Galahad schrieb:
Moin Hella
Es war im Iran.
In dem Bericht ging es um einen siebzehnfachen Kindermörder.
Und das mit dem "schnell vorbei" war wohl in diesem Fall auch nicht so schnell.
Der Verurteilte bekam zuerst 100 Peitschenhiebe. Danach bekam er ein Messer in den Rücken gestoßen und zu Schluß wurde er mit einem Kran erhängt( kein Genickbruch sondern erdrosseln).
Gruß
Galahad
Hallo zusammen,
Ich habs auch gelesen und auch die kurze Bildreportage auf NTV dazu gesehen und muß gestehen, daß mir schlecht wurde, als ich es sah. Es lag nicht am konkreten Fall, sondern hat mit einem Erlebnis in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu tun, als ich in der Außenhandelsstelle in Abu Dhabi als "Ferialpraktikant" tätig war...
Zusammen mit einem österr. Arbeitskollegen hatte ich schon einiges unternommen, sogar einen Kurzurlaub nach Hong-Kong in den Eid-Al-Fitr-Feiertagen (die auf das Ende des Ramadan folgen) hatten wir genossen, und am 14.10.1983, einem Freitag, der dort der gesetzliche Feiertag ist (so wie unser Sonntag), beschlossen wir, einen Tagestrip in die 160 km entfernte Wüstenstadt Al-Ain zu unternehmen.
Das sehenswerteste ist dort die große Moschee, doch als wir in die Nähe des Hauptplatzes kamen, waren die Straßen abgeriegelt. Mein Kollege zückte seinen Grünen Ausweis, deutete auf mich, sagte nur "Sefara, Nemsawea"
("Österreichische Botschaft") und wir beide durften durch die Sperre. Was uns da erwartete, werde ich wohl nie vergessen.
Von einer kleinen Anhöhe konnten wir den Großen Platz vor der Moschee sehen. Vor der Mosche lagen in einem Halbkreis größere Steinhaufen, die wir zunächst Bauarbeiten zuschrieben, wie auch die Absperrung des Platzes.
Die Menschenansammlung war groß, das Freitag-Mittagsgebet war gerade zu Ende gegangen, es war 13 Uhr. Eine kleine Gruppe Uniformierter näherte sich, mit einem Gefangenen in der Mitte, einem kleinen Pfahl, den ich bislang noch gar nicht wahrgenommen hatte. Er wurde festgebunden, wehrte sich verzweifelt gegen das, was kam, was er schon wußte und uns beiden bald in voller Härte vor Augen geführt wurde.
Als der Gefangene, ein Inder, der mit einer Frau eines Arabers sexuellen Kontakt hatte (so war es dann zu lesen), festgebunden war und noch immer vor Angst schrie, wurde ihm ein Sack über den Kopf gezogen. Nun spätestens wurde die Ahnung, die uns während des Vorgangs beschlich, zur Gewißheit: ein Todesurteil sollte vollstreckt werden, hier und jetzt nach dem Freitagsgebet, durch Steinigung der Gläubigen, die durch das Gebet "frei von Schuld" wurden...
Gruppen formierten sich um die Steinhaufen, "Allah-u-akbar"
(Gott ist groß) war aus der Masse herauszuhören. Dann wurde der erste Stein geworfen, wahrscheinlich vom "Geschädigten" selbst. Ein Johlen ging durch die Menge, und bald flogen weitere Steine. Todesschreie wurden mit Steinwürfen beantwortet.
Die Schreie wurden leiser, der Inder ließ sich in seine Fesseln fallen. Wir waren unfähig, uns von dem Ort wegzubewegen, wie hypnotisiert blickten wir von der Ferne auf diesen Ort des Martyriums. Wir dachten nun, es wäre zu Ende, doch ein Uniformierter riß dem Gefangenen den Sack vom Kopf und schüttete ihn mit einem Eimer Wasser an. Blut rann aus einer klaffenden Kopfwunde, allzuviel konnte und wollte ich nicht sehen. Später erfuhr ich, daß dies dazu dient, dem Delinquenten die Flucht in die Ohnmacht zu verwehren, sodaß er den Schmerz in vollem Bewußtsein erleben muß, bis Gott ihn von seinen Qualen erlöst...
Müßig zu sagen, daß die Heimfahrt nach Abu Dhabi eine Fahrt des Schweigens war. Zum Glück habe ich es nur aus der Ferne und sehr undeutlich gesehen, doch die Bilder kommen immer dann hoch, wenn es um Todesstrafe geht.
Ich bin gegen die Todesstrafe, die ja keine Affekthandlung ist, sondern eine bewußt durch ein Gericht ausgesprochene Tötung. Der Richter entscheidet aufgrund der "Aktenlage" über Leben und Tod eines Verbrechers, rein sachlich, ohne Beziehung zum Opfer, nur dem Buchstaben des Gesetzes folgend.
Und das Gesetz wird vom Volk gemacht, sei es das das Volk einer Nation oder eines Planeten. Das sind wir. Und als Teil dieses Volkes möchte ich nicht, daß die Vorkommnisse in Al-Ain irgendwo in der Welt "wohlbegründet" einen Maßstab für eine menschliche Gesellschaft bilden.
Die Schuldigen müssen bestraft werden. Aber sie müssen nicht massakriert werden.
Alles Liebe
Gerry