Kalihan schrieb:
Klingt herrlich! Hast du ein Beispiel parat für so eine Grenzüberschreitung?
Es geht also gar nicht mehr um den Blick über den Tellerrand, sondern um den Absprung. Da denke ich sofort ans Fliegen- also ohne Flugzeug. Reiner freier Fall, aber ohne Schwerkraft... Nur dieses Bild vom Teller kommt mir inzwischen saublöd vor... ähm, nicht passend für das worüber wir reden...
lg Kalihan
Habe ich. Ist zwar sehr plakativ aber wirklich so geschehen. Letztes Sylvester habe ich auf andere Art verbracht als die 35x davor. Ich war auf einem Seminar. Titel Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Teil des Seminares war das Angebot einen Feuerlauf zu machen also über einen Teppich aus glühenden Kohlen zu gehen. Ich hatte dieses Angebot ür mich als nicht in Frage kommend in die Ecke geschoben. Motto: So etwas brauche ich nicht.
Nun trotzdem habe ich mich auf die Vorbereitung unbewusst eingelassen da das Seminar sich natürlich intensiv damit befasste was man zurücklassen, was ausbauen, was man an Neuem in sein Leben holen möchte.
Boah ich bekomme wie so oft wenn ich daran denke eine Gänsehaut. Es kristalisierte sich ein Leitsatz für mich heraus. Ich gehe über Grenzen, ich kann mich jederzeit an jedem Punkt in meinem Leben neu entscheiden Dinge zu tun oder nicht zu tun. Ich vertraue mich Gottes Hand an. Wow.
Wir haben in diesen vier Tagen unglaublich viel getrommelt und viele Meditative (Tanz) Übungen gemacht. Dann kam der Abend des 31.12.2004
Die Leiterin fragte in die Runde wer für sich fühlt das er über das Feuer gehen möchte. Es meldeten sich einige, ich nicht. Ich sagt zu diesem Zeitpunkt, niemals könnte ich meine Angst überwinden.
Es wurde dunkel und wir gingen hinaus das von uns nachmittags aufgeschichtete Holz zu entzünden. Wir begannen zu trommeln und vorher definierte und niedergeschriebene Glaubenssätze ins Feuer zu werfen um Sie zu transformieren. Einer meiner alten Sätze war: Ich glaube nicht an Gott, Gott bringt Leid und hat mein Leben zerstört. Als ich diesen Satz dem Feuer übergab war es als würde eine Stimme in mir sagen: Endlich siehst du mich, ich war immer schon für Dich da aber Du wolltest mich nicht akzeptieren. Jetzt
sehen wir uns.
Es dauerte fast 2 Stunden bis das Holz heruntergebrannt war, und der Mann der Seminarleiterin begann mit einem Eisenrechen aus den glühenden Kohlen einen Teppich zu bilden der in etwa 6m lang war. Er teilte uns Augenzwinkernd mit das die Temperatur bei ca. 800° liege.
Die Leiterin erinnerte uns alle noch einmal daran das jeder sich neu entscheiden kann und es
völlig in Ordnung wäre auch kurz vor dem "losgehen" sich wieder dagegen zu entscheiden.
Die ersten standen auf zogen ihre Hosen weit nach oben, Schuhe und Socken aus. Die Leiterin stand
am "Eingang" zum Teppich und fordert jeden auf noch einmal in sich hineinzufühlen
und seinen Leitsatz zu sagen mit dem er über das Feuer gehen wolle.
Manche gingen dann ohne zu zögern darüber und kamen unversehrt an, manche entschieden sich dann doch dagegen und gingen nicht. Manche gingen und verbrannten sich. Zu diesem Zeitpunkt war ich einer der Trommler
und ich dachte überhaupt nicht darüber nach hinüber zu gehen. Es kam dann einfach über mich es zu tun.
Ich stand auf zog meine Schuhe und Socken aus die Hose nach oben und ging zur Leiterin.
Sie sah mir tief und die Augen und nickte nur. Ich sagte den Satz: Ich Oliver gehe über Grenzen und ich glaube an Gott. Als ich diesen Satz sagte war alle Angst und aller Zweifel wie ausgelöscht so als wäre er nie dagewesen.
In mir herrschte Stille. Als ich den Feuerteppich betrat war es als würde alles um mich herum verschwinden wie unter einer Glasglocke, ich spürte keine Hitze, meine Füsse hatten das Gefühl über nasse kalte Steine zu gehen. Ich genoss
jeden Schritt, am Ende des Teppichs angelangt war es als würde ich wieder aus dieser Glocke heraustreten.
Das Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit das mich dann überkam war unbeschreiblich ich jauchzte und tanzte
fühlte mich frei so unglaublich frei wie ein Vogel der fliegen kann wohin er will.
Seitdem denke ich immer daran wenn ich mal wieder glaube ich kann etwas nicht tun, weil man das doch nicht macht
in unserer Gesellschaft, wenn ich glaube Angst haben zu müssen vor irgendwelchen Terminen. Dann denke ich an diesen
Moment und ich lache laut über die Lächerlichkeit meiner Angst vor einer Kleinigkeit.
Diese Überschreitung einer meiner eigenen Grenzen hat mein Leben entscheidend verändert.
Alles Liebe
voice