VEDEN - das ursprüngliche Wissen

Hallo Nitai

An welcher Stelle habe ich die Manu-Samhita negativ erwähnt? Könntest Du mir das bitte einmal zeigen? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern. Und dann könntest Du mir bitte noch erklären, wie das Manu-Samhita mit der seit Jahrthunderten praktizierten Realität der Kinderbräute in Indien zusammenpasst? Vielleicht siehst Du dir zukünftig einmal beide Seiten an. Die heiligen Schriften und die Realität.

Kinderbräute

Für die Benutzung von minderjährigen Mädchen bei den tantrischen Ritualen hat Professor Dr. Michael von Brück, selber Vater mehrerer Töchter, ein erstaunlich volles Verständnis: "Wenn in einigen Tantras die sexuelle Vereinigung mit einer Zwölfjährigen empfohlen wird, so ist zu bedenken, dass zu jener Zeit in Indien die Mädchen mit 11 oder 12 Jahren im Heiratsalter waren."

Rosalind Miles schreibt in ihrem Buch "Weltgeschichte der Frau" über Kindbräute in Indien:

"Einem indischen Mädchen stand die Last der Mutterschaft schon früh bevor: neun Monate nach Beginn der Pubertät. Ihre Eheschließung lag weit zurück (die Kinder wurden schon mit fünf oder sieben Jahren verheiratet), und der kluge Gatte hatte seine Kindbraut schon lange an regelmäßigen Geschlechtsverkehr gewöhnt. Von der ersten Blutung an schlief er mit ihr, um ihre "ersten Früchte" kosten zu können.

Aber unter diesen Umständen gelang es dem Ehemann nicht häufig, auch die Ernte einzufahren. Solche Kinderehen entlarvten sich allzu oft als raffinierter Massenmord an Mädchen. Millionen dieser jungen Ehefrauen starben jährlich an Unterleibsverletzungen oder an der Niederkunft. Noch 1921 hielt eine offizielle Volkszählung der britischen Regierung statistisch fest, dass in den vorausgegangen zwölf Monaten 3 200 000 Kindbräute in Indien gestorben waren.

Britische Armeeärzte berichten über die Umstände:

1. Neun Jahre alt. Tag nach der Hochzeit. Linker Oberschenkelknochen verrenkt, Becken völlig zerdrückt, Fleisch hing in Fetzten herab.
2. Zehn Jahre alt. Konnte nicht stehen. Starkes Bluten, tiefe Fleischwunden.
3. Neun Jahre alt. So stark zerfetzt, dass sie chirurgisch kaum noch zu heilen war. Ihr Mann hatte noch zwei andere Frauen und sprach ausgezeichnetes Englisch.
4. Sieben Jahre alt. Lebte beim Ehemann. Starb nach drei tagen unter großen Qualen.
5. Etwa zehn Jahre alt. Kroch auf Händen und Knien zum Krankenhaus. Konnte seit ihrer Hochzeit nicht mehr aufrecht stehen.

Für solche kulturelle Gepflogenheiten Verständnis aufzubringen, wie es der christliche Theologe Professor Dr. Michael von Brück tut, der immerhin Dekan der Evangelisch Theologischen Fakultät an der Universität München ist, ist verantwortungslos wenn nicht zynisch.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Hallo

In diesem Fall hielt ich es für angebracht, den Bericht über die Kinderbräute noch einmal zu bringen, weil Nitai Verse aus der Manu-Samhita zitierte, die das Verhältnis zu den Frauen in der hinduistischen Gesellschaft in einem so wunderbaren Licht darstellten, die mit der Realität wenig gemeinsam hat.

