Hallo Ingo
Ironwhistle schrieb:
@ Lotusz
Und wenn der XIV Dal. nciht alles über seinen Vorgänger weis?
Er kann die Taten nicht ungeschehen machen, aber er kann es besser machen - ich denke das macht er...
l.g. Ingo
Ich möchte noch einmal auf deine Frage eingehen. Sie hat mich in den vergangenen Stunden ein wenig beschäftigt. Es geht also um die Frage, wie der Dalai Lama mit der Vergangenheit umgeht. Da wir alle den Dalai Lama nicht kennen, können wir natürlich nur Vermutungen anstellen.
Aber ich möchte einmal an einem Beispiel zeigen, wie andere mit der Vergangenheit umgehen. Dagibt es z.B. der sehr angesehenen Professor Dr. Michael von Brück. Er lehrt Religionswissenschaft an der Universität München und war Dekan der Evangelisch Theologischen Fakultät.
Er gilt aus ausgezeichneter Kenner des tibetischen Buddhismus. So hat er zu diesem Thema zahlreiche Bücher publiziert. Nach einem Studium der Theologie, des Sanskrit und indischer Philosophie ließ er sich in tibetischen Klöstern Indiens sowie in Zen Klöstern Japans in den Buddhismus einführen.
In seinem Buch "Religion und Politik im tibetischen Buddhismus" stellt er z.B. den Tantrismus als eine späte Entwicklungsstufe des Buddhismus dar, in der "die Kraft des Weiblichen eine Akzeptanz" erfahre.
Wenn man aber einmal genau hinschaut, so stellt man fest, dass diese "Akzeptanz" nur vorgetäuscht ist und einhergeht mit einer systematischen Ausbeutung der weiblichen Kraft für männliche Machtobsessionen.
Es ist einfach gelogen, wenn Professor Dr. Michael von Brück behauptet, dass traditionell "im buddhistischen Tantrismus die Frau in ihrem weiblichen Körper unmittelbar Buddhaschaft erfahren kann." Das ist allenfalls die Meinung der Feministin Miranda Shaw, auf die sich Professor Dr. Michael von Brück bezieht, nicht aber die Schulmeinung der tibetischen Lehrer aller Schulen. Die Erleuchtung der Frau spielt im Ritualwesen des tantrischen Buddhismus eine völlig untergeordnete Nebenrolle und das weiß Professor Dr. Michael von Brück sehr wohl.
Man stellt sich also die Frage, wie jemand, der sich so gut mit dem tibetischen Buddhismus auskennt, zu einem solchen Urteil kommt. Wenn man weiss, dass Professor Dr. Michael von Brück ein Sympatisant des Dalai Lama ist und scheinbar auch sehr gute Kontakte zum Dalai Lama besitzt, so kommt man zu dem Verdacht, dass diese Meinung neben dem rein wissenschaftlichen Aspekt scheinbar noch andere Motive hat.
Und so ähnlich sehe ich die Beurteilung des V Dalai Lamas aus der Sicht des heutigen XIV Dalai Lamas. Über den V Dalai Lama ist mittlerweile folgendes bekannt:
Der V Dalai Lama war ein gnadenlose Priesterkönig und führte einen grausamen Bürgerkrieg, bei dem er zahlreiche Mitglieder anderer Mönchsorden durch ins Land gerufene Mongolenkrieger ermorden liess. Weiter ist er der Verfasser eines umfangreichen Handbuches über rituelle Tötungsdelikte und praktizierte dreiste Geschichtsfälschungen (
siehe Teil I).
Darum stellt man sich natürlich die Frage, warum der heutige XIV Dalai Lama sich ständig auf diesen seinen Vorgänger beruft und ihn zu seinem größten Vorbild erklärt.
Das erinnert mich an eine andere Geschichte. 625 n. Chr. wird Muhammad, der Gründer des Islam, im Kampf mit den Kuraishiten verletzt. Ein erneuter Kampf findet 627 statt. Muhammad vertreibt die Kuraishiten zusammen mit den Juden. Er läßt 6000 Männer töten und verkauft die Frauen und Kinder als Sklaven. Die Beduinen kann er als Bundesgenossen gegen Mekka gewinnen.
aus:
Lexikon der Geschichte
Die Frage ist, wie geht man damit um, dass Mohammed 6000 Männer töten liess und Frauen und Kinder als Sklaven verkauft. Mohammed mag für seine Zeit noch so fortschrittlich gewesen sein und sehr viel für die Staaten des Nahen Ostens getan haben. Ich selber könnte ihn auf Grund seiner Verfehlungen niemals als Religionsstifter anerkennen. Das sehen aber viele Millionen Menschen ganz anders. Wie man sieht, kommt es bei den Menschen zu unterschiedlichen Beurteilungen geschichtlicher Ereignisse. Aber selbst Wissenschaftler sind oft nicht in der Lage, sich von ihren persönlichen Motiven frei zu machen. Wie soll das erst dem normalen Menschen gelingen, der nicht über so fundierte Kenntnisse besitzt.
Und ob die Politik des jetzigen Dalai Lama wirklich um so vieles besser ist, ist auch eine Frage. Wenn man das Verhalten des heutigen XIV Dalai Lama in der
Shugden-Affäre betrachtet, hat man Zweifel, ob der Dalai Lama nicht doch über eine ganze Portion Machtbesessenheit verfügt.
Alles Liebe. Gerrit