit Dir zu zuhören. Diese Möglichkeit gibt es bestimmt. Sie hat momentan mich sich selbst so viel zu tun, dass sie jedes Einwirken von außen, eher als Störung und Einmischung empfindet. Reagiere auf ihre Worte und Taten nicht mit Ungeduld oder Aggression. Nimm's einfach so, wie es ist. Das machte mein Mann manchmal und mein Gefühl relativierte sich ganz schnell und brachte mich in die Normalität zurück. Du wirst an der momentanen Situation nichts ändern, das kann nur sie alleine.
Lass Deiner Mama Zeit, bedränge sie nicht und akzeptiere, wenn sie Hilfe nicht annehmen will. Höre genau auf das, was sie sagt. Frauen im Wechsel haben auch die Eigenschaft in Rätseln zu reden.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Dir ein paar Gedankenansätze geben konnte, wie Du mit der Situation fertig werden und so Deiner Mama helfen kannst.
Ich drück Dich und Deine Mama
Adriane
So verschieden Menschen auch sind, eines haben alle gemeinsam: Alle Menschen brauche Liebe.