"Spirituelle" Gruppen und Kindesmissbrauch

  • Ersteller Ersteller Gawyrd
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Das steht für mich völlig außer Frage, daß der Vergewaltiger derjenige ist, der die Schuld trägt bei der Sache.

Aber ich finde man sollte jetzt so langsam mal die folgenden Begriffe in sich selber separieren, weil ihr ständig aneinander vorbeichattet:
Täter/Opfer
Vergewaltige(r)/Vergewaltigte(r)

Wer ist der wirkliche Täter, das ist doch die Frage.

Über die Erkenntnis, daß der Vergewaltiger nur ein Ausführender seiner Zwänge ist, da sind wir doch schon vor 25 Seiten hinaus gewesen oder hab ich da was verpaßt?

Wo ist die wahre Tat, die hier im Hintergrund geschieht, die sich dann in der Vergewaltigung in einer Gemeinschaft oder auch in einer Familie oder in Perversität dem Kinde gegenüber äussert?

Auch er hatte aber ein Wahl, Zwanghaftigkeit hin oder her! Und hat dann eben seine Zwanghaftigkeit nicht überwunden und trägt insofern die Verantwortung dafür selbst. So sehe ich das auch mit dem Verzeihen - er muß sich selbst verzeihen können, es ist nicht mal unbedingt nötig, daß das Opfer ihm verzeiht.
Die wahre Tat ist die Entscheidung dafür oder dagegen, wann und wo und in welchem Leben auch immer.
 
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Nö. Alle miteinander, heißt eben du MIT... nur eben nicht allein für alles andere, sondern mit allen anderen zusammenhängend, da läßt sich nix isolieren.... nix Freibrief. Nur eben nicht, ich bin allein dafür verantwortlich, daß mir wer was antut, nein, eben nicht. Es gibt Dinge, die der Teil des Ganzen ursächlich beeinflussen kann. Für die ist er verantwortlich. Und es gibt Dinge, die kann er nicht ursächlich beeinflussen. Für die ist er als Teil nicht verantwortlich. In einem komplexen Organismus ist nie ein Teil allein für alles verantwortlich. Es ergibt sich immer nur aus einem geordneten Zusammenwirken aller Einzelteile ein funktionierendes Ganzes. (Meine Galle ist zum Beispiel nicht dafür verantwortlich, daß das Herz richtig schlägt...) Daraus ergibt sich in der Summe eine Ganzheit... von abhängig existierenden zuwammenwirkenden Einzelwesen... und der Idealfall wäre, daß das irgendwann allen Einzelwesen bewußt wird.


Ich sehe das halt so, daß wenn ich selbst an meinem Heilwerden arbeite, auch ein klitzekleines Stück des Gesamten heil wird.
 
Nö. Alle miteinander, heißt eben du MIT... nur eben nicht allein für alles andere, sondern mit allen anderen zusammenhängend, da läßt sich nix isolieren.... nix Freibrief.
Wenn ich meine Taten an anderen Verantwortlich mache, verbinde, abhängig mache...bin ich in der Opfer/Täterdynamik drinnen.

Konkret heisst das, dass ich es nicht ändern kann.

Der Zusammenhang besteht IMMER, das ist nicht die Frage.
Die Frage ist, ob ich auch fähig bin den Kontext zu erkennen und meins zu tragen (und das ist alles, was passiert, alles was mir im Leben begegnet, alles womit ich konfrontiert werde, weil ich mich ja damit selbst konfrontiere ;)).

Wenn jeder seines trägt, braucht man niemanden, der es für einen tut.

Das ist sehr wohl Praktisch...und Erwachsen sein.
Erwachsen sein bedeutet:

Ich bin für alles, was um mich passiert verantwortlich.

Nur Kinder müssen noch getragen werden.
Erwachsene haben darauf keinen Anspruch mehr, sie tragen selbst.


Und genau das ist hier das Problem.
Die Identifikation mit dem verletzten Kind, welches kein Kind mehr ist und die Verweigerung Erwachsen Verantwortlich zu sein.
Das sind genau die Auswirkungen von Missbrauch, den man so lösen kann:

Ich bin Erwachsen. Ich bin bedingungslos für alles verantwortlich.
Alles was passiert ist, was passiert und was passieren wird.

Anders kann mans nicht lösen.

Das ist das Dilemma.
Das ist unglaublich schwierig, denn da gibts keine Theorie, NUR Praxis und Konsequenzen. Da gibts ungeheuerliche Widerstände dagegen. Es ist der Schmerz und die Verletzung, die wir erfahren HABEN. Die Schuldgefühle, die wir noch tragen. Und jeder, ders kennt, weiss wie grauslich das ist.



Meine Motivation hier zu posten ist euch mitzuteilen, dass mans wirklich schaffen kann, nicht mehr darunter zu leiden und zu verzeihen. Es ist möglich.

