Das Problem ist, dass du nicht weißt, wie Chemie funktioniert. Du gehst davon aus, dass immer alles nach irgendeinem konkret benennbaren "Prozess" läuft. Die Wirklichkeit ist viel komplexer. Jedes Molekül kann beinahe unendlich viele Reaktionen eingehen, wenn du es mit verschiedenen anderen Molekülen zusammenhaust und mit Parametern (pH-Wert, Temperatur, etc) herumspielst. Diese 30% gelangen nicht ins Blut, sondern werden ausgeschieden. Dabei gibt es keinen einzelnen konkreten Prozess. Es kann sein, wie ich oben beschrieben habe, dass das Aspirin einfach chemische Reaktionen mit anderen Stoffen im Magen eingeht und das entstehende Molekül zu groß ist, um überhaupt in die Blutbahn zu gelangen. Dann kann es einfach ausgeschieden werden. Es kann aber auch viel profaner sein, z.B. dass ein Aspirin-Molekül nichtmal zur Schleimhaut kommt und deswegen nicht aufgenommen wird. Auch die Ionisierung der Aspirin-Moleküle wird eine Rolle spielen, weil Ionen die Schleimhäute schlechter passieren können.
Aber: der menschliche Körper ist keine Maschine, in die du X reinschüttest und dann passiert Y. Es gibt keinen "einen" Prozess.
Welche Prozesse sollen dadurch konkret beeinflusst werden? Es ist halt ein Prozess. Je nachdem wie weit du "beeinflussen" verstehst ist die Antwort auf deine Frage: Gar keine oder alle.
Na schau', da hast Du doch eine ganz wesentliche Erkenntns. Dass es viele Prozesse gibt, in die ein Stoff im Körper involviert ist. Genau das wird aber von der Pharmazie weitgehend ignoriert, wenn davon ausgegangen wird, ich schütte Stoff X hinein, und der wirkt dann schon irgendwie.
Alles Prozesse lassen sich beziffern - mit mehr oder weniger Genauigkeit. Damit können wir sowohl mathematisch als auch statistisch umgehen. Abgesehen davon ist ja das was nebenbei passieren kann nur eine Nebenbetrachtung ... es geht hier ja weniger darum, welche Mengen auftreten, sondern ehen darum, welche Effekte sich einstellen können.
Weil ich nicht dein persönlicher Nachhilfelehrer bin. Vielleicht siehst du anhand dieser Endlosdiskussion, wie sinnlos deine "Prozesstheorie" ist - man kommt vom hundertsten ins tausendste und hat immer noch keine praktische Lösung. Die Hauptwirkung von Aspirin auf die Niere hat wiederum natürlich mit ihrem Wirkmechanismus zu tun. COX ist für die Bildung von Prostaglandinen zuständig, und Prostaglandine haben wiederum diverse Aufgaben in der Niere, etwa die Regulierung des Harnvolumens.
Moment - Du hast behauptet, dass sich die Wirkung eines Medikaments im Körper eindeutig nachweisen lässt. Wenn hier jemand Nachhilfeunterricht gibt, dann bin also ich das. Denn bisher ist es dir noch nicht gelungen, das zu beweisen, dass "man" das weiss. Im Gegenteil, die Lücken werden immer größer je tiefer ich bohre.
Müsste ich dir nicht jeden einzelnen Prozess aus der Nase ziehen, dir, dem "Fachmann", dann wäre die Wirkung des Aspirin wahrscheinlich in ein paar Stunden erledigt. Also kein allzu großer Aufwand, wenn ein echter Fachmann die Analyse machen würde.
Aber natürlich, wenn man unwillig ist, nach der üblichen Methode der "Mediziner" hier, "gibt's net, geht neht, hamma net", dann wird sich auch in der Praxis nichts ändern.
