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Gawyrd
Guest
Gerade das Ernstnehmen des Hasses ist wichtig (wenn er da ist - und er ist OFT da). Oft lernt ein Missbrauchsopfer - vor allem bei Missbrauch, der über längere Zeit sich hinzieht - den Hass zu unterdrücken und zu verdrängen. Aber dadurch löst er sich nicht auf. Sehr oft wendet er sich dann als Selbst-Hass gegen das Opfer selbst - und es tut sich an, was es eigentlich in der Selbstverteidigung dem Täter antun würde. Vom Sich-Schneiden bis zum Selbstmord.Auch wenn Du sagst das jeder für sich selbst verantwortlich ist, hat es eine Hauch von Liebe in sich zum "Täter" um nicht hassen oder gar hinsehen und den Schmerz ertragen zu brauchen. Um die Totale Deiner Aussage aber im spirituellen Sinne zu erfassen und zu leben gehört BEIDES dazu.
Oder er richtet sich gegen ALLE Männer (um den EINEN Mann nicht sehen zu müssen - bzw. gegen ALLE Frauen, um die EINE Frau nicht sehen zu müssen.)
Das ist das Schwierige - wie kann ein missbrauchter Mensch den ganzen Hass zulassen, ohne dadurch selbst wieder zerstörerisch zu werden und bei sich und anderen Menschen Schaden anzurichten. Gefühle zulassen, ohne sie auzuagieren. Eine schwierige Gradwanderung.
Werden Hass und Wut NICHT zugelassen und integriert - dann bleiben sie im eigenen seelischen Kraftfeld und schlagen durch selbstschädigende Handlungen oder durch Überspringen auf andere Menschen wieder auf einen selbst zurück.
Das ist der Schmarrn mit so vielen esoterischen Weisheiten - dass sie zwar grundsätzlich stimmen; aber es geht um den Zeitpunkt. Das Richtige zur falschen Zeit ist auch falsch.
Natürlich ist es wichtig, nicht im Hass stecken zu bleiben - und zu Liebe, Frieden, Selberverantwortung usw. zu finden. Aber um den Hass lösen und integrieren zu können (und so von ihm frei zu werden), muss man sich seiner einmal bewusst werden und ihn zulassen (und zwar in einer Form, die nicht neuerlich zu Verletzungen führt).
LG, Reinhard