Und all das ist ein Teil von mir

Das gemeine an einer schizoiden Persönlichkeitsakzentuierung (nicht Störung) ist, dass man innerlich zerrissen ist. Auf der einen Seite will man dazu gehören, auf der anderen Seite fühlt man sich mitten drinnen nicht wohl. Zu viel Gefühl und Emotion können überfordern weil man selbst nur oberflächlig fühlt - als wären die Gefühlt durch Milchglas geschützt.

Diese Aussage hat mich grad sehr ins Wanken gebracht ...
 
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Weil ich das gut kenne und selbst noch nie so ausformuliert habe. Ich schieb es immer weg, nehm es nicht als wahr und sag mir selber sowas wie "Jetzt stell nicht schon wieder so an" ....
Ich hatte vor ca. 2 Jahren eine ausführlich Diagnostik bei einer klinischen Psychologin mit mehreren Tests. Bei der Befundbesprechung wurden mir so viele Dinge klarer was mein Verhalten und meine Gefühle angeht. Ich dachte auch immer, ich bin nicht normal oder stelle mich an dabei bin ich meistens einfach massiv übermenscht und überfordert.
 
@Babyyy
Ich finde es wirklich sehr beeindruckend, wie klar, detailliert, präzise genau du diese Krankheit und ihr Auftreten bei dir und wie sie sich anfühlt in den verschiedenen Phasen - beschreiben kannst. So habe ich es noch nirgendwo und von niemandem gelesen.

Deine präzise Art der Beschreibung schafft damit auch ein mehr an Verständnis - wo vorher oft nur ein Diagnose-Wort im Raum stand, mit dem inhaltlich nicht jeder gleich etwas anfangen konnte.

Wenn man über 20 Jahre mit meiner Krankheit lebt, gehört sie zu einem wie der rechte Arm.
Seit 20 Jahren lebst du damit. Die Krankheit ist mit besitzanzeigendem Fürwort zu "deiner/meiner" geworden, zu etwas, was jetzt zu deinem Besitz gehört.

20 Jahre sind eine lange Zeit, sich damit vertraut zu machen. Aber es hat dann ja wohl auch eine Zeit vorher - ohne gegeben....wenn diese erst mit 15 Jahren in der Pubertät begann und auftrat - oder ? Oder war sie angeboren da und wurde dann erst in diesem Alter diagnostiziert ?
 
20 Jahre sind eine lange Zeit, sich damit vertraut zu machen. Aber es hat dann ja wohl auch eine Zeit vorher - ohne gegeben....wenn diese erst mit 15 Jahren in der Pubertät begann und auftrat - oder ? Oder war sie angeboren da und wurde dann erst in diesem Alter diagnostiziert ?
Der Verdacht kam auf als ich 15/16 Jahre alt war. Mit 20 hat mich das erste Mal ein Arzt mit meinen Sorgen und Gedanken ernst genommen. Eine richtige Diagnosik wurde allerdings erst mit 37 gemacht als meine Therapeutin das wollte. Bis dahin hat es niemand für notwendig gehalten, zu schauen, was das wirklich ist.

Ich hatte von einer bipolaren Störung, Burnout, generalisierte Angststörung und PTPS schon alle Diagnosen bekommen aber eben ohne Testung.

Erst seit knapp drei Jahren hab ich jetzt tatsächlich einen Befund.
 
Bei einer schizoiden Persönlichkeitsakzentuierung hat man ein massives Vertrauensproblem. Man denkt generell immer, dass die Leute hinter dem Rücken über einen reden, dass sie lügen oder einen schlecht machen. Wenn man dann doch jemandem vertraut, voll und ganz, reicht ein winziger Windhauch vom Flügelschlag eines Schmetterlings um das Vertrauen in den Grundfesten zu erschüttern.

Es tut weh.

Und man bricht mit dem Vertrauten.

Wenn sich dann raus stellt, dass der Vertraute und der Schmetterling sich kennen und es der Schmetterling war, der bewusst und absichtlich keinen Hauch sondern einen Taifun entfacht hat, steht man da.
Ein Scherbenhaufen, den man selbst verursacht hat weil einen der Taifun mitgerissen hat und man den nun nicht mehr kitten kann. Egal, wie sehr man das möchte.
Ein Scherbenhaufen, der verursacht wurde, weil der Taifun nunmal ein Taifun ist der jetzt aber so tut, als wäre er eine Sommerbrise.

Und man selbst? Man fühlt sich allein und einsam. Man war ein Spielball von gekränkter Eitelkeit. Man zieht sich zurück. Aber nicht nur hinter seine Mauern. Nein. Man zieht sich zurück in sein Helms Klamm und versucht sich die Wunden zu lecken. Man kann es noch nicht. Man ist emotional verkatert und erschöpft, müde. Man lässt es bluten. Aber bald wird man die Kraft zum Wunden lecken haben. Und dann wird da nur eine weitere riesige Narbe zurück bleiben, die einen an so viel schönes und gleichzeitig an so tiefen Schmerz erinnert.
 
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Ich fühl mich heute als würde ich der Weltschmerz in meiner Brust leben. Es ist beinahe unerträglich.

Weil ich so dumm war und jemandem vertraut habe. Weil ich wirklich dachte, man kann und darf vertrauen. Weil ich die Hoffnung hatte, irgendwo zuhause zu sein. Irgendwo hin zu gehören. Irgendwo einen Platz zu finden, wo ich mich zurückziehen kann, wenn die Welt um mich zu laut und wild wird.

Und dann hatte ich so einen Platz. Und hab ihn zerstört. Wegen so einem scheiß Schmetterling.

Ich möchte ihm die Flügel ausreißen! Aber ich werde nichts dergleichen tun. Denn der Schmetterling ist nur ein Schmetterling und er kann nicht anders als mit seinen Flügeln einen Taifun zu verursachen. Der Schmetterling macht das zwar absichtlich aber nur weil er Angst hat. Angst davor sonst nicht gesehen zu werden.

Ich kann den Schmetterling verstehen, aber nicht verzeihen.

Ach, lassen wir das Gelaber. Der Schmetterling ist eine eifersüchtige Frau, die behauptet nicht eifersüchtig zu sein und die mit Absicht lügt und Keil treibt, damit eine Freundschaft auseinander geht. Und jetzt, wo sie weiß, die Freundschaft ist zerstört, kommt sie wieder lieb säuselnd an von wegen sie wollte das doch nicht und sie wollte nur, dass wir ehrlich zu ihr sind.

Scheiße, wir waren immer ehrlich. Sie hat mit falschen Karten gespielt. Sie hat Worte verdreht und gelogen. Und ich könnte kotzen. Ich bin so wütend. So unglaublich wütend. Und traurig. Und enttäuscht. Und verletzt. Und so unglaublich wütend.
 
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