Ich bin auch keine große Friedhofsgeherin.
Wie oft ich am Grab meines Mannes und meines Sohnes war, kann ich an einer Hand abzählen.
Für mich sind sie nicht dort.
Die Asche meines Mannes haben wir ohnehin ins Meer gestreut. Die Urne im Grab ist also leer...

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Außerdem liegen in den Gräbern ohnehin nur die Hüllen, die zerfallen.
Ich kenne aber viele Menschen, für die der Gang zum Friedhof sehr wichtig ist und das respektiere ich selbstverständlich.
Jeder hat seine ganz persönliche Art, mit dem Abschied fertig zu werden.
Als mein Mann starb, brannte ein Jahr lang auf meinem Balkon ein Licht in einem Glas. Irgendwie hatte ich damals das Gefühl, solang das Licht brennt, erinnert sich jeder an ihn.
Ich denke, das ganze Leben besteht aus Abschieden. Wir sind alle hier nur Gast auf Erden, wie es so schön heißt.
Wir kommen allein und gehen auch wieder allein und auf dem Weg dazwischen begleiten uns Menschen. Die einen kürzer, die anderen länger.
Es tut sehr weh, wenn wir uns von jemandem, der uns sehr wertvoll war, trennen müssen. Aber letztendlich können wir es nicht ändern und im Grunde genommen beweinen wir uns selbst, weil der geliebte Mensch nicht mehr bei uns ist.
Dem Verstorbenen ists egal, der hats hinter sich. Und immer erinnert uns der Tod eines anderen auch an unsere eigene Endlichkeit.
Trauer tut weh und dauert seine Zeit (nicht nur beim Todesfall, auch bei Trennungen und/oder Scheidungen), aber irgendwann sollte die Zeit kommen, wo man mit Dankbarkeit und mit einem Lächeln an die schönen gemeinsamen Augenblicke zurückdenken kann und weitergeht.
Wem das nach vielen Jahren noch immer nicht gelingt, der sollte m.E. unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, denn das eigene Leben hört mit dem Tod eines anderen nicht auf.