Sexualität kontra Zölibat

Wird die Enthaltsamkeit jedoch liebevoll praktiziert, dann ist sie hilflreich für das Öffnen der Blüten der Blume, wenn sie zu blühen beginnt. Die Enthaltsamkeit wächst dann organische mit der Persönlichkeit mit und wird nicht als Kampf und in einem gewissen Sinne auch gar nicht als Enthaltsamkeit, sondern als Loslassen erlebt.

Alles Liebe,
Energeia


Na endlich, ein für mich nachvollziehbares Statement. Danke, Energeia. Es geht in Wirklichkeit tatsächlich um das Loslassen.
Ich sehe es zwar weniger als liebevolles Praktizieren, denn das kann zu einer Anhaftung (auch wenn liebevoll:)) führen und Shakyamuni's Meditation kennt keine Anhaftungen mehr.

Empyrium sagt es nicht schlecht, auch meiner Erfahrung nach ist es eine Art "Nebenprodukt" langer Meditationspraxis.

Ob es das gleiche ist wie Einstellung (sagte Loge33), bezweifle ich, da wie gesagt, auch Einstellungen eine Art Fixierungen sind, die beim Loslassen eigentlich wegfallen sollten.

Das Problem bei Opti liegt meiner Ansicht nach darin, dass er in der Vergangenheit wohl eine Erfahrung von Seligkeit gemacht hat, wahrscheinlich durch Enthaltsamkeit, dann aber wieder in ein ausschweifendes, obsessives Sexualverhalten abglitt und nun versucht, dieses Gefühl der Seligkeit, mittels Enthaltsamkeit, wieder zu finden. Dies ist ein Anhaften an vergangener Erfahrung, an einer Erinnerung und engt ein. Loslassen wäre da vielleicht heilsam und könnte die Tür zur Seligkeit wieder öffnen. Oder auch nicht.

LG Ch'an
 
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Wird die Enthaltsamkeit jedoch liebevoll praktiziert, dann ist sie hilflreich für das Öffnen der Blüten der Blume, wenn sie zu blühen beginnt. Die Enthaltsamkeit wächst dann organische mit der Persönlichkeit mit und wird nicht als Kampf und in einem gewissen Sinne auch gar nicht als Enthaltsamkeit, sondern als Loslassen erlebt.

Alles Liebe,
Energeia

Danke, Energeia ... auch für mich endlich ein nachvollziehbares Statement. So dargestellt gibt es keine weiteren Fragen für mich.


Das Problem bei Opti liegt meiner Ansicht nach darin, dass er in der Vergangenheit wohl eine Erfahrung von Seligkeit gemacht hat, wahrscheinlich durch Enthaltsamkeit, dann aber wieder in ein ausschweifendes, obsessives Sexualverhalten abglitt und nun versucht, dieses Gefühl der Seligkeit, mittels Enthaltsamkeit, wieder zu finden. Dies ist ein Anhaften an vergangener Erfahrung, an einer Erinnerung und engt ein. Loslassen wäre da vielleicht heilsam und könnte die Tür zur Seligkeit wieder öffnen. Oder auch nicht.

LG Ch'an


... :)
 
Hallo,

hier eine weitere Meinung zum Thema:

Aus meiner Sicht kann es durchaus sinnvoll sein, enthaltsam zu leben. Enthaltsamkeit - von Sexualität, Fleisch, Sprechen, etc. - kann Stufen bereitstellen, die den spirituellen Prozesse fördert.
Es geht aber auch nicht nur um die Frage nach Enthaltsamkeit von Sexualität: wenn ich sexuell enthaltsam lebe und mich von anderen Prozessen abhängig mache - z.B. vom Schreiben über Sexualität - und mein Begehren nur verlagere, dann führt die sexuelle Enthaltsamkeit nicht weiter - man kann sich dann fragen, welche Funktion die Enthaltsamkeit für diesen Menschen hat.
Es geht aus meiner Sicht auch nicht um diese grundsätzliche Frage: Ja/Nein.
Alle, die sich hier in diesem Thread zu einem eindeutigen Ja oder einem eindeutigen Nein in einem allgemeinen Sinne aussprechen, öffnen sich aus meiner Sicht nicht wirklich und liebevoll für die alllgemeine Frage - davon unterscheide ich die individuelle Entscheidung, denn natürlich kann sich jeder für oder gegen Enthaltsamkeit entscheiden, was seine individuelle Lebensführung angeht.

