@Elvis
Vielleicht ist es Demut, vielleicht aber auch Geringschätzung und Distanzierung. Deshalb habe ich nachgefragt, aber es wurde nicht deutlich.
Das, was Dir als Zwang zu erleuchten erscheint, ist schwer zu beschreiben.
Es gibt Zeiten in meinem Leben, in denen ich wenig bei mir bin, in denen das Leben vor sich hin plätschert. Und es gibt Zeiten, in denen ich mich getragen fühle von..ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll...Meine Aufmerksamkeit erhöht sich, alles, was mir begegnet ist spannend, erzählt Geschichten, erinnert mich, öffnet mir neue und alte Türen, enthüllt Geheimnisse. Alles ist geheiligt, das Wesen der Dinge tritt hervor.
Und wie das so ist: Wo das Herz von voll, quillt der Mund von über. Wenn ich erzähle, so erzähle ich es mir selbst. Es ordnet und erdet, es wird be-greifbarer.
Es gibt Zeiten, in denen ich vermeide, und Zeiten, in denen ich mitten rein springe. Das passiert einfach so.Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, ob es das in diesem Zusammenhang überhaupt gibt.
Manchmal ist es vielleicht wichtig für mich, erdiger zu sein, mehr in Alltäglichkeit zu sein. Ich habe Zeiten erlebt, in denen ich Türen geöffnet habe, eine nach der anderen, für die ich vielleicht noch nicht wirklich bereit war. Im Rückblick sind diese Zeiten ein Schatz für mich, aber in der Situation war es ziemlich überwältigend.
Daher bin ich etwas vorsichtiger geworden, versuche Bodenkontakt zu halten.
Diese Stolperfallen des spirituellen Lebens sind mir also wohlbekannt, daher
tappe ich in manche nicht mehr und versuche die, die für mich noch bereit stehen, nicht mit Anlauf zu nehmen. Sonst fliegt einem schon mal was um die Ohren. Es lässt sich nicht ganz vermeiden, aber ich weiß, dass ich mir nicht alles auf einmal zumuten kann.
Perfekt sein, korrekt sein? Ja, das ist etwas, wo mich die Kindheit geprägt hat. Unkorrektheit, Unperfektheit bedeutete massive Kritik und verbale und körperliche Aggression. Mir wurde mit dem Zollstock eingebläut, dass ich so, wie ich bin, nicht geliebt bin. Das ist schwer, wieder loszuwerden. Es ist meine schwerste spirituelle Stolperfalle und sie ist es, die mich hindert, aber die mir auch maßgeblich hilft. Denn gerade, weil sie so offensichtlich ist, kann sie sich nicht verbergen, und das Urthema eines jeden ist, sich selbst zu lieben, denn sonst klappt`s auch nicht bei dem Nachbarn. Insofern ist es in gewisser Hinsicht für mich auch einfacher. Ich weiß, wo der Hase im Pfeffer liegt.
Es hört sich vielleicht schwülstig und naiv ausgedrückt an, aber genau dies hat mich dazu gebracht, mich Gottes Liebe (oder wie man es nennen will) zu öffnen. Zu vertrauen. Schon von klein an hat mich eine Art zuversichtliche Erwartung begleitet, eine Gewissheit, die sich nicht begründen oder erfassen lies, und das war auch nicht nötig. Diese Zuversicht war die Basis, die ich hatte, war, was mich am Leben erhielt. Und der Quelle dessen bin ich gefolgt.