Ich schätze dein Engagement wie du dich inbrünstig für den Schutz der Wölfe einsetzt. Doch sehe ich Einiges anders, als du und bitte lasse mir die Freiheit eine andere Meinung zu haben, ohne sie gleich zu zerreißen.
Ich sehe vor allen Dingen das meiste aus der Perspektive von jemandem, der sich seit über 10 Jahren mit diesen Tieren intensiv befaßt.
Wie weit denkst du denn bei deinem Einwand den ich gab - lieber sollten die Wälder eingezäunt werden - weil es schlichtweg nicht machbar ist sämtliche Weiden wolfssicher einzuzäunen.
Wie sieht es denn mit den Dörfern aus? Sollten wir sie auch wolfssicher einzäunen?
Fakt ist, die Wölfe werden sich weiter vermehren und aus Platzmangel suchen sie dann die Nähe des Menschen. . .
Sorry, aber das ist der typische Rotkäppchenkram, gegen den ich seit über 10 Jahren anschreibe und der keiner fachlichen Überprüfung standhält..
Das markierte ist schon mal hanebüchener Unsinn. Ein durchschnittliches Wolfsrevier mit einem ~8...10-köpfigen Rudel (Welpen werden in der Verhaltensforschung traditionell nicht mitgezählt, sondern nur die adulten Tiere) ist hierzulande ungefähr 250 km² groß. Diese Populationsdichte wird sich nicht oder nur sehr uwesentlich ändern. Klar, insgesamt werden sich die Wölfe immer größere Flächen besiedeln, hoffentlich bis alle potentiellen Reviere in D belegt sind. Das werden so über den Daumen gepeilt 250...300 Wolfsfamilien sein.
Die Kopfzahl je km² wird sich aber, wie gesagt, kaum ändern. Wenn alle Reviere belegt sind, tritt Gleichgewichtszustand ein, die Polulation wird sich einpendeln.
Das Argument, die Wälder einzuzäunen, ist schräger, wie es schräger kaum sein kann. Ad eins ist es unmöglich, allein schon technisch. Ad zwei gibt es in den Wälder unzählige andere Arten, die dann massiv in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigt würden, weil sie z.B. normalerweise zwischen Äsungsflächen und Einstand hin und her wechseln.
Und die Dörfer? Gerade bei den oft sehr offenen Dörfern im Norden ist es völlig normal, daß nachts Wölfe (und andere Tiere) mal durchs Dorf laufen. Na und? Für die Tierwelt sind solche offenen Siedlungsstrukturen einfach nur Teil der Landschaft, wie große Felsgruppen o.ä. Hier bei uns läuft nachts oft genug der Fuchs quer durchs Dorf, die Wildschweine kommen bis unmittelbar an den Dorfrand (weiter drin ist für sie nichts zu holen). Auf dem Land in einer wald- und wiesenreichen Landschaft völlig normal.
Vielleicht sollte man in naher Zukunft auch über eine Kastration der Wölfe nachdenken, damit sie sich kontrolliert weiter fortpflanzen.
Das ist der nächste Punkt, wo jeder Wolfsexperte (ich meine nicht die Pseudoexperten, die überall ihr Mundwerk aufreißen, sogar im TV, die aber in Sachen Kenntnisse über natürliches Wolfsverhalten absolut keine Ahnung haben) nur noch ungläubig und fassungslos den Kopf schüttelt.
Wölfe vermehren sich grundsätzlich nicht unkontrolliert, das ist ein Märchen, das von den Schafzüchtern, der "Jäger"schaft und den Rotkäppchen leider nur zu gerne verbreitet wird, um Angst und Panik zu schüren resp. wirtschaftliche Interessen durchzudrücken. Wie jede Predatorart unterliegt auch die Wolfpopulation einer strengen Geburtenkontrolle. Sobald ein Sättigungspunkt eingetreten ist, bleibt die Population im wesentlichen konstant (weniger Welpen, Verluste durch Grenzkämpfe), kontrolliert durch die verfügbare Beute, resp. die Reviergrößen.
Nur Pflanzenfresser vermehren sich ggf. exponential bis zum Zusammenbruch der Habitate und letztlich durch Verhungern der Population. Schulbeispiel: Yellowstone Nationalpark.
Begegnen wir einem Wolf, sollten wir nicht nur seinen Anblick genießen, sondern ihn auch vertreiben, damit er die Scheu zu dem Menschen beibehält!
Ich weiß, wird oft empfohlen. Ich halte nichts davon. Mit hektischen Händeklatschen, Stöckchen- oder Steinewerfen und einen auf Rumpelstilzchen machen macht man sich für unbedarfte Jungwölfe nur interessant. Die sind nämlich mental noch keineswegs erwachsen, da fehlen noch 1...2 Jahre.
Richtig ist meiner Meinung nach, einfach ruhig zu bleiben (selbstbewußt und stark auftreten! Auch da teile ich die Meinung vieler echter Wolfsexperten) und tatsächlich den Anblick zu genießen. Dem Wolf wird's irgend wann langweilig werden und er wird sich trollen.
Es geht darum zu vermitteln: "Ich gehöre genau wie du in diesen Wald und bin Teil davon."
Wer natürlich zu der Fraktion gehört, die sich in die Hosen macht, wenn sie ein Wolf auch nur anschaut (wortwörtlich in der Presse: "Ich konnte seinen Blick nicht ertragen. *heul*"), der hat schlechte Karten und sollte die Wälder sowieso meiden (Der kriegt nämlich auch Probleme, wenn irgend wo in den Büschen ein Wildschwein grunzt).
Ja der Blick eines Wolfes ist intensiv und man sagt, er schaue bis in den hinterletzten Winkel der Seele. Dem halten viele nicht stand, weil sie kein Teil der Natur mehr sind.
Ich kann für mich nur eins sagen: Selbst ein Wolf, der sich mir auf wenige Meter nähert, würde mich nicht aus der Ruhe bringen, und in einem Waldgebiet, in dem ein Rudel Wölfe zuhause ist, würde ich seelenruhig biwaken, ohne Zelt, ohne Feuer und mich abends von ihrem Gesang in den Schlaf singen lassen.
Es wird allerhöchste Zeit, mal drüber nachzudenken, wieso so viele Menschen Angst vor der Natur und ihren Geschöpfen haben. Das Ergebnis dürfte wenig schmeichelhaft sein...