Ja, warum denn? Das frage ich dich doch grade. Laut deiner Prozesstheorie müsste alles paletti sein, denn die Prozesse kennt man inzwischen sehr genau. Nur hilft uns dieses Wissen nix. Einen Prozess zu kennen und auf einen Prozess medikamentös einwirken zu können sind zwei völlig (!) unterschiedliche Dinge. Da Pharmaunternehmen Medikamente mit Wirkung herstellen müssen und nicht - wie Universitäten - Forschung aus Spaß an der Freude machen, forschen sie natürlich lieber nach Möglichkeiten der Einflussnahme, anstatt abstrakt irgendwelche Prozessmechanismen herauszuarbeiten. Die findet man meistens eh en passant heraus.
Das würde zutreffen, wenn man sich nicht weitgehendst nur um den Wirkkreislauf kümmern würde. Der kann ggf. natürlich komplex genug sein. Was aber nicht heisst, dass Lösungen nicht auch in den umgebenden Prozessen stecken können. Genau diese Konzentration auf den Wirkprozess eröffnet daher ein ziemlich weites Feld an Möglichkeiten wenn man die Betrachtung etwas weiter steckt.
Nochmal: Sachen wie die Pharmakokinetik müssen im Rahmen der toxikologischen Untersuchungen ohnehin gemacht werden. Abgesehen davon muss der Fokus immer auf der Forschung der Veränderung von Prozessen liegen, sonst schauen am Ende dabei keine Medikamente bei raus.
Und jetzt nochmal die Frage: Was für konkrete Anwendung mit sofortige Vorteile bringt das Wissen um einen Prozess? Wenn ich merke, dass ein Medikament Nierenprobleme verursacht, muss ich den Prozess nicht wissen, um die richigen Konsequenzen daraus zu ziehen, also z.B. das Medikament vom Markt zu nehmen oder es eben keinen Leuten mit schwachen Nieren zu geben. Den Prozess zu wissen ist natürlich nützlich, wenn man neue, ähnliche Medikamente entwickeln will, die noch besser sind. Aber das hat erstmal keinen konkreten Vorteil oder direkte Anwendung für den Patienten, denn es könnte sich auch rausstellen, dass der Prozess sich halt nicht ändern lässt (wie etwa die Magenprobleme bei nonselektiven COX-Hemmern).
Das ist grundsätzlich richtig. Nur was machen denn dann dei Leute mit den schwachen Nieren? Bei dieser Vorgehensweise landen wir dann nämlich genau bei dem Zustand den wir jetzt haben ... dass die meisten Medikamente für Kinder und ältere Menschen nicht geeignet sind. Und sich die Pharma einen Dreck darum schert, weil es wirtschaftlich sowieso der größere Gewinn ist, an die breite Masse zwischen 15 und 55 zu verkaufen.
Du redest wieder um den heißen Brei herum. Ich hab vorher schonmal versucht, mir von dir erklären zu lassen, wie du dir das konkret (!) vorstellst. Da hast du dich seitenlang davor gedrückt, mir ne konkrete Antwort zu geben, wie denn ein Wissenschaftler anfängt, wenn du ihm sagst: "Hier ist Prozess X, der verhindert Krankheit Y. Mach ein Medikament das Prozess X auslöst." Angeblich ist das ja supersimple Chemie.
Es geht im ersten Schritt einmal nur darum, Nebenwirkungen bestehender Medikamente zu vermeiden, da wir bisher noch viel zu wenig über die Körperprozesse wissen. Erst wenn die Datenbanken wirklich gefüllt sind (zumindestens in Teilbereichen), dann kann man daran gehen, wirklich heilende und effektive Medikamente zu designen. Dass da sicher noch Arbeit drin steckt ist klar.
Ich habe dir schon einmal gesagt, wenn Du hier im Rahmen dieser Diskussion ein Kochrezept verlangst ... wahrscheinlich wäre das sogar möglich. Nur müsstest Du dann halt die Prozesse dazu liefern können, und das kannst Du anscheinend nur sehr begrenzt, und in vielen Bereichen wahrscheinlich gar nicht. Also ist diese Diskussion sowieso nur als Beweis dafür geeignet, was Du perönlich nicht weisst, und nicht einmal als Beweis was die Wissenschaft nicht weiss. Wir könne sie also auch gerne lassen.