Therapeutenhass

Hi Vitriol,

Nur eins noch: Du schreibst, der "Schlüssel läge in der Annahme". Wo nimmst Du das her?
Ich frage das deswegen, weil ich den Eindruck habe, dass Dich dieser eigentlich schöne esoterische Gedanke in gewisser Weise unter Druck setzt. Damit wärst Du hier wahrscheinlich kein Einzelfall. Es ist eigenartig: Man trifft in diesem Forum auf viele Menschen, die hinter irgendeinem esoterischen Ziel herjagen (Erleuchtung, Freiwerden vom Ego, kosmische Energie zum Fließen zu bringen), und meinen, es sei der richtige Weg, sich dafür anzustrengen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass genau da ein ziemlich zentraler Irrtum vorliegt. Denn: Auch der Satz "Ich muss etwas dafür tun, um XY (beliebiges esoterisches Ziel) zu erreichen", ist nichts anderes, als ein durch nichts bewiesener Glaubenssatz. Auf Deine Art nimmst Du jetzt schon alles an, es gibt nix, was da noch zu tun wäre! Und Du bringst auch Deine Energie - um nochmal auf Dein obiges Posting zurückzukommen, wahrscheinlich viel eher zum fließen, wenn Du einfach sagst: "Sch... auf den Energiefluss, ich geh jetzt erstmal mit meiner besten Freundin einen Wein trinken!" Zumindest es mal Auszuprobieren, dass wäre es wert, oder... ? :)
Eine tiefere Wahrheit scheint mir in dem folgenden Satz zu liegen: "Wahre Heilung besteht in dem Erkennen, dass man bereits heil ist". Paradox, aber das sind nun mal alle Sätze, die ein wirklich zutreffendes Bild unserer Realität beschreiben. Die Wurzeln dieses "Heil-Seins" bzw. "Gewollt-Seins" liegen in der Tat jenseits des Verstandes und bleiben ihm unzugänglich. Und auch genau dieses Unverständnis ist gewollt!

Wo nehme ich her, dass der "Schlüssel in der Annahme liegt"? Bei mir ist das das - vorläufige - Ergebnis einer jahrelangen Betrachtung des Lebens. Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg`auch keinem andern zu. Oder anders: was Du willst, was man Dir tu, das füge auch den anderen zu. Wollen wir nicht alle voll und ganz so angenommen werden wie wir sind? Ich glaube zwar zu wissen, dass wir paradoxerweise das auch nicht wollen. Scheint wie eine Sehnsucht nach dem Leid zu sein. Aber letztlich, in letzter Instanz wollen wir doch bedingungslos geliebt werden. Und das geht nur, wenn wir selber bedingungslos lieben können.
Allerdings gehört zu dieser Annahme wohl auch, die eigenen "nichtannehmenden Seiten" anzunehmen und damit eben auch die "nichtannehmenden Seiten" der anderen. Und da sind wir wieder bei "meinem" Paradoxon. Eigentlich spreche ich immer von dem "Paradoxon", in dessen Zentrum der Schlüssel zum vollständigen Erfassen des eigenen "Heilseins" liegt. Und in der Tat, es gibt nichts zu tun, um heil zu sein. Es gibt auch nichts zu erreichen oder zu erarbeiten, um ein besserer und vollständigerer Mensch zu werden. Auch der gestörte Energiefluß ist völlig in Ordnung. Ist nichts weiter als ein "gestörter" Energiefluß, der nur dadurch zum Problem wird, dass man ihn verändern will. Das ist mir schon alles klar, aber ich fühle mich nicht heil mit diesem Wissen. Weil ich das alles eben nur weiß, aber nicht wirklich fühlen kann (oder will?). Mir ist sogar noch das Paradoxon verständlich, obwohl es eigentlich nicht verstehbar ist. Aber es bringt mir keinen Frieden. Ich bin immer noch an dem Punkt, wo ich meine, eine Blockade verändern zu müssen, um mich wohler zu fühlen. Gleichzeitig ist mir voll und ganz bewußt, dass dieses Veränderungsbedürfnis derartige Blockaden am Leben erhält. Tja, that`s life!

Katarina :)
 
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Hallo Katarina,

ich weiß ja nicht, was hinter deiner Abneigung steckt. Falls es da eine wirklich für dich versteckte Blockade gibt, könntest du der evtl. mit Releasing auf die Schliche kommen.
Falls du Interesse hast, guckmal unter google / releasing / art of freedom -> M.+A. L.

Gruß von Möhrchen
 
Oder noch eine weitere Frage an die Therapeuten unter Euch: wie würdet Ihr mit einem Klienten umgehen, der zu Euch kommt und Euch zuerst einmal erzählt, dass er von Eurer Zunft rein gar nichts hält und sich auch keine Hilfe verspricht, dabei aber weiß und zum Ausdruck bringt, dass das "nur" sein "inneres Kind" ist, das so spricht?

