Hallo
Wenn ich das hier so lese, komme ich aus dem Kopfschütteln wirklich kaum noch heraus. Das fängt schon beim Eingangspost an. Da wird ein Text verlinkt, über den man mit nur zwei weiteren Klicks bei Nazi-Flugscheiben oder beim Kopp-Verlag landet. Diese Quelle wird überhaupt nicht in Frage gestellt, während man aber die Glaubwürdigkeit aller anderen Medien oder AI anzweifelt.
Da ist z.B. die Rede davon, dass 25% der Libyer einen Universitätsabschluss besäßen. Wenn das stimmt, muss man sich dann nicht fragen, ob so ein Abschluss mit internationalen Standards vergleichbar ist? Vielleicht bekommt man die einfach nachgeworfen, damit Libyen in irgendwelchen UN-Statistiken über Akademikerquoten gut dasteht.
Oder "die gewaltige, epochemachende Trink-Wassergewinnung aus nahezu unerschöpflichen fossilen Vorkommen unterhalb der Sahara" die "die Wüste zum Blühen" bringen soll. Gaddafi-Propaganda im O-Ton.
Diese fossilen Vorkommen sind meines Wissens nicht so unerschöpflich. Was sie jedoch ganz sicher sind, ist unersetzlich. Das ist uralter, "fossiler" Regen, der fiel, als dort noch ganz andere, klimatische Verhältnisse herrschten. Da kommt nichts neues dazu. Das ist wie beim Erdöl - wenn es weg ist, ist es weg. Dazu kommt. dass die so bewässerten Böden schnell versalzen. Nachhaltig ist das Ganze jedenfalls nicht.
Meiner Meinung nach sind das Prestigeprojekte, die dem libyschen Volk wenig nützen. Sie sollten die Macht Gaddafis demonstrieren und gebaut wurden diese Sachen von westlichen Großkonzernen oder den Chinesen.
Im Übrigen ist es nicht schwer, Autos und Brot zu subventionieren, wenn man mit nur 6,5 Mio. Einwohnern auf riesigen Öl- und Gasvorkommen sitzt. Klar hat der Westen eine Menge mieser Geschäfte mit Gaddafi gemacht. Aber das beruht doch auf Gegenseitigkeit! Das Geld aus den kapitalistisch-imperialistischen Ausbeuterstaaten nahm der Oberst doch nur zu gerne an. Nicht zuletzt, um es in die eigenen Taschen zu stecken.
Aber am schlimmsten finde ich die Herumrelativiererei. Ständig geht es darum, wer alles für welche Schweinereien verantwortlich ist. Der Westen ist böse, die NATO besteht aus Kriegsverbrechern, im Irak ist alles Mist und in Afghanistan auch.
Das mag ja alles sein, aber Ausgangspunkt war doch Libyen. Die Verbrechen, die dort vom Staat begangen wurden, werden doch nicht besser, weil anderswo auch schlimme Dinge geschehen. Und man kann doch mit Sozialleistungen nicht Folter und Mord ausgleichen.
Condemn schrieb:
Wer vor Nazis warnt, sollte mehr auf das Prinzip schauen als auf Kleidung, Kreuze, Parolen....
Und ich glaube, ich sehe gerade, wie dieses Prinzip voll aufgeht. Die vom Idividualismus geprägten, westlichen Demokratien sind verkommen und haben abgewirtschaftet, wählen geht sowieso kaum noch jemand. Warum nicht mal wieder ein bisschen Diktatur, wenn es dadurch den meisten besser geht? Was bringt schon Meinungsfreiheit, wenn sich die Masse (also "die" anderen) sowieso nur von korrupten Mainstream-Medien verdummen lässt? Muss man das Wohl der Mehrheit nicht hier und da über das Wohl eines Einzelnen stellen? Und darf man dann diesem Einzelnen dann alles antun, wenn der Effekt für die Masse nur groß genug ist? Schaut euch doch den edlen Revolutionsführer Gaddafi an. Da musste man für ein Auto nur die Hälfte bezahlen! Und wenn jemand verfolgt wurde, dann eh nur ein paar Islamisten, die es nicht besser verdient haben. Dafür mussten Frauen schließlich kein Kopftuch tragen.
Ich kann sage da nur zustimmen. Das ist für mich die selbe Nazi-Scheiße, wie zu sagen, unter Adolf konnte man sich nachts noch auf die Straße trauen.
Gruß
McCoy