Es muss klar sein, dass der menschengemachte Klimawandel unverrückbarer und unverhandelbarer Fakt ist. Mit den Naturgesetzen - Absorbtionsspektrum, Strahlungs- und Wärmebilanz etc. - kann man nicht verhandeln. Wir wissen ungefähr, welche Temperaturerhöhung durch welche zusätzliche Treibhausgasmenge bewirkt wird, und wir können auch gut abschätzen, welche Folgen das haben wird. Wir wissen auch, dass wir in den nächsten 10 Jahren die Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren müssen, um die Erwärmung langfristig auf 1,5° zu beschränken, und dass eine dystopische Zukunft für viele Länder und Regionen weltweit in ein paar Jahrzehnten drohen kann, sollten wir dieses Ziel stark verfehlen. Das ist die Sach- und Faktenlage - daran gibt es nichts zu rütteln.
Was mir bei den Diskussionen über das Thema immer wieder auffällt (und nervt), ist, dass die Gegenseite - also die Menschen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen oder verharmlosen - die Diskussionsebenen vermischen oder vertauschen. Die Probleme und Schwierigkeiten, die der Klimaschutz mit sich bringen kann oder auch wirklich mit sich bringt, werden dann als Anlass oder als Argument dafür benutzt, dass der Klimawandel ja angeblich nicht menschengemacht oder nicht so schlimm wäre. Dieses (falsche) Argumentationsmuster ist sowohl hier im Forum in den entsprechenden Threads zu beobachten als auch allgemein von den Bremsern des Klimaschutz. So habe ich auch schonmal einen Fernsehbericht über Demonstrationen gegen den Bau eines Windparks gesehen, in dem dann einer der Aktivisten auf den Klimawandel angesprochen wurde. Er druckste dann herum und meinte schließlich, dass er deswegen nicht glaube, dass der aktuelle Klimawandel am Mehr an CO2 kommen würde.
Nein, die Sach- und Faktenlage muss klar sein und bleiben. Auf diesem Fundament können (und müssen) wir dann diskutieren, wie wir am besten dagegen vorgehen. Ohne dieses Fundament macht eine Diskussion über Klimaschutzmaßnahmen keinen Sinn, weil die Gegenseite sonst immer wieder auf "ist eh kein Problem" zurück fällt, wenn es irgendwie unbequem wird.
Nun kommt aber auch ein Punkt, der mich bei einigen Klima-Aktivisten nervt: Mangelnde Ambiguitätstoleranz. Das sind dann die Menschen, die von allen anderen Menschen bedingungslose Bescheidenheit fordern. Damit meine ich jetzt nicht Dich,
@Tiefensucher , sondern mehr Aktionen, wie sie z.B. Extinction Rebellion ab und zu tätigt. Bedingungsloser sofortiger Klimaschutz geht leider an der Lebensrealität sehr vieler Menschen vorbei. Viele Menschen können es sich nicht leisten, die Heizung sofort auf ökologische klimafreundliche Technologie umzustellen. Viele Menschen können das eigene Auto nicht stehen lassen, sondern sie müssen pendeln - und näher an den Arbeitsplatz können sie auch nicht unbedingt ziehen, wenn die Mieten da zu hoch sind. Sofortiger Stop des (Reise-) Flugverkehrs würde auch wieder große neue Probleme schaffen, wie ich schon vorher hier im Thread erläutert habe. Oder kurz: Abrupter Klimaschutz wäre nicht sozial gerecht.
Damit will ich jetzt nicht den Klimaschutz künstlich bremsen; im Gegenteil. Guter effektiver Klimaschutz muss aber eben auch die soziale Gerechtigkeit weltweit mit gewährleisten. Und das bedeutet auch, dass wir über die nachhaltige Lösung auch noch weiter diskutieren können und auch müssen. Das bedeutet auch, dass wir in einigen Bereichnen auch noch eine Weile fossile Brennstoffe weiter verbrennen werden und die Atmosphäre leider noch etwas mehr mit Treibhausgasen anreichern werden - wir mkönnen/müssen stark dran arbeiten, dass es nicht zuviel mehr an Treibhausgasen wird.
Wir kommen glaube ich nicht weiter, indem wir unseren Mitmenschen grantig sämtliche Flugreisen oder Fleischkonsum missgönnen - und erst recht nicht, indem wir an der Frisur festmachen, ob jemand reden/singen darf oder nicht (wie jüngst bei FfF geschehen). Nein; effektiver Klimaschutz kann mMn nur dadurch kommen, dass Politik und Wirtschaft eine Infrastruktur schaffen, die ein klimafreundliche(re)s Leben einfach(er) und angenehm(er) macht. Das Bahn-Netz muss ausgebaut werden, so dass mindestens auf Kurzstreckenflüge verzichtet werden kann. Ein Tempolimits ist mMn auch unumgänglich, auch, wenn es tatsächlich nur einen kleinen Anteil der Treibhausgasemmissionen ausmacht. Und am wichtigsten: Die Energiewende ist mit aller Kraft vorran zu treiben.