Katarina :)

Hallo Katarina,

ich würde ganz konkret mit dem inneren Kind Kontakt aufnehmen und es ganz vorsichtig fragen, ob ich etwas für es tun darf. Und wenn die Antwort auch nur ein ganz klein wenig positiv wäre, würde ich spielerisch versuchen, den Kontakt zwischen dem inneren Erwachsenen und dem inneren Kind wieder herzustellen. Ich würde sozusagen zwischen den beiden vermittelnd als Moderator fungieren...
Ganz wichtig: Ich würde mehr mit Bildern arbeiten, als mit Worten...

Hoffe, geholfen zu haben?

LG
Esofrau
 
Hi Katarina,

Wo nehme ich her, dass der "Schlüssel in der Annahme liegt"? Bei mir ist das das - vorläufige - Ergebnis einer jahrelangen Betrachtung des Lebens.

Nicht böse sein, nur weil Du es oben geschrieben hast! :)

An dieser Stelle bin ich tatsächlich etwas radikal, weil ich glaube, dass da tatsächlich der "Schlüssel" liegt, allerdings noch etwas anders: Du schreibst, dass diese Erkenntnis, dass der "Schlüssel in der Annahme" liegt, Ergebnis jahrelangen Betrachtungen des Lebens ist. Und da hake ich eben ein, dass es trotzdem Quatsch sein kann. Und auch mit dem Hinweis auf jahrelanges Nachdenken wirst Du mich nicht für diesen Satz einnehmen. Ich würde im Gegenteil sagen, dass eigentlich auch genau das schon ein Symptom dafür ist, dass irgendwas mit diesem Satz nicht stimmen kann, wenn man schon jahrelang dahin nachdenken muss. Wäre er eine wirkliche Wahrheit, würde er einem auf den ersten Blick einleuchten.

Es macht wirklich Sinn, sich die Bilder genau anzugucken, die hinter einem solchen Spruch stecken. Denn sie sind es, die das Unbewusste erreichen, und geringfügig unglückliche Auswahl der Bilder kann schlimme Verheerungen anrichten, ohne das es sofort auffällt. Merkst Du, was das entscheidende Wort ist, dass dieses Bild ganz fürchterlich schief macht? Es ist das Wort "Schlüssel". Denn mit Schlüssel verbindet man zugleich das Bild einer verschlossenen Tür. Einer Tür, die man eigentlich gerne öffnen wollte, aber das geht nicht, weil der Schlüssel fehlt einem (noch). Ich setze folgendes Bild dagegen: Du bist längst drin im Raum. Was für einen besseren Weg gibt es denn, die Dinge anzunehmen, als gegen sie zu rebellieren, wie Du es beispielsweise mit der Psychotherapeutenzunft tust? Es ist eine sehr lebendige Art und Weise, mit der Welt verbunden zu sein.

Das ist mir schon alles klar, aber ich fühle mich nicht heil mit diesem Wissen. Weil ich das alles eben nur weiß, aber nicht wirklich fühlen kann (oder will?). (...) Tja, that`s life!

An dieser Stelle meine ich Dich zu verstehen. Das ist ein ernstes Problem, und das war auch genau der Punkt, wo ich gespürt habe, dass ich Dir (leider) nicht helfen kann. :( Ich meine zu verstehen, dass Du diese Paradoxien zwar gedanklich nachvollziehen kannst, aber keinen Weg siehst, sie zu Deiner lebendigen Realität werden zu lassen. Das ist bei mir anders, aber ich kann Dir letztlich nicht sagen, warum es anders ist. Ich hatte wahrscheinlich einfach Glück. Eine durch nichts bewiesene Hypothese von mir ist, dass man eine emotionale Verankerung dieses Gefühls des "Heil-Seins" möglicherweise durch ein Erlebnis erzielt. Nicht umsonst haben die alten Kulturen (und die meisten Religionen noch heute) im Zusammenhang mit Spiritualität immer auch mit Ritualen gearbeitet. Ich denke, dass der Teil in uns, der für das Erlebbar werden einer solchen Lebenseinstellung verantwortlich ist, sehr stark auf die symbolhafte Verarbeitung von Ereignissen anspricht. Letztlich aber nur eine Spekulation von mir...

Lieben Gruß,

Vitriol
 
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Trixi Maus schrieb:
Ich hab ein Buch geschrieben, ich schicke es Dir gerne, wenn Du mir Deine E-Mail per PN schickst. Es beschäftigt sich exakt mir dieser Sache und beschäftigt sich mit der Schöpfungsebene, mit dem Wort also. Es ist nicht lang und bis auf die ersten 2 Kapitel ist es leicht konsumierbar.
Hallo Chris,

ich bin an deinem Buch sehr interessiert.

Würdest du es mir auch zuschicken?

Danke

LB
 
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