Seelenverwandschaft ist wie der Junge in dem Buch "Der Alchemist" von Paulo Coelho, der sich auf eine lange Reise aufmacht, auf der Suche nach der Anima Mundi, der Weltenseele.
Er hat sich auf Schatzsuche begeben, eine Suche, die ihn an den Fuss der Pyramiden in Ägypten führt.
Und dort endlich angekommen, erfährt er, dass der Schatz in seinem Heimatdorf vergraben liegt.
War nun die Reise vergeblich? Oh nein, es ist die lange Reise zu sich selbst.
Ich habe gestern den thread nochmals durchgelesen und bin zu grossartigen Erkenntnissen gekommen, was den Planeten Urizavo betrifft. Denn da sagte mir eine Freundin mehrere Male: "Bleib bei dir..."
Und darum geht es. Es geht um einen selbst. Egal was immer auftaucht. Du sprachst Abhängigkeit an, ich spreche unstillbare Sehnsucht an.
Es ist eine Sehnsucht, die du im Aussen niemals löschen kannst. Du wirst
auf dich selbst zurückgeworfen.
Deine Heimat
und wie ich gestern weiter oben über die Künstler schrieb: du kannst das in deiner Kunst ausleben... ausdrücken.
Die Reise kann sehr lange dauern und sehr schmerzhaft sein, aber Wachsen ist vorprogrammiert:
Wenn wir verliebt sind, und das geschieht nur im Abendland, ist es, als ob wir in einem verzauberten Spiegelkabinett wären. Die Spiegel sind wie die Projektionen unseres Ichs: Sie reflektieren unser eigenes Bild ad infinitum und nichts anderes. In dieser Unendlichkeit und somit in dieser Ewigkeit sind wir nicht mehr von dieser Welt, wenn auch gefangen in unserem irdischen Dasein.
„Blicken zwei Spiegel einander an,
so spielt der Satan seinen liebsten Trick
und öffnet hier auf seine Weise
die Perspektive ins Unendliche.“
(Walter Benjamin)24
Diese „qualvolle Spiegelung des göttlichen Reiches“ in der romantischen Liebe, die einen gefangen hält, wirkt wie eine Droge, macht selig, trunken von einer Seligkeit, die nicht von dieser Welt ist und daher unerträglich. Deshalb nährt Tristan, nachdem die drei Jahre im Forst von Morois verstrichen sind, seine Leidenschaft durch immer wiederkehrende Reisen zu Isolde, und Isolde hält ebenfalls dieses kosmische, intensive Drama in Gang, das ihr den Zutritt zum verzauberten Garten ermöglicht.
„Mein Leid unterscheidet sich von allem;
Denn es ist mir angenehm, und ich erfreue mich daran;
Mein Leid ist es, was ich mir wünsche,
Und mein Schmerz ist meine Gesundheit!
Ich kann nicht verstehen, warum ich mich beklage,
Denn mein Leid kommt zu mir, weil ich es will.
Es ist mein eig’ner Wunsch, der zu meinem Leid wird
Ich aber finde soviel Vergnügen in diesem Wunsch,
Daß ich recht angenehm leide,
Und soviel Freude in meinem Schmerz,
Daß ich vor Vergnügen krank bin.“
(Chrétien de Troye)26
Tristan & Isolde
Der Mythos Des Christlichen Abenlands
Dr. Françoise Saint-Onge