Aber bei keinem Thema gehen die Meinungen so auseinander wie bei Suizid
Da frage ich mich warum ist das so?
Die Meinungen gehen deswegen so auseinander, weil es immer noch ein Tabuthema ist und wenn man im persönlichen Umfeld damit konfrontiert wird, dann kann Schuld und Scham aufkommen.
Für die betroffenen Angehörigen ist das kaum auszuhalten.
Nehmen wir mal den Sprachgebrauch, der hier auch schon angesprochen wurde.
Worte wie Selbstmord / Selbsttötung ist ja auch sehr heftig, aber Suizid ist ja auch dasselbe.
Selbsttötung, ist ja bis heute durch die Kirche stigmatisiert und in früheren Jahren wurden dem betroffenen Menschen ein christliches Begräbnis verwehrt. Sie durften nicht in
geweihter Erde bestattet werden.
Das steckt noch in den Köpfen.
Zum Sprachgebrauch.
Heute hat sich eingebürgert „Suizid“ zu sagen, das Wort kommt aus dem lateinischen und
Suizid (veraltet auch Suicid) von lateinisch sui „seiner [selbst]“ und andere „töten, morden“
Hier ist es wieder, das
böse Wort vom Morden.
Ich persönlich vertrete die Meinung, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, sein Leben selbst bestimmt zu leben und zu beenden.
Der Ethikrat hat das inzwischen ja auch aufweicht, ich glaube auch bei der passiven Sterbehilfe durch die Hilfe durch eine andere Person.
Ich warte mal mit ein paar Zahlen auf:
I
m Jahr 2020 starben in Deutschland insgesamt 9 206 Personen durch Suizid – dass waren über 25 Personen pro Tag. Männer nahmen sich deutlich häufiger das Leben als Frauen, rund 75 % der Selbsttötungen wurden von Männern begangen. Das durchschnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 58,5 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 59,3 Jahre alt. Im Vergleich zum Vorjahr (9 041 Suizide) ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Insgesamt ist die Zahl der Suizide jedoch in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen: 1980 nahmen sich beispielsweise noch rund 50 Personen pro Tag das Leben.
Erstaunlich ist, dass sich die Zahl im Vergleich zu 1980 halbiert habt.
Man kann jetzt darüber spekulieren.
Heute bekommen Betroffene besser Hilfe als früher, (egal was hier jetzt behauptet wird) Lebensberatung (hauptsächlich die Telefonseelsorge) therapeutische Intervention, Selbst- Einweisung, und bei Depressionen schneller Zugang zur Medikationen.
Die Gründe, warum ein Mensch das tut, braucht man gar nicht zu diskutieren.
Es ist aus meiner Erfahrung die pure Verzweiflung, die diese Menschen quält, keine Lebenskraft mehr zu haben, keine Hoffnung. Unheilbare Krankheit (ALS) Amyotrophe Lateralsklerose nur als Beispiel.
Ich bin speziell darin ausgebildet und in einer über 10-jährigen Beratungspraxis (katholischer Träger Seelsorge) direkt damit konfrontiert worden.
In speziellen Schulungen und anschließende Supervision müssen ja auch die Berater das Thema für sich verarbeiten. Man hält im übertragenen Sinne einem lebensmüden Menschen die Hand, entweder geht der Impuls sich zu töten vorbei oder man hört nichts mehr von der Person.
Da die Anrufe bei der Seelsorge anonym sind, kann der Berater nichts tun, nur zuhören es sein denn, man erhält die Adresse und kann einschreiten. Kommt höchsten in 1 % der Fälle vor.
Der Mensch am anderen Ende hat seine Tat im Kopf schon geplant, beschlossen, er findet sein Leben so
nicht lebenswert, dass er einfach nicht mehr kann.