Hallo, ich setze jetzt mal hier etwas aus dem Text, Link im ersten Beitrag, Seite 52 - 55,
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Viele Menschen glauben, den Weg der Erlösung bereits zu kennen. Es ist aber ein
gravierender Unterschied, ob man glaubt, die Wahrheit zu kennen, oder ob man diese
tatsächlich besitzt. Die große Gefahr dabei ist nämlich, dass all jene, die sich im Besitz der
Wahrheit glauben, in selbstzufriedener Trägheit verharren und im Zweifelsfall auch manche
Ungereimtheiten billigend in Kauf nehmen, anstatt ernsthaft danach zu streben, den Schein
vom Sein zu trennen. Aus diesem Grund kommen viele Menschen nicht einmal auf den
Gedanken, dass die Kirche, der sie angehören, im Irrtum sein könnte, was bestimmte
Dogmen oder Lehren anbelangt. Sie vertrauen blind darauf, dass die Führer und
Oberhäupter ihrer Konfession genau wissen, was Gott wohlgefällt und was notwendig ist,
um Seinem Willen zu entsprechen. In der Gewissheit, den Schlüssel zum Himmel bereits zu
besitzen, folgen sie gehorsam den Lehren ihrer Glaubensgemeinschaft, anstatt zumindest
die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, die Wahrheit auch außerhalb der Kirche zu finden.
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Dies ist umso verwunderlicher, wenn man sich vor Augen hält, wie wenig Wahrheit in
manch religiösen Bekenntnissen steckt. Im Gegenteil, oftmals beruht das gesamte
Fundament, auf dem das Gebäude ihrer Überzeugungen steht, auf Fehler und Irrtum. Jede
Religion und alle spirituellen Vorstellungen sind das Produkt menschlicher Erfindung, denn
der Mensch kann aufgrund seiner natürlicherweise eingeschränkten Wahrnehmung nur
einen Bruchteil dessen erkennen, was die tatsächliche Realität umschreibt. Einige der
Überzeugungen sind deshalb so weit von der Wahrheit entfernt, dass es geradezu
offensichtlich erscheint, wie falsch bestimmte Glaubensmuster sind – Wahrheit und Glaube
finden nicht selten keinen einzigen, gemeinsamen Nenner. Der Mensch muss sich
eingestehen, dass seine Vernunft nicht ausreicht, die ganze Wahrheit zu begreifen. Bedrängt
von dieser Art der Ohnmacht, sucht der Mensch als Lösung aus diesem Dilemma sein Heil in
teilweise abstrusen Lehren und Glaubensinhalten.
In der Überzeugung, dass Glauben mit nicht wissen gleichgesetzt wird, gründen viele
christliche Konfessionen ihre gesamte Weltanschauung auf die Bibel, die als Hort der
Wahrheit absolute Autorität darstellt. Da die Heilige Schrift aber ebenfalls ein Werk aus
Menschenhand ist, ist es nicht verwunderlich, dass Wahrheit und Irrtum im gleichen Satz zu
finden sind. Da der Mensch aber nicht über eine ausreichende Entwicklung der Seele
verfügt, kann er den Unterschied zwischen diesen beiden grundlegenden, sich gegenüber
stehenden Positionen oftmals nicht erkennen.
Religion ist etwas, was gerne von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ist
ein Mensch erst einmal davon überzeugt, die Wahrheit gefunden zu haben, reicht er dieses
Wissen – bewusst oder unbewusst – an seine Erben weiter und wird es als eine Art
Selbstverständlichkeit ansehen, den Weisungen jener Glaubensgemeinschaft zu folgen, in
der bereits Eltern und Großeltern Halt und Zuversicht erfahren haben. Warum auch sollte
man einer Tradition den Rücken zukehren, die maßgeblich dafür verantwortlich zeichnet, das
Leben der nächsten Angehörigen glücklich und zufrieden zu machen?
