Aus dieser Statistik geht aber nicht hervor, von wem die Männer so behandelt wurden. Auch Männer können Opfer von Männergewalt sein. Auch Väter können schlagen.
Da sehe ich wirklich nicht heraus, wie oft Frauen die Männer geschlagen etc. haben zumindest nicht bei den ersten drei Punkten und die letzten drei haben überhaupt keine Bezugsgrösse.
Ein Mann von wievielen? Ein Mann von 100 von 1000 oder von 10?
Hallo Ahorn,
anbei ein sehr interessanter Artikel von einem englischen wissenschaftlichen Experten, der die Gewalt von Männern und Frauen untersucht hat. Danach ist das Verhältnis von "normaler Gewalt" Gewalt gegeneinander 60/40 (60 % Männer, 40 % Frauen). Anders sieht es jedoch bei schwerer Gewalt aus. Dort dominieren eindeutig die Männer mit 15 zu 1. Interessant ist auch die Gewaltbereitschaft von Männern nach einer Scheidung gegenüber ihren ehemaligen Frauen oder Geliebten. Aber lies selbst:
http://www.arte.tv/de/geschichte-ge...ewalt_20in_20der_20Ehe/813722,CmC=813710.html
Artikelbeginn:
Gewalt in der Ehe
Interview mit Prof. Gene Feder, wissenschaftlicher Experte für Gewalt in der Ehe, Queen Mary University, London
Professor Gene Feder ist Autor des offiziellen Berichts über Gewalt in Großbritannien aus dem Jahre 2001 und Koordinator der Studien zum Thema "Gewalt in der Ehe" an der "Queen Mary University" in London. Er setzt sich für eine bessere Ausbildung des britischen Klinikpersonals ein, um die Früherkennung von Gewalt in der Ehe sowie eine professionelle Betreuung der Opfer zu gewährleisten.
ARTE: Vätergruppen, aber auch die Medien, sprechen häufig von einer symmetrischen Gewalt in Lebensgemeinschaften, d.h. die Zahl der Männer, die von ihren Ehefrauen oder Partnerinnen misshandelt werden, soll identisch mit der Zahl der Frauen sein, die Gewalt seitens ihrer Ehemänner oder Partner ausgesetzt sind. Inwiefern entspricht das den Tatsachen?
Gene Feder: Wenn man Gewalt einfach als gelegentliche Gewaltakte, wie Schlagen oder Stoßen, definiert und dazu relativ umfangreiche Forschungen auf Bevölkerungsebene anstellt, dann ist die Anzahl der betroffenen Individuen bei Männern und Frauen ähnlich. Sie ist nie gleich. Im Vereinigten Königreich liegt dem British Crime Survey zufolge das Verhältnis etwa bei 60/40, d.h. 60 % der Gewaltakte wurden von Männern gegen Frauen begangen, 40 % von Frauen gegen Männer. Bis hierhin wirken die Zahlen mehr oder weniger symmetrisch. Sobald man aber darüber hinaus die Art der Gewaltakte und deren Konsequenzen betrachtet, gibt es keinen Vergleich. Bei Gewaltakten, die zu Verletzungen, Krankenhausaufenthalt oder zum Tod führen, liegt das Verhältnis der von Männern verübten Taten im Vergleich zu den von Frauen verübten höher als zehn oder sogar als 15 zu eins. Sobald man die Härte der Gewalt in Betracht zieht, lässt sich das nicht mehr vergleichen. Ebenso verhält es sich mit Wiederholungstaten. Und dann gibt es noch einen weiteren Aspekt der häuslichen Gewalt, bei dem es nicht nur um Gewaltakte geht, sondern um Zwang. Dieser Zwang erstreckt sich auch auf den sexuellen und emotionalen Bereich. Er geht viel stärker von Männern aus als von Frauen. Man könnte sogar fast so weit gehen zu sagen, dass hinsichtlich sexueller Gewalt für Männer kein Problem besteht, sexuelle Gewalt von Frauen gegen Männer stellt überhaupt kein Problem dar. Wenn man also sexuelle Gewalt in die Definition von Gewalt in der Ehe einschließt und die Schwere der Gewaltakte mit einbezieht, dann kann man wirklich keine Vergleiche ziehen.
