Tja, irgendwie denke ich hast du meinen Ansatz nicht verstanden. Es geht darum, überhaupt keine vorgängige Prämisse zu machen.
Doch, das ist notwendig!
Schau mal: Wir haben Beobachtungen. Im konkreten Fall ist die Beobachtung "Es gibt Sichtungen von UFOs, die ungeklärt bleiben."
Nun stellen wir Hypothesen auf.
Hypothese 1: "Es handelt sich um außerirdische Raumschiffe."
Hypothese 2: "Es sind alles irdische normale Phänomene."
Nun gucken wir, welche beobachtbaren Folgen diese beiden Hypothesen haben.
Hypothese 1 hat die Folge: Es wird immer geklärte und ungeklärte Beobachtungen geben.
Hypothese 2 hat die Folge: Es wird immer geklärte und ungeklärte Beobachtungen geben.
Da ist kein feststellbarer Unterschied in diesen Folgen.
Wenn wir eine Ahnung davon hätten, wie groß unter Hypothese 2 der Anteil der ungeklärten Beobachtungen wäre, könnten wir über diese Folgen weiter Aussagen treffen. Ohne diese Ahnung hilft es uns herzlich wenig weiter, ob wir 1, 10, 100, 10000 oder noch mehr Fälle im Laufe der Jahre gesammelt haben, bei denen wir nur wissen, was es alles nicht ist.
Was soll dieser Unfug? Warum soll ich von vornherein festlegen (Prämisse), daß alle UFOs irdische Ursachen haben?
Um Hypothesen zu testen. Mit dierser Prämisse wird diese Hypothese getestet. Mit der Prämisse, dass außerirdische Raumschiffe uns besuchen, wird die dazu gehörige Hypothese getestet.
Der Satz "Jeder ungeklärte Fall steigert die Wahrscheinlichkeit / Plausibilität von Hypothese 1" ist Unfug, weil er automatisch - unabhängig davon, welche Hypothese denn nun die richtige ist - zu einer landet. Das ist kein sinnvolles Vorgehen.
Es geht darum, die beobachtbaren Unterschiede der beiden Hypothesen herauszufinden. Und die Anzahl der ungeklärten Fälle ist keiner.
Ich frage mich, was du mit diesen krausen Überlegungen eigentlich aussagen willst.
Dass es auch, wenn ich Recht habe, weiterhin ungeklärte Fälle geben wird, bei denen fast alle nur Fragezeichen in den Augen haben werden. Um die Plausibilität/Wahrscheinlichkeit zu steigern, wie Du es ausdrückst, musst Du aber an einem beobachtbaren Unterschierd zwischen den Folgen der Hypothesen angreifen. Und wie gesagt: Die Anzahl der gesammelten ungeklärten Fälle ist es nicht.
Wenn du eine wissenschaftliche (ohne Vorurteile gebundene) Einstellung zum UFO-Phänomen einnehmen willst, dann verzichtest du auf Prämissen und sichtest einfach empirisches Material und zwar unter der Fragestellung: Welche Hypothesen erklären es am genauesten? Machst du das nicht, und trittst an das UFO-Phänomen mit einer festen Voreinstellung heran (etwa: UFOS können nur irdische Objekte sein bzw. UFOs können nur außerirdischen Ursprungs sein) dann nimmst du einen vorwissenschaftlichen, ideologischen Standpunkt ein. Wie schwer kann es sein, diesen einfachen Gedanken zu erfassen?
Genau darum geht es ja. Um Hypothesen zu testen. Dazu geht es um die Unterschiede in den Folgen. Und Dein Vorgehen "Jeder ungeklärte Fall erhöht die Wahrscheinlichkeit" greift nicht an einem Unterschied an, sondern an einem "Scheinunterschied". Auch unter Hypothese 2 wird es immer ungeklärte Fälle geben.
Darum ist dieser Satz Unfug. Ist das so schwer zu verstehen?
Es kann übrigens nicht nur darum gehen "Welche Hypothese beschreibt die Beobachtungen am genauesten." Denn damit macht man es sich sehr leicht. Ich stelle beispielsweise die Hypothese auf: "Geister bewegen alles." Diese Hypothese erklärt alles. Ich brauche keine Gesetze der Mechanik, keine Naturgesetze mehr, deren Messungen eh immer mit Messfehlern versehen sind, dafür sorgen schon die Geister. Das wäre die Hypothese, die alle Beobachtungen genauer beschreibt, als alles, was die Physik darüber bisher notiert hat. Warum hat sie wohl noch niemand in Betracht gezogen? Ideologie?
Genauso ein deus ex machina ist der Satz: "Die Außerirdischen werden das Problem schon gelöst haben." Sie können selbstverständlich mit verhältnismäßig geringem Energieaufwand von A nach B gelangen, wofür das Licht länger brauchen würde. Nichts leichter als das für sie. Es ist offensichtlich wahrscheinlich, dass, wenn sie hier sind, dass sie das dann können; klar (und nicht einmal ironisch gemeint). Aber mit ihren Fähigkeiten kann ich auch alles erklären. Wie die Geister beschreiben außerirdische Raumschiffe natürlich alle Beobachtungen genauer, weil ich alle Schwierigkeiten dieser Hypothese auf einen schlag beseitigen kann "die können das." und alle Schwierigkeiten der anderen Hypothese auch... alle Fälle mit Fragezeichen sind auf einen Schlag geklärt. Das ist kein sinnvolles Vorgehen, und man kann sich bequem zurücklehnen.
Im 19 Jahrhundert gab es mal einen Pfarrer, der gesagt hat: "Gott hat die Erde vor 6000 Jahren erschaffen, mit all den Anzeichen für Evolution, und dass die Erde viel älter ist." Diese Hypothese beschreibt die Beobachtungen auch viel besser als die Geowissenschaften und Evolutionsbiologie bisher dazu in der Lage war. Ist es sinnvoll, diese Möglichkeit groß zu verfolgen?
Viele Grüße
Joey