Wer also einmal die Überzeugung gewonnen hat, die Wahrheit gefunden zu haben,
wird äußerst selten dazu tendieren, sein Glück anderswo zu suchen, zumal das eigene
Umfeld bestätigt, dass es sich lohnt, einer bestimmten Konfession anzugehören, um in der
Gemeinschaft Gleichgesinnter das Glück eines erfüllten Daseins zu erfahren. Dieses
Verhalten ist absolut nachvollziehbar und die logische Folge menschlicher Veranlagung, auch
wenn dir und uns himmlischen Wesen durchaus klar ist, wie groß der Spalt ist, der zwischen
Religion und Wahrheit klafft.
Wenn Kirchen oder bestimmte Glaubensgemeinschaften bereits seit langer Zeit
bestehen, dann werden diese Institutionen oft zum festen Bestandteil der Gesellschaft. Geht
eine Glaubensrichtung gleichsam in Fleisch und Blut über, dann wird diese Überzeugung in
eine Position erhoben, die sie allen Zugriffen entzieht. Weder Dogmen, noch einzelne
Kernaussagen dieser Lehre werden dann in Frage gestellt, um die Scheinsicherheit, die
dieses Gesamtsystem bietet, nicht anzugreifen. Niemand wird an einer Überzeugung rütteln,
daran zweifeln oder sie gar hinterfragen, wenn er von Kindesbeinen an in diesem Glauben
aufgewachsen ist.
Erringt eine Religion aber eine Art Monopolstellung, so verkommt sie häufig zu einer
starren Institution, die zwar alle Bereiche des Lebens erfasst, auf Dauer aber blass und leblos
erscheint. So wird der Glaube eine Sache der Vernunft, und nicht Ausdruck eines dankbaren
Herzens. Wer allerdings den Glauben der Vorväter übernimmt, braucht sich auch keine
eigenen Gedanken machen, in wieweit seine persönlichen Bedürfnisse erfüllt werden. Von
der Gefahr befreit, sich selbst zu reflektieren und zu prüfen, seinen eigenen Verstand
einzuschalten oder generell die Möglichkeit zuzulassen, einen anderen Blickwinkel
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einzunehmen, verharrt man lieber in untätiger, aber schützender Trägheit. Wer in einem
bestimmten Glaubenssystem aufgewachsen ist, der ist mit der Geborgenheit, die er hier
findet, mehr als zufrieden und wird nach Kräften versuchen, weder Zweifel, noch eine
unbekannte Sehnsucht zu registrieren, um die eigene Selbstsicherheit nicht zu gefährden.
Die Wahl fällt deshalb auf das Bewährte und das Altbekannte, und im Endeffekt verneint der
Mensch, der sich weigert, über den Tellerrand hinauszusehen, dass er überhaupt wählen
kann.
Viele Menschen gehören einer Glaubensrichtung an, weil es die gesellschaftlichen
Normen verlangen. Wer Mitglied einer bestimmten Gruppe werden möchte, tut gut daran,
sich den anderen anzupassen, so nicht schon identische Interessen vorliegen. Wer in eine
religiöse Gemeinschaft aufgenommen werden möchte, der muss glauben, was diese Gruppe
als gemeinsame Basis festgelegt hat. Oftmals sind Kirche und Glaube der zentrale Punkt des
gesellschaftlichen Lebens, zumal der Einfluss, den die Kirche auf das soziale Gefüge ausübt,
mächtig ist und eine enorme Reichweite hat. Niemand dringt so tief in das gemeinsame
Miteinander wie kirchliche Institutionen, denn das, was alle vereint, sind eine verbindliche
Überzeugung und der entsprechende Platz, der jedem zugeteilt wird. Jeder Gedanke, der
sich mit spiritueller Wahrheit beschäftigt, unterliegt deshalb einem strengen Reglement.