Ein häufig auftauchendes Argument auf Internetseiten zur Verteidigung der Rechte von Vätern verweist darauf, dass die Anzeigen von Gewalttaten merkwürdigerweise nach einer Scheidung oder einer Trennung zunehmen.
Gene Feder: Die Forschungsergebnisse der letzten zehn Jahre, die aus der Untersuchung von Gewalt in Beziehungen hervorgehen, in denen die Männer und Frauen noch Ehepaare oder Partner sind, sprechen in dieser Hinsicht eine sehr deutliche Sprache. Es gibt in diesen Beziehungen nicht immer, aber häufig, ein gewisses Maß an Gewalt oder Misshandlung. Wenn die Frau den Mann verlässt, wozu sie womöglich erst nach zehn Jahren in der Lage ist, dann ist sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Das lässt sich einheitlich sowohl in Nordamerika als auch in Europa beobachten. Das Risiko entsteht durch erhöhte Gewalttätigkeit und so ist die Wahrscheinlichkeit, vom Ehemann oder Partner schwer verletzt zu werden, nach der Trennung größer als in der vorangegangenen Beziehung. Dieses Risiko kann nicht nur für Tage oder Wochen bestehen, es kann Monate oder Jahre anhalten. Der Mann sucht bisweilen nach Möglichkeiten, seine Ex-Frau oder Ex-Partnerin zu misshandeln. * Wenn ich als Arzt mit einer Frau spreche, die misshandelt wird und einen Ausweg sucht, versuche ich ihr klarzumachen, dass eine Trennung ein wirkliches Risiko mit sich bringt und auf keinen Fall spontan ablaufen darf, ohne gründliche Planung. Denn das Risiko einer echten Verletzung ist zum Zeitpunkt der Trennung und innerhalb der nächsten Wochen und Monate sehr hoch. Das ist inzwischen allgemein anerkannt. In sämtlichen Weiterbildungen zur häuslichen Gewalt für Ärzte, Pflegepersonal und andere weisen wir immer mit Nachdruck auf diese gefährliche Zeit unmittelbar vor und nach der Trennung hin.
Aber warum warten Frauen auf eine Trennung, bevor sie die Gewalttaten anzeigen? Ist es nicht eher ein Anzeichen dafür, dass es sich um falsche Anschuldigungen handelt, wie es die Vätervereine anprangern?
Ich will nicht behaupten, dass es nie falsche Beschuldigungen im Hinblick auf Gewalt gibt. Es wäre dumm, so etwas zu sagen. Das menschliche Leben ist komplex und es kommt natürlich zu falschen Anschuldigungen. Aber in ihrer allgemeinen Form kann man diese Aussage nicht gelten lassen. Sie ist aus zwei Gründen falsch: zum einen aufgrund der Forschungsergebnisse, die deutlich das erhöhte Risiko zeigen, zum anderen kann eine Frau sehr gute Gründe haben, während der Beziehung keine Hilfe zu suchen. Es gibt viele Gründe, die es für sie sehr schwierig machen können, zur Polizei zu gehen. Dazu gehört die Angst, dass die Gewalt eskalieren könnte oder dass die Kinder in Gefahr geraten. Sie hat vielleicht Angst um ihr Haus oder ihre Sicherheit. Also, nur weil eine Frau nicht vor der Trennung Hilfe sucht, bedeutet das nicht, dass sie nicht misshandelt wird und ihre Lage nicht sehr kritisch ist. Ich spreche hier nicht nur von emotionaler Misshandlung, sondern auch von physischer Gewalt. Aus einer Statistik, die wir bei der Weiterbildung von Ärzten verwenden, geht hervor, dass eine Frau, wenn sie zum Arzt geht und sogar nach Gewaltanwendung gefragt wird, bis zu zwölf Mal abstreiten wird, dass sie tatsächlich ein Opfer von Gewalt ist. Erst dann offenbart sie sich, selbst wenn sie ihrem Gegenüber vertraut. Es ist also furchtbar schwer für Frauen, mit jemandem über Gewalt zu sprechen. Es lässt sich mit einem Kriegszustand vergleichen. Wenn man sich mitten im Krieg befindet, verliert man die Kontrolle, weiß nicht, was man tun soll und fürchtet sich. Man tut nicht notwendigerweise das, was am besten für einen ist. Und sich da heraus zu wagen und mit einem Arzt oder Sozialarbeiter zu sprechen, ist ein gewaltiger Schritt für die Frauen. Daher halte ich das Argument, dass eine Frau, welche die Gewalt erst nach der Trennung meldet, vorher kein Opfer gewesen sein kann, für falsch.Welchen Einfluss hat Gewalt in der Ehe auf die Kinder?
