Lieber
@artor,
vielen Dank für Deinen interessanten Kommentar!
Ich möchte Diesem nicht
widersprechen, aber folgendes hierzu anmerken:
In den meisten meiner Beiträge betone ich ein Element, das für ein rechtes Verständnis
einer authentischen Astrologie fundamental wichtig ist: Dass bei jeder einzelnen Nativität deren
freier Wille und deren
individueller geistiger Entwicklungsgrad unbedingt berücksichtigt werden muss. Wird diese Mahnung beherzigt, kommt man auch nicht in die Gefahr, Aussagen pauschal gleichzuschalten und mehr oder weniger
jeden astrologischen Moment für
jede Nativität gleichermaßen als
unbedingt wirksam anzunehmen.
Der Christus-Impuls möchte die Menschen zur wahren inneren und äußeren Freiheit verhelfen. Dies gelingt desto besser, je mehr wir bereit sind, geistig
selbständig zu werden und die
spirituelle Hoheit unseres Ichs zum Führer und Lenker unseres Schicksals auszubilden. Solange wir geistig träge und passiv bleiben und uns dem "automatenhaften" Fatalismus der Schicksals-Notwendigkeit aussetzen, wird freilich dasjenige, was die Sterne gesetzesmäßig "vorschreiben", mit großer Gewissheit eintreten; und in der Tat
befördert man diese Möglichkeit sogar, wenn seitens einer fragwürdigen Astrologie der Aberglaube erregt wird, dass die Sterne nicht
geneigt machen, sondern ihre Wirkung
zwingend dartun und
unbedingt zur Geltung kommen, und sei dies dem Einzelnen auch "nicht bewusst". Folglich lehnt eine authentische Astrologie jegliche Individual-Prognostik grundsätzlich(!) ab, zumal insbesondere auch deshalb, weil in der Gegenwart die geistige Entwicklung bei immer mehr Menschen weiter und rascher fortschreitet.
Es ist bekannt, dass die ursprüngliche Astrologie der Ägypter und Babylonier
ausschließlich mit dem sichtbaren, realen Tierkreis arbeiteten. Das heißt: Sie ließen die Planeten nicht einen fiktiven tropischen, sondern den tatsächlichen, physischen Sternenkreis durchwandern. Warum? Weil sie schlichtweg erlebten, wie da und dort Sternen-Wirksamkeit zu beobachten war, wo die Planeten sich mit ganz bestimmten Fixstern-Gruppen oder einzelnen Fixsternen verbunden hatten. Und schließlich vermochten die Babylonier aufgrund ihrer natürlichen Hellsichtigkeit
den Tierkreis zu entdecken und graphisch festzuhalten, der real mit unserem Sonnensystem zusammenwirkt, physisch und geistig gleichermaßen. Dieser sogenannte
siderische Tierkreis ist der
authentische Tierkreis. Und während die westliche Astrologie sowohl dank eines entscheidenden Missverständnisses gegenüber Ptolemäus als auch ihrer mehr und mehr schwindenden geistige Sehkräfte den
tropischen Tierkreis
ohne reale Sterne einführte, behält insbesondere die indische Astrologie bis heute den realen Tierkreis bei. Somit gibt es gegenwärtig
zwei Astrologien, die auf zwei unterschiedlichen Tierkreisen beruhen: Auf einen
fiktiven und auf einen
realen. So müsste schon allein anhand dieser gravierenden Unterschiedlichkeit zweier völlig entgegengesetzter Tierkreis-Modelle ernsthaft darüber nachgedacht werden, inwiefern astrologische Aussagen
überhaupt authentisch und relevant sein können. Denn während etwa in Indien ein am 3. Mai Geborener
weltweit ein "Widder" ist, wird einer solchen Nativität in München ebenso weltweit bereits der "Stier"-Status zugeschrieben, obwohl im tropischen Tierkreis zusätzlich erst der
Geburtsort die exakte Identifizierung ermöglicht: Ist die Person am 3. Mai in
München geboren? Dann ist sie tropisch ein "Stier"; oder ist sie in
Dunedin/Australien geboren? Dann ist sie ein dem "Stier" gegenüberliegender tropischer "Skorpion", denn auf der
südlichen Erdhalbkugel ist am 3. Mai tropisch der
1/2. November. Trotzdem wird in der westlichen Astrologie dieser gewichtige Unterschied - wenngleich er
real ohnehin unbedeutend ist -
nicht gemacht! -
Dieses Beispiel unter vielen anderen Ungereimtheiten zeigt, wie notwendig eine Revolution innerhalb der Astrologie ist, namentlich der in Europa und Amerika
praktizierten.
Du hast ganz recht: Der Aszendent ist der empfindlichste Punkt im Horoskop; und wenn mit der Zeit ein so mächtiger Planet wie Pluto ihn tangiert, darf dieser Moment ganz sicher nicht unbeachtet bleiben. Trotzdem hängt manches von der Relevanz des Transits ab, z.B., in welcher Lebensphase der davon betroffene Mensch sich befindet, wie sein bisheriges Schicksal ihn geprägt hat, und eben auch, inwieweit er selbstständig fähig ist, ihn eigenschöpferisch zu nutzen - oder ob für ihn schlichtweg gar nicht die Notwendigkeit besteht - vielleicht aufgrund göttlicher Fügung -, den Übergang zu beachten und dieser getrost ignoriert werden kann. Hierbei aber die
richtige Aussage zu treffen: Dazu braucht es - relativ unabhängig von Wissen und Erfahrung - die
imaginative, inspirative und
intuitive Erkenntnisfähigkeit. Und selbst dann, wenn man nebst einem gehörigen Wissens- und Erfahrungsschatz diese Fähigkeiten in sich entwickelt hat und pflegt, wird nach wie vor der göttliche Schicksalsführer selber das letzte Wort und die Befehlsgewalt über die Sterne behalten.
Angesichts der von mir dargelegten Fakten zeigt mir die festgefahrene Überzeugtheit Deiner Ansichten und die Vehemenz, mit welcher Du sie vertrittst und verteidigst, dass ein Umdenken und kritische Distanz angebracht wäre. Dies ist kein unmittelbarer Rat meinerseits, allenfalls eine persönliche Feststellung, die ich Dir aber dennoch bewusst und wohlmeinend mitgeteilt haben möchte.
Lieben Pfingstgruß!
Werdender