Bleibt ein Mensch aber Mitglied in einer religiösen Gemeinschaft, ohne dass er mit
Leib und Seele dabei ist, flacht das Interesse allmählich ab und das Glaubensbekenntnis wird
zu einer leeren Formel, die heruntergebetet wird, ohne dass das Herz involviert ist.
Zufrieden mit einem betäubenden Gemeinschaftsgefühl, tut man seine Pflicht, nimmt satt
und behaglich die Position ein, die einem zugewiesen wird und erstickt die unbequemen
Fragen, die aufgrund scheinbarer Kleingläubigkeit das eigene Bekenntnis anzweifeln, bereits
im Keim.
Selbstverständlich trifft diese Verallgemeinerung nicht auf alle Kirchenmitglieder zu.
Viele Gläubige geraten in einen inneren Zwiespalt, weil sie zwar Teil der jeweiligen
Glaubensgemeinschaft bleiben und treu zu ihrer Überzeugung stehen, in ihren Herzen
erwächst aber eine drängende Sehnsucht nach etwas, was von den Priestern und Theologen
nicht beantwortet werden kann. Dieses Sehnen entsteht aus der Tiefe ihres Seins und ist ein
klarer Ausdruck dafür, wie sehr die Seele nach der Göttlichen Liebe hungert. Viele Menschen
tragen eine gewisse Menge an Göttlicher Liebe in ihren Herzen und können dennoch nicht
einordnen, was genau ihnen der Vater geschenkt hat.
Der Großteil der Menschen aber verharrt in der Sicherheit allgemeiner Untätigkeit. Es
ist deshalb keine einfache Aufgabe, diese Menschen, die von ihrer religiösen Überzeugung
wie in einen Kokon gehüllt sind, aufzuwecken, wachzurütteln oder einfach nur zum
Nachdenken zu bewegen. Viele christliche Gruppierungen, welche die Bibel als Fundament
ihres Glaubens wissen, sind nämlich fest davon überzeugt, den Willen des Vaters zu tun und
ihrer Erlösung nahe zu sein, wenn sie treulich den Kurs verfolgen, den sie und ihre Vorväter
eingeschlagen haben. Dies ist der Grund, warum diese Menschen auch dann nicht die
Wahrheit erkennen können, wenn sie direkt vor ihren Füßen liegt.
Es wird deshalb nicht leicht sein, der breiten Öffentlichkeit das Werk vorzustellen, an
dem wir alle gemeinsam arbeiten. Die Wahrheit, die wir dir schreiben, wird aber ihren
Beitrag dazu leisten, die Menschen aus ihrer lähmenden Scheinzufriedenheit aufzuwecken
oder sie zumindest dazu zu animieren, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, ihr
Glaubensbekenntnis wäre doch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wer aber einmal
aufgewacht ist, der wird keine Sekunde lang mehr zögern, seine religiöse Komfortzone
aufzugeben, um zu versuchen, die Wahrheit zu ergründen. Dann wird sich die Spreu vom
Weizen trennen, und der Irrtum muss seinen Platz räumen, um die Wahrheit einzulassen.
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Ich habe diese Problematik zum Thema meiner Botschaft gemacht, damit du
verstehst, warum es so schwer ist, die Menschen von der Gegenwart der Göttlichen Liebe zu
überzeugen und warum es diese Anstrengung erfordert, überlieferte Vorstellungen und
religiöse Ansichten beiseite zu schieben. Es wird die Zeit kommen, da der Mensch alles über
Bord wirft, was seiner Entwicklung nicht mehr dienlich ist; dann wird er mit dem Werkzeug
der Spiritualität die Wahrheit des Vaters finden. Nichts steht der Wahrheit mehr im Weg als
Dogmen und religiöse Bekenntnisse, denn sie verhindern, dass der Mensch wenigstens im
Ansatz versucht, seinen Horizont zu weiten. Abschließend sende ich dir meine Liebe und
wünsche dir eine gute Nacht.
Dein Bruder in Christus,
der Apostel Johann