Gene Feder: Kinder sind die versteckten Opfer der häuslichen Gewalt. Und zwar nicht nur, weil sie selbst zum Ziel der Gewalt eines gewalttätigen Elternteils werden können. Das sage ich jetzt ohne Geschlechtszuordnung. Aber wenn ein Mann seine Frau misshandelt und das Kind dies beobachtet, wird es stark davon beeinflusst. Kinder leiden darunter, das bezeugen alle Studien über Kinder, die Gewalt beobachtet haben oder sich in einem Haushalt aufhielten, in dem Gewalt ausgeübt wurde, selbst wenn sie die Gewaltakte nicht gesehen haben. Ihre Bildung, ihre Psyche und selbst ihre zukünftige Berufstätigkeit wird in Mitleidenschaft gezogen. Das wissen wir heute. Selbst wenn ein Kind nie von einem gewalttätigen Elternteil physisch angegriffen wurde, ist es bereits ein Opfer. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist das real existierende Zusammenwirken von häuslicher Gewalt gegen eine Frau, eine Mutter, und von Misshandlung der Kinder, z.B. in Form von emotionaler Gewalt. Sie überlappen sozusagen.
Viele Verfechter der Rechte von Vätern haben uns erklärt, dass in Frankreich letztes Jahr bei 20% aller Mordfälle in der Ehe auch die Kinder ermordet wurden, was auf die Frustration der Väter über das fehlende Sorgerecht für die Kinder zurückzuführen sei.
Gene Feder: Die Erklärung oder Rechtfertigung einer solchen Tat mit der Frustration eines Vaters, der sein Kind nicht sehen kann, ergibt für mich keinen Sinn. Ich will auf gar keinen Fall bestreiten, welche emotionalen Probleme es einem Vater bereitet, sein Kind nicht sehen zu können, wenn er es wünscht. Das ist eine sehr schwierige Situation, aber sie kann in meinen Augen in keiner Weise mit der Misshandlung von Kindern in Zusammenhang gebracht werden.
Muss man deshalb gewalttätigen Vätern jeglichen Umgang mit ihren Kindern verweigern?
Gene Feder: Es ist ein Risiko. Meiner Ansicht nach ist es ein komplexes Problem. Denn viele Väter haben den berechtigten Wunsch, ihre Kinder zu sehen. Wenn sie jedoch die Frauen, ihre Ehefrauen oder Partnerinnen, misshandelt haben und gewalttätig waren, dann ist die Frau gefährdet, wenn sie diesen Vater trifft. Ich behaupte nicht, dass es eine einfache Lösung gäbe. Die Lösung ist eine Art beaufsichtigter Kontakt, bei dem die Frau keiner Gefahr ausgesetzt ist. Es ist nicht fair und ethisch und moralisch nicht zu rechtfertigen, eine Frau um des Rechts des Vaters willen, Zeit mit seinem Kind zu verbringen, einem potentiellen Risiko auszusetzen. Den richtigen Umgang mit dieser rechtlichen und sozialen Situation müssen wir noch lernen. Die Lösung ist nicht, zu sagen, dass ein Mann, weil er seine Frau misshandelt hat, vollständig das Recht verliert, seine Kinder zu sehen. Aber das andere Extrem, zu sagen, dass das, was ein Mann in der Beziehung zu seiner Frau getan hat, keine Auswirkungen auf den Kontakt haben sollte, ist ebenso falsch.
Eine deutsche Website zur Verteidigung der Rechte von Vätern berichtete kürzlich von einem englischen Artikel, in dem sich die Männer über das Ungleichgewicht zwischen der Anzahl der Notunterkünfte für geschlagene Frauen und der für geschlagene Männer beschweren.