Entscheidend für die allgemeine Frage ist aus meiner Sicht die Frage: Wie und Wann.
Der Mensch existiert in seinem Innersten zart und feinfühlig, symbolisch gesehen gleich einer zarten Pflanze. Spirituelle Entfaltung kann man in diesem Sinne veranschaulichen, als das Öffnen einer Blume wenn sie zu blühen beginnt. Damit eine Blume zu blühen beginnt, ihre Blätter öffnet und entfaltet, ist Liebe und vor allem Geduld förderlich.
Wenn man sich jedoch Enthaltsamkeit - in jeder Hinsicht - aufzwingt, wenn Enthaltsamkeit nur dazu dient, die eigene Identität aufzuwerten oder andere abzuwerten, wenn sie ein zentrales Moment des ganzen Lebens und Denkens wird, wenn sie immer wieder in den Vordergrund rückt und sich dadurch zeigt, dass die innere Pflanze noch nicht so weit ist, diesen Schritt zu gehen, dann ist sie nicht für die spirituelle Entwicklung förderlich. Dem innersten, zarten, fühlenden Kern (symbolisch: dem inneren Kind) wird dann etwas aufgezwungen und vermutlich spaltet sich dann das Ego von diesem Kern ab: fühlbar wird das dann durch innere Unruhe, Einsamkeitsgefühle und immer wieder eintretende Leere; wenn auch dies noch kompensiert wird, dann zeigt sich eventuell Größenwahn und starker primärer Narzissmus. Eigentlich sollte man diese Menschen dann ganz lange in den Arm nehmen, damit sich trauern können, weil sie innerlich zutiefst verletzt wurden - aber sie lassen sich meistens nicht in den Arm nehmen oder fühlen sich dann, wenn diese Nähe entsteht, durch kleinste Bemerkungen verletzt.

Wird die Enthaltsamkeit jedoch liebevoll praktiziert, dann ist sie hilflreich für das Öffnen der Blüten der Blume, wenn sie zu blühen beginnt. Die Enthaltsamkeit wächst dann organische mit der Persönlichkeit mit und wird nicht als Kampf und in einem gewissen Sinne auch gar nicht als Enthaltsamkeit, sondern als Loslassen erlebt.

Alles Liebe,
Energeia


Ja, das nenne ich kollektive Zusammenarbeit.
Schön, diese Verbundenheit! :liebe1:
 
Sex bzw. der Fortpflanzungstrieb ist eines der ältesten und primitivsten (also einfachsten) Sachen die es bei uns Menschen gibt.
Natürlich kann die Sexualität einen (großen) Einfluss auf uns haben, aber ich seh da nix Spirituelles oder Esoterisches drin. :zauberer1
Hormone und Reibungsmechanismen, selten auch verbunden mit "Liebe"...

PS. Keiner zwingt euch in das Thema etwas rein zu schreiben.

Ich gebe dir im Prinzip recht. Eigentlich ist "Erleuchtung" kein spiritueller, sondern ein physiologischer Vorgang, wenn man die Frage beiseite lässt, ob es so etwas wie einen Gott gibt. Da diese Frage aber niemand beantworten kann, neige ich auch dazu, die "Erleuchtung" als einen Weg zur Heilung zu betrachten. Aber dennoch sind solche Fragen äußerst wichtig, weil sie uns einen Weg aufzeigen, wie wir die verlorene Seligkeit, die die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens verloren haben, wieder zurückgewinnen können.
 
ich finde es sehr schön, wenn dieses Thema bei euch auf eine solche Resonanz stößt. Aber leider hinke ich mit meinen Beiträgen total hinterher. Ich bin immer noch auf Seite 1 bzw. habe noch nicht einmal die Beiträge von Mr.B.Rasta beantwortet, mit dem ich diese Diskussion einst begann.
 
Ich gebe dir im Prinzip recht. Eigentlich ist "Erleuchtung" kein spiritueller, sondern ein physiologischer Vorgang, wenn man die Frage beiseite lässt, ob es so etwas wie einen Gott gibt. Da diese Frage aber niemand beantworten kann, neige ich auch dazu, die "Erleuchtung" als einen Weg zur Heilung zu betrachten. Aber dennoch sind solche Fragen äußerst wichtig, weil sie uns einen Weg aufzeigen, wie wir die verlorene Seligkeit, die die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens verloren haben, wieder zurückgewinnen können.


Die kath Kirche nennt das "sublimieren" ... aber ich frage mich dabei nach dem Motiv ... warum sollte Sex beim Streben nach der höheren Ebene hinderlich sein?
Ich denke dabei geht es darum, von vornherein zu verhindern, dass es Erben gibt und das enorme Vermögen in Stücke geteilt wird ... muss doch einen Grund haben, dass so viele Geistliche Kinder haben und lediglich ein "Dudu" :nono:;) vom Bischof .... aber dann, wenn sie die Kinder anerkennen, raus fliegen ....

Sind halt so meine Gedanken ..
 
Alles Übertriebene ist krankhaft.
Man sollte schon Sex haben, aber fern davon sein, der Sklave seiner Triebe zu sein.
In Maßen genossen ist alles schön.
Manchmal hat der Mensch halt sex und manchmal reicht auch eine kalte Dusche.
Wichtig dabei ist, dass alles in gesundem Maße genossen wird und fern davon bleibt, krankhaft über das ganze Gebilde Mensch Einfluss zu nehmen. Dies gilt nicht nur für Sex, sondern auch in Bezug auf übertriebene Spiritualität.

