Täter und Opfer

Meetic

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2. Januar 2005
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110
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Niederösterreich
Hallo zusammen,

Ich bin schon seit einiger Zeit dran, mein Vaterthema zu bearbeiten.......und vielleicht hilft ja eine Aufstellung.

Bei mir ist es allerdings schon recht anders, da bin ich die Täterin - um es kurz auf den Punkt zu bringen.

Meine Vater war - er lebt leider nicht mehr - ein sehr außergewöhnlicher Mann. Er zog mich alleine auf (Mutterthema hab ich gelöst) und versuchte mir alles nur menschenmögliche zu geben. Keine Gewalt, kein Missbrauch sonder Verständnis und Fürsorge.
Das Einzig, was ihm überhaupt vorzuwerfen wäre ist die Tatsache dass er mich nie wirklich erwachsen werden ließ - im Sinne von mir nicht in meine Entscheidungen dreinzureden - wohl kaum ein schlimmes Vergehen.

Ich allerdings zog mich emotional mehr und mehr zurück. Weil ich eben doch einen rechten Sturschäde hab und gerne alleine Entscheide.
Wir sahen uns, aber es war keine wirkliche Liebe von meiner Seite da - ich kümmerte mich wenig um ihn (in emotionaler Hinsicht ). Es war bis zum Schluss so das er der war, der gab und nahm und nahm und nahm.......
Es gab wenige Moment, wo ich ihm danke, für alles was er getan hat für mich und das war eine MENGE!
Sonst war unser verhältnis geprägt von Ignoranz und Respektlosigkeit meinerseits.

Jetzt - gibt es einen teil der ihn liebt und einen teil der ihm völlig gleichgültig gegenübersteht. Dem es egal ist, dass er tot ist.

Echt ich könnte mich hassen für die Ungerechtgkeit, die ich ihm damit antue - angetan habe. Ich möchte schreien: wie kannst du nur so ein Biest sein!!!!! Er hat dir immer alles gegeben und du kannst nicht einmal dank empfinden!!!!!
Gerade er hätte sich ein wenig Gegenliebe verdient- er hat sie nicht bekommen, ist alleine gestorben. Es tut mir so unendlich leid!
Aber jetzt ist es zu spät - zu spät für ihn!
Und für mich wird es das bald auch sein - denn es frisst mich auf, wenn ich nichts ändere.
Vielleicht eh schon zu spät und mein Kinder wachsen dann so auf wie ich - ohne Mutter.

Aber ich will das so nicht!
Ich will etwas ändern. Meinem Vater zuliebe - meinen Kindern zuliebe - mir zu liebe, weil ich eigentlich ganz gerne lebe!

lg
meetic
 
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Hallo Meetic,

liest sich, als wenn ein Aufstellungsseminar dir einen neuen Anstoß geben könnte. Weiteres wird sich da zeigen, denke ich. Eine Diskussion VOR der Aufstellung halte ich in deinem Fall für wenig hilfreich. Sie würde zu viele Kopfkonzepte anstoßen und ohne die kannst du unvoreingenommener hin schauen, was da los ist.

Weiter verstehe ich noch nicht, was ansonsten dein Anliegen an uns Leser ist.

Alles Gute dir!
A.
 
Liebe meetic

In einer Aufstellung, du, dein Vater, deine Mutter kann sich viel klären, kann klar werden, ob und was ihm fehlt ( nicht, was du denkst, dass ihm fehlt ). Es ist nicht zu spät.

Aber viel wichtiger, wie meinst du das ?

Vielleicht eh schon zu spät und mein Kinder wachsen dann so auf wie ich - ohne Mutter.

Aber ich will das so nicht!
Ich will etwas ändern. Meinem Vater zuliebe - meinen Kindern zuliebe - mir zu liebe, weil ich eigentlich ganz gerne lebe!

Geht es dir JETZT nicht gut ? Willst du nicht mehr leben ?
Für mich ist das ein Hilfeschrei, die lange Einleitung davor fast belanglos.
Bitte sprich mit jemandem deines Vertrauens darüber, falls ich richtig liege.

Alles Liebe
Harry
 
Hallo,

Erstmal danke für eure Antworten.

Ich lebe echt gerne und ich denke nicht daran es zu beenden - zumindest nicht freiwillig (ich hab mich vielleicht patschert ausgedrückt).

Es ist so, dass ich befürchte krank zu werden/sein. Wenn dich etwas auffrisst und du reagierst nicht, dann reagiert früher oder später der Körper - meine ich halt.
Das würde ich gerne verhindern, wenn es dafür nicht schon zu spät ist.

Ich möchte die Aufstellung nicht als Anstoss, sondern als Endpunkt meiner Konfrontation mit diesem Themenkomplex. Daher auch die Vorabauseinandersetzung.
Und mein Posting hier. Erfahrungen einholen. Möglichkeiten in Betracht ziehen........