Die Lösung ist einfach, die Durchführung wie man so schön im Volksmund sagt:
Über seinen eigenen Schatten springen, aber erst umarmen...und das ist etwas, was man niemanden anderen, als sich selbst zumuten "darf"...ist eine fast unmenschliche Anstrengung.


Ich weiss wovon ich hier spreche... Es waren 2 und ich war erst 8 Jahre alt...:liebe1:

Caya
 
Zitat von Walter R.
Das ist das Schwierige - wie kann ein missbrauchter Mensch den ganzen Hass zulassen, ohne dadurch selbst wieder zerstörerisch zu werden und bei anderen Menschen Schaden anzurichten. Gefühle zulassen, ohne sie auzuagieren. Eine schwierige Gradwanderung.
ME geht das nur mit einer liebevollen Begleitung, die keine Angst vor den Gefühlen hat und damit umgehen kann.

LG
Ahorn

Ahorn, aber genau die zu "finden" ist auch noch ein schwerer Weg.......nicht immer ist die "Begleitung", die man sich "sucht", die Richtige.

Bei der "Verarbeitung" von Mißbrauch muss man so sehr an seine Grenzen gehen, dass es manchmal kaum noch zu ertragen ist und nicht jeder hat Verständnis, wenn man mal wieder vor Verzweiflung in die Knie geht und seinen ganzen Hass und seine Wut einfach nur rausschreit, wenn man kurz vor einem Nervenzusammen bruch steht, weil man glaubt es nicht mehr ertragen zu können.......wenn man da keinen Menschen hat, der einem erst einmal diesen Moment läß und einen danach wieder "aufhebt", einem liebevoll zur Seite steht.............damit man nicht genau da wieder stehen bleibt wo man wieder angelangt ist.............fängt genau die "Selbstzerstörung", die Walter beschreibt wieder von vorne an.

Viele Menschen sind gerade in solchen Momenten wieder völlig überfordert und wissen damit nicht umzugehen.........und so kann der Teufelkreis oft nicht enden............das problem ist ja auch oft, dass man immer wieder Menschen kennenlernt, die selbst "labil" sind und denen es an Kraft fehlt einen aufzufangen oder die dann ausweichen und die dann ihre Probleme wesentlich schwerwiegender finden oder damit vom Thema ablenken.

Ich war jahrelang (selbstgewollter) seelischer "Mülleimer" für Menschn mit Problemen, so musste ich meine eigenen nicht sehen und konnte denen Rat geben, da ich ja ne schauspielerische Glanzleistung in Lebensführung vollbracht hatte, damit man ja nicht sah wie schlecht es mir eigentlich ging. In Worten war ich absoluter Perfektionist in eigenen Taten war ich eher "Vogel Strauß".

Ich weiß nicht wie es mit mir weiter gegangen wäre, wenn ich nichtmeinen Partner kennengelernt hätte, der nicht nur zuhörte, sondern auch "aktiv" mitwirkte...........aber leider wachsen liebevolle Mensch nicht auf Bäumen und man kann sie einfach abpflücken.
 
Es entlastet...aber es löst nichts.
Doch, es löst für mich eine Menge. ich muss nicht verzeihen, sondern kann die Verantwortung hierfür an den Täter geben. Das erleichter mich und ich kann wieder mehr zu mir schauen...

Alles verzeiht alles... Jeder Aspekt wird versöhnt. :liebe1:

Dieses "Alles" finde ich zu unpersönlich und unkonkret, wenn ich das lese, denke ich: naja, die anderen werdens schon richten!" Dieser Theorie mit dem "Alles" kann ich nicht folgen, sorry..

LG
Ahorn:liebe1:
 
Es entlastet...aber es löst nichts.

Alles verzeiht alles... Jeder Aspekt wird versöhnt. :liebe1:


Caya

Doch, es löst! Und zwar deshalb, weil dieser Druck von Licht/Liebe/Verzeihen dann nicht mehr da ist. Verzeihen kann man nicht auf Knopfdruck.
Und wenn ich den Mißbrauch in mir selbst bereinige, meine ureigensten Gefühle vorhole, sie verarbeite, dann gibt es im Grunde nichts mehr zu verzeihen, denn dann bin ich nicht mehr verletzt.
 
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Ich war jahrelang (selbstgewollter) seelischer "Mülleimer" für Menschn mit Problemen, so musste ich meine eigenen nicht sehen und konnte denen Rat geben, da ich ja ne schauspielerische Glanzleistung in Lebensführung vollbracht hatte, damit man ja nicht sah wie schlecht es mir eigentlich ging. In Worten war ich absoluter Perfektionist in eigenen Taten war ich eher "Vogel Strauß".

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Das kommt mir recht bekannt vor! :liebe1:
 
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