Da sind wir einer Meinung. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand Sex hat. Das muss jeder selbst entscheiden. Leider sind aber die meisten Männer Sklaven ihrer Triebe. Und ihnen ist nicht wirklich klar, mit welchen Konsequenzen dies verbunden ist. Entweder ignorieren sie es oder sie wollen es nicht zur Kenntnis nehmen. Mir persönlich geht es in dieser Diskussion in erster Linie darum, die Menschen anzusprechen, die daran interessiert sind, das höchste aller menschlichen Ziele, die Erleuchtung, zu erlangen.
 
Die kath Kirche nennt das "sublimieren" ... aber ich frage mich dabei nach dem Motiv ... warum sollte Sex beim Streben nach der höheren Ebene hinderlich sein?
Ich denke dabei geht es darum, von vornherein zu verhindern, dass es Erben gibt und das enorme Vermögen in Stücke geteilt wird ... muss doch einen Grund haben, dass so viele Geistliche Kinder haben und lediglich ein "Dudu" :nono:;) vom Bischof .... aber dann, wenn sie die Kinder anerkennen, raus fliegen ....

Sind halt so meine Gedanken ..

Das Argument, dass der Geistliche seinen Kindern das kirchliche Vermögen vererben könnte, kommt immer wieder ins Gespräch. Es ist in diesem Zusammnhang allerdings nebensächlich, denn der Priester hatte sich ohnehin der Armut verschrieben. Bereits seit dem 3. Jahrhundert gab es von Seiten der Kirche das Bestreben, das Zölibat offiziell einzuführen. Davor wurde es bereits größtenteils praktiziert. Natürlich gab es immer wieder Priester, Bischöfe und selbst Päpste, die verheiratet waren und Kinder hatten. Aber ansonsten scheint du nicht besonders über das Zölibat informiert zu sein. Ich setze mich damit bereits seit einiger Zeit auseinander und es gibt wirklich bessere Gründe, im Zölibat zu leben, als die Angst von Seiten der Kirche, die Priester könnten das Eigentum der Kirche vererben. Wenn die Kirche Angst davor hatte, das Kircheneigentum könnte vererbt werden, dann entstand diese Angst, weil die Kirche sich vor dem finanziellen Zusammenbruch fürchtete. Eine andere Frage ist die Frage, ob der Christ überhaupt Eigentum anhäufen soll. Aber das ist eine andere Frage.
 
Da sind wir einer Meinung. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand Sex hat. Das muss jeder selbst entscheiden. Leider sind aber die meisten Männer Sklaven ihrer Triebe. Und ihnen ist nicht wirklich klar, mit welchen Konsequenzen dies verbunden ist. Entweder ignorieren sie es oder sie wollen es nicht zur Kenntnis nehmen. Mir persönlich geht es in dieser Diskussion in erster Linie darum, die Menschen anzusprechen, die daran interessiert sind, das höchste aller menschlichen Ziele, die Erleuchtung, zu erlangen.

Opti, ich danke Dir für diese Worte. Ich kann mit ihnen etwas anfangen und

verstehe Dich jetzt ganz und gar. Respektvoll - Paula
 
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Das Argument, dass der Geistliche seinen Kindern das kirchliche Vermögen vererben könnte, kommt immer wieder ins Gespräch. Es ist in diesem Zusammnhang allerdings nebensächlich, denn der Priester hatte sich ohnehin der Armut verschrieben. Bereits seit dem 3. Jahrhundert gab es von Seiten der Kirche das Bestreben, das Zölibat offiziell einzuführen. Davor wurde es bereits größtenteils praktiziert. Natürlich gab es immer wieder Priester, Bischöfe und selbst Päpste, die verheiratet waren und Kinder hatten. Aber ansonsten scheint du nicht besonders über das Zölibat informiert zu sein. Ich setze mich damit bereits seit einiger Zeit auseinander und es gibt wirklich bessere Gründe, im Zölibat zu leben, als die Angst von Seiten der Kirche, die Priester könnten das Eigentum der Kirche vererben. Wenn die Kirche Angst davor hatte, das Kircheneigentum könnte vererbt werden, dann entstand diese Angst, weil die Kirche sich vor dem finanziellen Zusammenbruch fürchtete. Eine andere Frage ist die Frage, ob der Christ überhaupt Eigentum anhäufen soll. Aber das ist eine andere Frage.

Ich verstehe offen gesagt nicht, wo der Widerspruch ist zu dem was ich geschriegen habe ... ich bin über die Kirchengeschichte recht gut informiert, beschäftige mich, auch schon sehr lange, nicht nur durch Studium, damit und mein Dad war ua Theologe ... da hab ich die, und andere, historische Geschichten quasi täglich gehört ...
 
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