Ich möchte diese thema endgültig lösen - so dass es bis zum ende gültig bleibt.

@harry55
Ja es ist ein Hilfeschrei - aber ich weiß nicht an wen und ich weiß auch nicht wozu genau.
Das hast du gut erspürt.


lg
meetic
 
Hallo Meetic

Es ist so, dass ich befürchte krank zu werden/sein. Wenn dich etwas auffrisst und du reagierst nicht, dann reagiert früher oder später der Körper - meine ich halt.
Das würde ich gerne verhindern, wenn es dafür nicht schon zu spät ist
Es wird sich zeigen wie früh oder spät es ist. Wie bist du zur "Familienaufstellung" als mögliche Hilfe für deine Probleme gekommen?


...
Ich möchte die Aufstellung nicht als Anstoss, sondern als Endpunkt meiner Konfrontation mit diesem Themenkomplex. Daher auch die Vorabauseinandersetzung.
Und mein Posting hier. Erfahrungen einholen. Möglichkeiten in Betracht ziehen........
Ich möchte diese thema endgültig lösen - so dass es bis zum ende gültig bleibt.
Das was Wirk-lichkeit ist, das was wirkt ...zeigt sich wenn jemand ein Anliegen aufstellt. Niemals kann jemand vorher sagen wie eine Aufstellung enden wird, wie die Lösung aussehen wird.
Wegen Familienaufstellung, systemischer Arbeit ... Mensch kann sich, sofern Interesse vorhanden, darüber belesen, informieren. Sich dann entscheiden für oder gegen Aufstellung. Das ist alles. In einer Aufstellung wird sich dann für diesen Menschen zeigen was die Lösung ist, was als nächster Schritt dahin ansteht.
Vorabauseinandersetzung, Möglichkeiten abwägen, etc. ... SO funktioniert Familienaufstellung nicht.


@harry55
Ja es ist ein Hilfeschrei - aber ich weiß nicht an wen und ich weiß auch nicht wozu genau.
Das hast du gut erspürt.
lg
meetic


Du hast nicht geschrieben mit welchen Methoden du seit einiger Zeit dein Vaterthema bearbeitest und wie du es geschafft hast dein Mutterthema (was ist/war das Problem?) zu lösen. Magst du dazu etwas sagen?

Grüße Maribou
 
Gerade er hätte sich ein wenig Gegenliebe verdient- er hat sie nicht bekommen, ist alleine gestorben. Es tut mir so unendlich leid!
Aber jetzt ist es zu spät - zu spät für ihn!
Es ist nie zu spät
auch nicht für ihn
und schon gar nicht für dich
er muss nicht lebend vor dir stehen
damit du ihm sagen kannst, dass es dir leid tut
du kannst ihm auch einen Brief schreiben
und diesen rituell verbrennen
und ihm so übergeben
du wirst sehen
dass sich auch für dich einiges ändert
wichtig ist
dass dus aus liebe-vollem Herzen tust
ich wünsch dir viel Erfolg

PS: Liebe deinen Nächsten ==> wie dich selbst

Ist dir bewusst
was dies bedeutet?

Solange du dich selbst nicht liebst
so, wie du bist
wirst du auch keinen Anderen lieben können

knutsch.gif
 
Mutterthema hab ich gelöst
Liebe Meetic,

Ich würde das Anliegen in einer Aufstellung nicht von vornherein auf das Vaterthema einengen - sondern eher als Ziel das Zulassen aller Gefühle und Gefühlsbindungen (Liebesbindungen) und das Verankert-sein-im-Leben (was ja beides zusammengehört) anstreben.

Es kann sein, dass die "Gefühllosigkeit" dem Vater gegenüber ursprünglich gar nicht so sehr mit dem Vater zu tun hat - sondern ein Selbstschutz ist, der halt auch bei ihm aufgetreten ist. Ich würde auch nicht von vornherein davon ausgehen, dass Du den frühen Mutterverlust ausgeheilt hast. Das Empfinden Deinem Vater gegenüber kann zB. auch daher kommen, dass Du Dich nach dem Mutterverlust abgepanzert hast, um nicht nochmals so eine tiefe Bindung einzugehen und einen solchen Trennungsschmerz zu riskieren. Ich sehe da auch einen möglichen Zusammenhang zu Deinen Gedanken, bald einmal sterben zu können (die Du in einem Beitrag in einem anderen Forum noch ausführlicher dargestellt hast.)

Vielleicht wurzeln Deine Vorwürfe auch in den Vorwürfen der kleinen Tochter (die es damals noch nicht verstand) an den Vater, dass er die Mutter "gehen ließ".

Es gibt auch Bindungen an Verstorbene, die einen ans Sterben denken lassen und daran hindern, voll und ganz am Leben teilzunehmen und mit Lebenden in Liebe verbunden zu sein.

