Hallo ihr Lieben, 
 
erstmal: Mei, ist dieser Thread  eine komplizierte Kiste geworden!
Das war's schon von Anfang an, aber er hat sich nochmal verwirrt.
Liebe Räubertochter, 
 
	
		
			
				 Räubertochter schrieb:
			
		
	
	
		
		
			Ich habe mir  (...) den ganzen "Meine Schwester ist obdachlos" Thread angesehen  (...) und dabei habe ich den Eindruck gehabt, dass dort abendsonnes Persönlichkeitsanteile gespiegelt werden. Da gibt es die mitfühlenden Teile, es gibt die Stimme der Vernunft, es gibt die Zweifel und es gibt immer wieder das schlechte Gewissen. Das wird dann sofort von den anderen niedergeschrien, so wie ihr eigenes schlechtes Gewissen sich wahrscheinlich auch immer mal wieder meldet, aber schnell innerlich plattgeredet wird, verdrängt und mit Argumenten vom Platz verwiesen wird.
		
		
	 
Bevor ich darauf  zu antworten versuche, bleibe ich erstmal bei mir und beschreibe meine Sache. Qia's Beiträge und der von Love is Freedom  hat etwas weitergehendes in mir angerührt. 
Ich bin z.B. ein ungeheuer verantwortlicher Mensch.  In der Psychologie wird das als starkes ( zu starkes) Überich bezeichnet. Ich bin ( war)  also  dauernd  dabei "alles" richtig  machen zu wollen ( was genauso wenig geht , wie alles falsch zu machen), und zwar egal, ob im Straßenverkehr, bei der Kindererziehung, Mutterpflege,  beim Sichern des Hauses, wenn in Urlaub gefahren wurde... - Ich fühlte mich für alles  und jeden Scheiß verantwortlich.
 Das lässt sich bei mir auch im Horoskop wiederfinden: Saturn an der Spitze des ersten Hauses in Konjunktion mit dem Aszendenten  ist wahnsinnig verantwortlich. Das ist eine Persönlichkeitsprägende Konstellation, aber keine gesunde.
Ich heiratete einen Mann, der bezüglich Verantwortung tragen eher ein Larifari war. Das ging mir schnell tierisch auf den Geist!
Bald hatte ich das Gefühl, alle Verantwortung ( für die Kid's -  tägliche Pflege, Entwicklung, Schule,  Schulnoten -  die gemeinsame Wohnung,  das Renovieren und Instandhalten der  Wohnung, das Sichern der Wohnung beim  Kurzurlaub, der sinnvolle Kontakt mit den Vermietern, wenn schon wieder mal nicht erledigt war, was in  Dirks Bereich fiel) läge ausschließlich auf meinen Schultern.
Und verbissen klammerte ich mich daran fest.- Und litt.
Was war's? -  Ich konnte nicht loslassen. Ich konnte Dirk nicht konsequent einen Teil der gemeinsamen Verantwortung übertragen, weil ich mich selbst daran festbiss.
Dieser Spiegel wär für mich gewesen:   Mit heiterem Lachen endlich lockerer zu lassen und abzugeben! - Und wenn's nicht 100 % hinhaut, nach 
meinen Maßstäben - ja und?  Dann  wird die Wohnung im Urlaub  halt mal ausgeraubt und wir haben einen Wasserschaden.  Daran hätte Dirk sich  ja auch entwickeln können! Wär ne Chance für uns beide gewesen!
Aber ich konnt's vor 12 Jahren noch nicht.
Gleicher Zirkus mit meiner Mum. Ich fühle (fühlte) mich weitestgehend extrem verantwortlich. Ich neige ( neigte) dazu, hinzuspringen, wenn sie ein Problem in ihrem Lebensalltag formuliert.
Aber wie oft kam ich bei ihr an, erschöpft nach stundenlanger Fahrt, weil sie mir die Ohren vollgeweit hatte, sie müsste nun und auf der Stelle ins Krankenhaus, und als ich da war, sagte sie: "Au fein! Dann können wir ja jetzt Kaffeetrinken gehen!"
Gerade habe ich sie am Telefon in den Regen gestellt.  
Gestern war ich einen ganzen Tag da, hab ihren Haushalt erledigt, und wir haben besprochen, was die Woche über anfällt.
Und heute Abend, als sie wieder anrief und mit einen Mist erzählte, über die Ratte, die angeblich in ihrer Toilette sitzt und kratzt, und dass  der Gärtner ihr die Einkochgläser gestohlen hätte, habe ich sie  abgebürstet. Liebevoll, freundlich, aber bestimmt. Mit der Ratte käme sie schon klar ( sofern es überhaupt  eine gäbe) und mit dem Gartner auch.  Das sei nicht meine Sache, sondern ihre.
Wir müssten auch nicht jeden Tag telefonieren,  gestern sei ich den ganzen Tag dagewesen,  es würde reichen, wenn wir das nächste Mal Dienstag sprechen.
Ich bin auch aktuell dabei, die drei Tage  Mutterpflege  auf wöchentlich zwei  Mal zu reduzieren. Erstens stehen genug Dienste zur Verfügung, zweitens habe ich mir gegenüber auch eine Verantwortung.
Inzwischen hat sich bei mir der Satz eingeprägt: Man sollte auch weggucken können, wenn Angehörige meinen, ihren  Stil durchziehen zu müssen.
Ich will lachen, und nicht ständig -  um anderer willen - leiden.
Bei mir ist Schicht.
Mein Spiegel zeigt mir Menschen, die mein Verantwortungsbewusstsein ausnutzen. 
Der Spiegel zeigt, dass ich, von meiner Tendenz her, es darauf anlege ( anlegte) , mich ausnutzen zu lassen.
Erst der Dirk-, dann der Mutterspiegel , trugen mir ganz dringend an:  Hör  um Deiner selbst willen  mit dem Kümmern auf!
Es sagt der empfundene Spiegel:
Du, Geli, bist auch liebevoll, wenn Du bei Dir bleibst und dem Anderen seine eigenen Probleme lässt! 
Und: Geli, Du bist Klasse, wenn Du auch mal lachend loslassen kannst.
Denn was hier von aussen gespiegelt wird, ist tatsächlich DEIN Problem!
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Nochmal in kurzen Worten:  Ich  bin extrem verantwortungsvoll.  So sehr, dass es bis an die Grenze der Dummheit reicht.
Der Spiegel präsentiert mir Menschen, die das ausnutzen.
Aber in der Selbstschau wird deutlich:  Ich kann ganz schlecht  loslassen und ihnen 
ihren Teil lassen.  Denn damit wäre ich entlastet.
Ich ziehe Menschen an, die
 mein Problem aufzeigen.
Es ist  aber sinnvoll, wenn 
ich mein Problem löse.
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Und jetzt komme ich doch nicht mehr zu Dir, Räubertochter, weil ich jetzt mit dem Hund raus muss.
Ich schreib's aber noch!
Für heute alles Liebe, 
Geli  