Ausserdem kann man solche Tatsachen gar nicht oft genug wiederholen, weil immer wieder sowohl von Buddhisten als auch von Hinduisten bestritten wird, wie frauenverachtend ihre Gesellschaften waren und immer noch sind.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann ist die Manu-Samhita, ein Gesetzbuch, in dem die sozialen und religiösen Pflichten der Gesellschaft beschrieben sind. Nach ein wenig Suche fand ich im Prabhupada-Zitatenschatz, in dem Zitate von Swami Prabhupada, der auch die Bhagavad Gita erläutert, und die Nitai immer so gerne zitiert, gesammelt sind, folgenden Vers über die Frauen:

"In der Manu-Samhita heißt es..., dass Frauen keine Freiheit gegeben werden sollte. Dies bedeutet nicht, dass man sie wie Sklaven halten soll; doch sie sind wie Kinder. Kindern gewährt man keine Freiheit, aber das bedeutet nicht, dass man sie wie Sklaven hält. Die Dämonen missachten heute diese Anweisung völlig und vertreten die Ansicht, man solle den Frauen ebensoviel Freiheit gewähren wie den Männern."- BG-WSI S. 702

Und dann habe ich hier noch einen Satz aus der Manu-Samhita gefunden, den Nitai sich auch einmal in Ruhe durchlesen sollte:

Reinheit, Selbstbeherrschung, Enthaltsamkeit und Aufmerksamkeit werden in dieser Aussage der Manu-Samhita als Qualifikationen eines Schülers des vedischen Wissens genannt.

Alles Liebe. Gerrit
 
Bei aller historisch-kulturellen Wertschätzung für die Gesetze Manus möchte ich anmerken, daß sie eine der Hauptsäulen für die jahrtausendelange und bis heute andauernde Diskriminierung, Unterdrückung, Ausbeutung und Knechtung der Dalits ("Kastenlosen") in Südasien darstellen.

liebe Grüße, Stephan
 
Stephan schrieb:
Bei aller historisch-kulturellen Wertschätzung für die Gesetze Manus möchte ich anmerken, daß sie eine der Hauptsäulen für die jahrtausendelange und bis heute andauernde Diskriminierung, Unterdrückung, Ausbeutung und Knechtung der Dalits ("Kastenlosen") in Südasien darstellen.

liebe Grüße, Stephan

Ja, weil die Brahmanas nicht mehr spirituell potent und rein sind und die Schriften einseitig zitieren (wie der liebe Lotusz). Also wieder: ihr beschuldigt Skalpel und ich den Chirurgen.

Mit Liebe
Nitai
 
Ich habe das Rigveda, das ja das älteste der Veden sein soll, komplett durchgelesen, quasi um den heutigen Hinduismus aus seinen Wurzeln heraus kennenzulernen.
Ich muss sagen, dass die biblischen Propheten dagegen die reinste Esoterikaction sind: Das Rigveda besteht ausschliesslich aus sich ständig wiederholenden Opferhymnen, hauptsächlich an Agni und Soma, die ja heutzutage kaum noch eine Rolle spielen.
Also sehr langweilig und ohne spirituelle Aussagen.
Wie sich daraus im Laufe der Zeit so eine feine Philosophie wie die indische bilden konnte, ist mir schleierhaft.
 
Nitai schrieb:
Stephan schrieb:
Zitat von Stephan
Bei aller historisch-kulturellen Wertschätzung für die Gesetze Manus möchte ich anmerken, daß sie eine der Hauptsäulen für die jahrtausendelange und bis heute andauernde Diskriminierung, Unterdrückung, Ausbeutung und Knechtung der Dalits ("Kastenlosen") in Südasien darstellen.
Ja, weil die Brahmanas nicht mehr spirituell potent und rein sind und die Schriften einseitig zitieren (wie der liebe Lotusz). Also wieder: ihr beschuldigt Skalpel und ich den Chirurgen.
Hi Nitai,
ich beschuldige niemanden und nichts. ich habe nur gesagt, was für jedermann klar zu sehen ist: es wurde jahrtausendelang als Grundlage dafür benutzt, oder mißbraucht, oder wie auch immer du es nennen magst. Dass dem so ist, läßt sich doch nicht leugnen.
Und daß der Fakt - also Kastensystem und entsprechender Alltag für die Menschen immer vor der Schrift existiert, sollte doch von selbst klar sein. Jede derartige Schrift reflektiert in erster Linie das, was bereits ist. Sie ist v.a. Beschreibung, und nicht Entwurf oder gar Erschaffer der Realität.
Und wie jede beschreibung ist sie aus dem Blickwinkel des beschreibenden geschrieben und manifestiert immer auch eine bestimmte Interessenlage desjenigen.
Ein Unberührbarer hätte sicherlich ein bisschen was anderes reingeschrieben.