Zu spät ist nie etwas. Was man mit Menschen zu Lebzeiten nicht bereinigen konnte, kann man mit ihren Seelen auch nach deren Tod lösen.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Danke für eure Antworten!!!

@walter

Der Tod war für mich seit dem frühen tod meiner Mama immer ein Thema. Ich verlor mit einem Schlag das vertrauen, dass das leben weitergeht. Statt dessen zog die gewissheit ein, dass ich nicht mehr lange zu leben hab (und ich war noch ein Kind!)
Das hat sich bis heute kaum verändert - wobei es ein ständiges auf und ab an Phasen gibt, in denen ich mich selbst für "gesund genug" halte - im übrigen konnte kein arzt bisher etwas finden.

Naja, wenn ich das so lese, dann hab ich mein mutterthema wohl kaum gelöst - was mir schmerzlich bewusst wird. Aber ich habe den teil gelöst der mit meiner bindungsunfähigkeit zusammenhängt.
Ich war nämlich mit einer recht ausgewachsenen bindungsunfähigkeit gesegnet, die mich immer wieder die "falschen" auswählen ließ. Jene die mir gar nie nahe kommen konnten, oder mich letzten endes doch verließen. Ich war völlig unfähig zu lieben. Dieser ganze Aspekt ist gelöst. Ich liebe meine Kinder aus ganzem Herzen und ich lebe in einer wirklich erfüllten Partnerschaft . Es war ein hartes Stück Arbeit - aber diesen Teil habe ich gelöst/ geheilt. Ich habe mein Verlustangst erlöst und kann lieben - das ist doch was!

Zu vertrauen, das ich selbt lebe..........nein das kann ich (noch) nicht.......und ich weiß nicht, ob ich das für möglich halten soll........weil das wäre fast so, als würde ein gelähmter daran glauben den mount everest zu besteigen.

Die gefühllosigkeit meinem Vater gegenüber ist vielleicht ein eingefahrenes Relikt aus dieser Zeit und wir haben es nicht geschafft das zu verändern.
Danke für diesen wirklich hilfreichen denkanstoss.
:kuss1:

lg
meetic
 
@christina

herzlichen Dank!!!!!
deine worte sind purer balsam für mich - auch wenn es nichts neues ist, so hast du mich an etwas erinnert, was ich fast schon vergessen hab.

lg
meetic
 
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@maribou
Ich bin auf die familienaufstellung gekommen, weil ich schon einmal ein Thema (meine Mutter und mich) aufgestellt habe. Zudem habe ich beruflich immer wieder damit zu tun.

Mein Mutterthema ist - nach neuersten erkenntnissen - insofern gelöst als es den Teil der Bindungsfähigkeit betrifft.
Dass das jetzt so ist, hat vor allem mir das leben selbst beschert. Zudem habe ich viel Selbsterfahrung zu diesem Thema gemacht und der Abschluss war eben die Aufstellung.
Ich selbst habe das so nicht geplant, aber es ist so gekommen. Ich bin mit keinem Ziel in diese Aufstellung gegangen außer, dass ich bereit sein will es so zu nehmen wie es kommt. Es war aber der Abschluss (zumindest was den teil betrifft, für den ich bereit war). ich dachte das wäre es - ich habe mich also geirrt. Auf ein neues also:zauberer1 .........

Was ich mache, um mein vaterthema zu bearbeiten?
ich träume...........klingt vielleicht seltsam, aber das ist mein hauptsächlicher weg. ich träume und halte dann im wachzustand (leben) die augen offen - und siehe da es kommt immer genau das passende, um das geträumte real umzusetzen . Schritt für Schritt.......langsam, aber stetig

wenn ich anstehe (was ja auch vorkommen soll) so habe ich einen guten Therapeuten, den ich ab und an konsultiere.

Und ich habe das leben selbst das mir stück für stück neue weg eröffnet - neues herausforderungen schenkt an denen ich neues wage, neue fähigkeiten an mir entdecke - an denen ich stück für stück mehr "ich" werde.
Aber das hat auch grenzen über die ich mich nicht vage, dinge, die ich mir nicht zutraue, lebensberreiche auf deren erfüllung ich zu hoffen aufgegeben habe - zumindest bis jetzt.

Die idee einer aufstellung habe ich schon lange und vielleicht war/ist es ein irrtum anzunehmen, es könnte genau so funktionieren, wie damals bei meinem mutterthema - ich war bereit es abzuschließen und es war ein sehr passender schlusspunkt.
Aber so etwas läßt sich nicht planen - ja das sehe ich ein.
auch wenn es mir nicht schmeckt - das ist so
drum danke für diese gesunde ohrfeige - jetzt bin ich wach!
und das ist gut so

lg
meetic
 
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