Es ist halt eine Art der Politik, die nicht darum geht, dass es einem besser geht, sondern nur darum, dass es anderen schlechter geht im Irrglauben, dass es einem selbst dann besser gehen würde.
Je nachdem aus welcher Perspektive man es betrachtet, ist das nicht unbedingt ein Irrglaube. Dem millonenschweren Immobilienerben geht es um so besser, je größer die Wohnungsnot ist, und um so weniger er sich über Steuern an der Finanzierung unseres Gemeinwesens beteiligen muss.
Ich glaube es geht auch darum, wie man mit der immer größer und damit auch offensichtlicher werdenden Ungleichheit in der Welt umgeht. Wie man es vor sich selbst rechtfertigt, als Bewohner eines westlichen Industrielandes zwangsläufig zu den Gewinnern eines Systems zu gehören, das auf einer völlig enthemmten, nie dagewesenen Ausbeutung von Mensch und Natur beruht, ohne verrückt zu werden.
Manche bekämpfen dieses System aktiv oder wollen es zumindest gerechter machen. Andere versuchen ihr Gewissen zu beruhigen, indem sie sich zumindest ein Stück weit dem allgemeinen Konsum- und Wegwerfwahn verweigern. Man kann aber auch einfach den Standpunkt einnehmen, dass das alles so seine Richtigkeit hat. Die, denen es schlechter geht als mir, haben es eben nicht anders verdient, ich selbst profitiere dagegen völlig zu Recht von der Ungleichheit.
Wer was weshalb verdient hat, und wer nicht, dafür gibt es dann wieder verschiedene Erklärungsmuster, die aber oft Hand in Hand gehen, und in deren Anhängerschaft es teilweise große Schnittmengen gibt. Ob der Neoliberale sagt, der Bürgergeldempfänger sei zu faul um Arbeit zu finden, oder der Rassist die Armut in Afrika mit der Faulheit von Schwarzen erklärt, macht im Prinzip keinen großen Unterschied. Vielleicht haben die Verlierer des Systems auch den falschen Glauben oder das falsche Geschlecht, sind verflucht, haben schlechtes Karma, was weiß ich. Hauptsache man selbst ist da raus.