liebe Grüße, Stephan
 
Cintamani, ich bin kein Monist, weder ein idealistischer noch materialistischer, sondern Mystiker. Daher kann ich auch die Argumentation von A.R. teilweise nicht nachvollziehen.
Was ist überhaupt eine „Person“ (das ist eine Grenzziehung) Gott - ein „materieller“ Zellhaufen mit einem Superhirn, der über unbegrenzte, „feinstoffliche Energie (STOFFLICH = Materialismus) verfügt? Etwa eine Art „Spezielle Relativitätstheorie“ nach der Formel: Unbegrenzte Energie + Urperson (Dualismus) = Gott (Monismus). Hm, aber auch dann müsste aus Grenzenlosigkeit (Energie) das Begrenzte (Person) hervorgegangen sein. Also irgendetwas kann da ohnehin nicht stimmen.
Und wenn A.R. pauschal anderen Lehren die „Vernichtung“ des ICH (Individualität) vorwirft, dann hat er die mystische Unterscheidung von SELBST und ICH nicht verstanden (der Schweizer A. Risi schwätzt überhaupt zu viel).
Für den Mystiker bedeutet nämlich der SELBSTzustand (= keine Wiedergeburt mehr) die AUFHEBUNG des individuellen ICH (das Ich MUSS reinkarnieren), aber nicht seine Vernichtung.
Und wenn der Mystiker vom „Unsagbaren Urgrund“ spricht, dann deshalb, weil seine Philosophie die Sprachlosigkeit erreicht hat (im Unterschied zu A.R.) und seine Erkenntnisse dem entsprechen, was Cues „Nichtwissendes Wissen“ genannt hat.

Liebe Grüße
 
Krishna besitzt drei Hauptenergien:

antaranga-shakti= innere, spirituelle Energie
bahiranga-shakti=äußere, materielle Eenrgie
tatastha-shakti= am Rand, zwischen materiell und spirituell verlaufende Energie oder die Lebewesen.

Weil wir als Lebewesen zwischen die zwei Energien existieren, können wir uns entscheiden, ob wir ein Teil der spirituellen oder materiellen Energie sein wollen.
Ich glaube, es ist ziemlich klar wofür wir uns entschieden haben (und tagtäglich tun).
 
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Hallo Nitai

Nitai schrieb:
Krishna besitzt drei Hauptenergien:

antaranga-shakti= innere, spirituelle Energie
bahiranga-shakti=äußere, materielle Eenrgie
tatastha-shakti= am Rand, zwischen materiell und spirituell verlaufende Energie oder die Lebewesen.

Weil wir als Lebewesen zwischen die zwei Energien existieren, können wir uns entscheiden, ob wir ein Teil der spirituellen oder materiellen Energie sein wollen.
Ich glaube, es ist ziemlich klar wofür wir uns entschieden haben (und tagtäglich tun).

Vielleicht kannst Du mal ein paar Worte über diese spirituellen Energien verlieren? Was verstehst Du unter der inneren spirituellen Energie? Ist das die Kundalini? Was verstehst Du unter der äusseren spirituellen Energie? Ist das das Prana? Kannst Du einmal sagen, was genau die tatastha-shakti ist. Sind das die Menschen?

Sowohl die Kundalini als auch das Prana halte ich übrigens für nicht existent. Es hat den Hindus geholfen, die physiologischen Vorgänge, von denen sie nichts verstanden, zu erläutern. Und wenn man dann noch eine Gottheit konstruiert, was rein wissenschaftlich betrachtet, unzulässig ist, so müssen diese inneren bzw. äusseren Energie (feinstoffliche Energien) natürlich einen göttlichen Ursprung haben.

Ausserdem sind das bisher alles nur Theorien. Ich wüsste gerne, welche Bedeutung diese inneren und äusseren spirituellen Energien in deinem Leben haben. Was also tust Du tatsächlich im täglichen Leben?

Alles Liebe. Gerrit
 
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