Gene Feder: Es ist einfach eine Tatsache, dass es nicht genügend Frauenhäuser gibt. Das sage ich wiederum aus meiner Erfahrung als Arzt. Wenn mir eine Frau von ihrer Misshandlung berichtet, und dann Angst hat, nach Hause zu gehen, wie es meistens ist, dann telefoniere ich. Wir haben eine 24-Stunden-Hotline, die dabei hilft, einen Zufluchtsort zu finden. Das ist meistens sehr schwierig und langwierig. Man hat das Gefühl, dass dieses System momentan nicht in der Lage ist, den Anforderungen gerecht zu werden. Und der Gedanke, dass eine Frau, die eine falsche Anschuldigung erhoben hat, ihr Zuhause verlassen und in eine Notunterkunft ziehen würde... Eine Notunterkunft ist schließlich nicht besonders angenehm, es ist eine schwierige Umgebung, besonders, wenn man Kinder hat. Wie gesagt, ich will nicht behaupten, es gäbe keine falschen Anschuldigungen oder dass so etwas nicht doch vorkommt. Aber die Mehrheit der Frauen, die in Notunterkünfte ziehen, sind verzweifelt auf der Suche nach einem sicheren Ort. Auf nationaler und vermutlich auch auf internationaler Ebene bestehen einfach nicht genügend Notunterkünfte oder Frauenhäuser. Ich denke auch, dass im Moment, zumindest im Vereinigten Königreich, die Versorgung für Männer nicht ausreichend ist. Es gibt eine Minderheit von Männern, die um ihre Sicherheit fürchten. Zum Teil bangen sie vielleicht auch um die Sicherheit ihrer Kinder, die nirgendwo hin können. Ich glaube, dass gemischte Notunterkünfte aus leicht ersichtlichen Gründen niemals funktionieren würden. Aber es sollten Notunterkünfte für Männer zur Verfügung gestellt werden. Das gehört zu einer Gesellschaft, die auf Bedürfnisse reagiert, auch wenn es Bedürfnisse einer Minderheit sind. Was ich jedoch nicht akzeptieren kann, ist die Behauptung, dass die Bedürfnisse gleich groß sind und dass die Existenz von Frauenhäusern eine Diskriminierung der Männer darstellt. Das ist einfach nicht wahr.
Welche anderen Formen von Gewalt in der Ehe existieren neben der körperlichen Gewalt?
Gene Feder: Für mich geht Gewalt gegen Frauen über physische Gewalt hinaus. Das ist die am besten sichtbare Form von Gewalt. Man muss meiner Meinung nach auch die anderen Dimensionen der Gewalt, denen Frauen durch ihre Partner ausgesetzt sind, mit einbeziehen. Neben der physischen Gewalt spielt die emotionale Gewalt eine Rolle. Damit meine ich nicht die üblichen Streitereien zwischen Partnern, die Geschrei und vielleicht auch gegenseitige Beleidigungen beinhalten. So etwas kann vorkommen und ist nach meinem Gefühl Teil einer menschlichen Beziehung. Mit emotionaler Gewalt meine ich die systematische Erniedrigung und Beschimpfung einer Frau durch einen Mann vor ihrer Familie oder vor Freunden. Möglicherweise hält er sie davon ab, ihre Familie und ihre Freunde zu sehen. Sie wird systematisch als minderwertig dargestellt und ihre Identität untergraben, bis ihr Selbstbild sich vermindert. Er lässt sie vielleicht ihre Freunde und Familie nicht sehen, dadurch verliert sie immer mehr die Möglichkeit, bei anderen Menschen Hilfe zu suchen. Das meine ich mit emotionaler Gewalt, und es tritt häufig als Teil der häuslichen Gewalt auf. Manchmal in Verbindung mit physischen Gewaltakten, manchmal nicht.
Eine weitere Dimension ist die sexuelle Gewalt. Das ist etwas, das nie oder so gut wie nie von einer Frau gegen einen Mann begangen werden kann. Das ist sehr geschlechtsspezifisch. Dazu zählt Vergewaltigung. Dazu zählt aber auch, die Partnerin zum Sex auf eine Art zu zwingen, die rechtlich nicht als Vergewaltigung gelten würde. Durch ständige Nörgelei, sodass sie sich schlecht fühlt, wenn sie nicht mit ihm Sex hat. Oder durch Bemerkungen über ihre Sexualität in Anwesenheit anderer. Das ist sexuelle Gewalt, und auch hier tritt in vielen Fällen häuslicher Gewalt eine Überlappung zwischen dem physischen, emotionalen und sexuellen Aspekt auf.
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