Kondor schrieb:
Was ist überhaupt eine Person (das ist eine Grenzziehung) Gott - ein materieller Zellhaufen mit einem Superhirn, der über unbegrenzte, feinstoffliche Energie (STOFFLICH = Materialismus) verfügt? Etwa eine Art Spezielle Relativitätstheorie nach der Formel: Unbegrenzte Energie + Urperson (Dualismus) = Gott (Monismus). Hm, aber auch dann müsste aus Grenzenlosigkeit (Energie) das Begrenzte (Person) hervorgegangen sein. Also irgendetwas kann da ohnehin nicht stimmen.
Lieber Kondor,
wir wollen einmal klarstellen, daß sowohl Deine als auch unsere (A.R., Nitai's und meine) Sicht der Dinge nicht auf unserem eigenen Mist gewachsen sind. Alle bedienen wir uns des Prinzips, Wissen von jenen, die Wissen erschaut haben, anzunehmen und auf einem autoritativen Weg zu verwirklichen, zu verinnerlichen, damit es sich auch uns als Wissen erschließt, zumindest als Erkenntnis. (wobei sich der "westliche" und "östliche" Weg grundsätzlich unterscheiden). Und wenn wir Glück haben, vermehrt sich diese Erkenntnis ja auch noch!
In diesem Licht möchte ich klarstellen, daß sich unser Gottesbild von einer transzendenten, rein spirituellen, jenseits des materiellen Kosmos(!) befindlichen Sphäre ableitet, in dem Attribute wie feinstofflich, Zellhaufen, Superhirn u.dgl. keine Gültigkeit haben, weshalb auch kein wie immer geartetes materielles Muster darauf anwendbar ist. Das gilt natürlich insbesondere, wenn man von Gott als Person spricht. Automatisch setzt uns unser Geist das Bild einer begrenzten Person vor und wir verfallen in den Fehler, solche Begrenzungen auf Ihn zu übertragen. Dennoch ist er Person in dem Sinne, daß er alle Eigenschaften einer Person aufweist, wobei diese Eigenschaften ebenso transzendenter Natur sind. Der transzendente "Stoff", im Gegensatz zur Materie, ist eben sat-cit-ananda. Er ist (weil absolut) auch Individuum (aber allumfassend), Er ist sich Seiner bewußt (aber in anderer Qualität und Quantität als wir), Er besitzt transzendentale Sinne (die im Gegensatz zur begrenzten Welt jeweils alle anderen Sinnesfunktionen auch übernehmen können), Er hat einen liebevollen Austausch mit Seinen Teilen, den Jivatmas (den winzigen spirituellen Teilchen, die das Selbst konstituieren, also wir) , Er ist nicht statisch oder unbewegt, sondern dynamisch und aktiv usw.
Wir wollen uns unsere Ansichten nicht streitig machen, denn letztlich erschließt sich Erkenntnis ohnehin nur subjektiv, anders gesagt, am Anfang steht immer der Glaube, das Vertrauen. Das gilt ja auch im wissenschaftlichen Bereich, umsomehr, als dort ohnehin nur mit Modellen gearbeitet wird, und Modelle sind mit Sicherheit nicht auf ewig wahr, wie man ja immer wieder sieht.
Und wenn A.R. pauschal anderen Lehren die Vernichtung des ICH
(Individualität) vorwirft, dann hat er die mystische Unterscheidung von SELBST und ICH nicht verstanden
Du redest von Deinem Verstehen, er von Seinem. Wie gesagt, wenn wir die Dinge nur deswegen sagen, um sie dem anderen aufzuoktroyieren, dann sind wir ja nicht besser als jeder Dogmatiker. Das Selbst ist in dieser Welt ja auf Reflexion angewiesen, um seinen eigenen Standpunkt überhaupt verstehen zu können. Und im oben genannten Kontext ist A.R.'s Schlußfolgerung logisch, während es in Deinem Kontext unsinnig sein mag.
Für den Mystiker bedeutet nämlich der SELBSTzustand (= keine Wiedergeburt mehr) die AUFHEBUNG des individuellen ICH (das Ich MUSS reinkarnieren), aber nicht seine Vernichtung.
Und wenn der Mystiker vom Unsagbaren Urgrund spricht, dann deshalb, weil seine Philosophie die Sprachlosigkeit erreicht hat (im Unterschied zu A.R.) und seine Erkenntnisse dem entsprechen, was Cues Nichtwissendes Wissen genannt hat.
Aus der vedischen Sichtweise sind diese Schlußfolgerungen nicht haltbar und aus der vaishnavitischen Sicht ist diese Schlußfolgerung "Mayavadisch", monistisch.
Ich sage ja nicht, daß Du diesem Standpunkt recht geben mußt, also lassen wir's dabei bewenden.
Liebe Grüße
C