Lieber anadi, ich danke dir für deine Antwort
Weißt du, ich war auch schon mal an dem Punkt, wissen zu glauben. Heute glaube ich, dass das ein Irrtum war.
Das bedeutet ja nicht, dass meine Überzeugung falsch war, sondern nur, dass mein Glaube zu wissen ein Irrtum war. Ich wusste nicht, ich war einfach nur so sehr überzeugt, dass ich zu wissen glaubte. Und dieser Glaube war ein Irrtum.
Wissen tu ich, dass ich gerade einen Schluck Kaffee getrunken habe. Ebenso weiß ich, dass ich gerade am Laptop sitze und dir antworte, dass Maggie gerade am futtern ist und dass draußen die Sonne scheint. Aber wie es sich mit dem Jenseitigen verhält, kann ich gar nicht wissen, sondern nur glauben.
Zur Argumentation:
"Ein Argument wird typischerweise dazu verwendet, etwas zu begründen oder jemanden zu überzeugen. In Sprachwissenschaft und Philosophie versteht man unter einem Argument eine Abfolge von Aussagen, die aus einer Konklusion und möglicherweise mehreren Prämissen besteht, wobei die Konklusion diejenige Aussage ist, die durch die Prämissen begründet (man sagt auch: gestützt) werden soll.
[2] Umgangssprachlich werden unter einem Argument dagegen oft allein die Prämissen verstanden, die zur Begründung der Konklusion dienen.
Mehrere aufeinander bezogene (z. B. aufeinander aufbauende) Argumente bilden eine Argumentation. Wer Argumente aufstellt und diese schriftlich oder mündlich vorbringt, argumentiert. In einer
Erörterung werden Argumente geprüft und gegeneinander abgewogen." (
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Das heißt, dass Argumente "geprüft und gegeneinander abgewogen werden" - also keinerlei Beweiskraft haben.
Jeder kann seine Argumente aus Schriften oder auch aus dem Verstand ziehen, das ist im Grunde vollkommen egal - sie haben so oder so keine Beweiskraft.
Ich glaube übrigens noch heute, dass meine Sicht der Dinge richtig ist, aber ich weiß auch, dass ich mich irren kann. Als mir das klar wurde, bin ich erstmal in ein tiefes Loch gefallen - bis ich mich bewusst entschieden habe, weiterhin an die Möglichkeit zu glauben, die mir so wahrscheinlich erscheint.
Es gibt in allen Religionen und auch Weltanschauungen und sogar bei Meinungen haufenweise Menschen, deren Überzeugung so tief und fest ist, dass sie zu wissen glauben - aber mehr ist es einfach nicht. Niemand weiß wirklich, was im Jenseits wie ist und vielleicht hat ja sogar jeder Recht - auf seine ganz eigene Weise. Dennoch können wir lebendige Menschen nicht wissen, was im Jenseits ist, sondern nur dem eigenen Gefühl und den eigenen Argumenten glauben.
Ich spreche allerdings nur aus, was ich selber denke. Wer immer zu wissen glaubt, soll herzlich gerne weiter zu wissen glauben, mich störts ja nicht. Aber ich glaube definitiv nicht, dass jemand "weiß", sondern nur, dass jemand davon überzeugt ist, dass er bzw. sie weiß. Und das finde ich total in Ordnung so, ich kenne das schließlich von mir selbst. Tut ja keinem weh. Und ob da jemand zu wissen glaubt, dass Manitu der große Geist ist oder dass Gott (Allah, JHWH) allmächtig ist oder dass es das Nirwana gibt oder oder oder..., das ist doch total okay.
Schwierig wirds immer da, wo jemand glaubt, dass seine eigene Überzeugung die einzig wahre und richtige ist und der Glaube von anderen falsch ist. Das ist nämlich die Wiege von Glaubenskriegen, Missionierungen und anderen Übergrifflichkeiten. Und das kann nach meinem Dafürhalten nicht richtig und nicht gut sein.
Wenn Menschen zusammen leben lernen wollen, dann MÜSSEN sie begreifen, dass andere das gleiche Recht auf ihren Glauben haben und dass der für sie genau so richtig sein kann wie der eigene für einen selbst. Wenn das der Fall ist, kann jeder so lange zu wissen glauben, bis er sein Löffelchen abgibt. Aber das alleinige Recht auf das alleinige Rechthaben und/oder den alleinigen Gott hat kein Mensch auf der ganzen Welt.
So sehe ich das, lieber anadi.