Hallo Camajan
Camajan schrieb:
Das ist deine Prämisse, nicht meine. Einen Menschen als im Prinzip
hoffnungslos treibgesteuert hinzustellen, verletzt seine Würde, erniedrigt
ihn und setzt ihn mit einem Raubtier gleich. Ein Mensch ist NICHT die
Summe seiner Instinkte.
Interessant, dass Islam und Buddhismus beide von dieser entwürdigenden
These ausgehen, aber völlig andere Strategien entwickeln.
Der Buddhist sublimiert seine niederen Triebe durch Meditation, Yoga, was-weiss-ich um zur Erleuchtung zu gelangen.
Der Muslim bekommt im Koran haarklein erzählt, was im Sex geht und was
nicht geht. Die vollständige Verhüllung der Frau in der Öffentlichkeit schützt
die Arme davor, von den immergeilen Männer-Tieren besprungen zu werden.
Lauf ruhig dein ganzes Leben lang von der Sexualität davon.
Fast alle Menschen haben ein völlig natürliches Verhältnis zum Sex.
Durch deinen Versuch, den Sex zu sublimieren erhöhst du ihn und misst
ihm eine viel zu hohe Bedeutung bei.
Durch diesen Yogi-Kram löst du ein Problem, was du ohne ihn gar nicht
hättest.
Chao Camajan
Was verstehst Du wirklich vom Yoga, vom Buddhismus? Wieso glaubst Du darüber urteilen zu können?
Einen Menschen als im Prinzip hoffnungslos treibgesteuert hinzustellen, verletzt seine Würde, erniedrigt ihn und setzt ihn mit einem Raubtier gleich. Ein Mensch ist NICHT die Summe seiner Instinkte.
So, Du meinst also, die Realität sieht anders aus? Warum sind denn 99 Prozent aller Männer schwanzgesteuert? Was läuft denn permanent in ihren Köpfen ab? SEX, SEX, SEX. Du solltest wenigstens nicht die Augen vor der Realität verschliessen. 99 Prozent aller Männer sind sexsüchtig. Und die Frauen nutzen oft genug den Sex als Machtinstrument oder um ihrer Einsamkeit zu entfliehen.
Swami Chidananda sagte einmal:
Der einzige Vorgang, den die meisten Menschen mit Zielstrebigkeit ausführen, nach dem sie großes Verlangen haben, den sie wollen, an den sie denken, den sie planen und hinter dem sie her sind, ist die sexuelle Befriedigung. Das bedeutet, daß dies ein Vorgang ist, der ihr gesamtes Bewußtsein, ihren ganzen Geist und ihre volle Aufmerksamkeit auf das Körperliche, auf ihre physische Identität lenkt. Einerseits ist der Geschlechtsakt der Gipfel der Körperlichkeit oder Animalität. Wird dies irgendwie dazu beitragen, kosmisches Bewußtsein zu erlangen?
Da ist also ein Mensch, die Krone und erhabener Ausdruck der Schöpfung Gottes, allen anderen Lebewesen weit überlegen, der sich zur grobstofflichen, physischen, materiellen und animalischen Ebene herabläßt und sich ihr völlig hingibt: Er sucht es, er will es, er bemüht sich darum, er tut alles, um es zu bekommen, er läßt sich darin gehen, und er will, daß es immer verfügbar ist. Das heißt, der Mensch bindet sich mit voller Absicht an eine Ebene des physischen Bewußtseins. Wenn du ein spirituell Suchender bist, kannst du denn nicht erkennen, daß du dir selbst im Wege stehst? Du mußt das Bewußtsein aus den niederen Ebenen befreien und fortwährend zu immer höheren und höheren Ebenen feinerer und immer subtilerer Zustände erheben. Denn wenn der gesamte spirituelle Prozeß von Erleuchtung und Erkenntnis ein Prozeß des sich Erhebens zu einem höheren Bewußtseinszustand ist, impliziert das automatisch, daß man sich aus seinem niederen Bewußtseinszustand befreit. Das kosmische Bewußtsein, das absolute Bewußtsein, ist Lichtjahre entfernt, wenn man nicht die Notwendigkeit erkennt, sich von der absoluten Identifikation mit dem Körper zu befreien.
Enthaltsamkeit bedeutet weder Unterdrücken noch Verdrängen von Sexualität. Das sexuelle Potential wird für etwas verwendet, das zehnmal, hundertmal großartiger ist. Deshalb ist es ein Mißverständnis, von Unterdrückung oder Verdrängung zu sprechen. Das liegt an einem mangelnden Verständnis dafür, was es mit der wirklichen spirituellen Suche auf sich hat. Wenn man es richtig versteht, wird man nicht so darüber sprechen. Wir sind nicht einfach Menschen, wir sind mehr als Menschen. Unsere Erscheinungsform als Menschen ist nur ein schwacher Widerschein dessen, was wir in Wahrheit sind. Der einzige Grund, warum unsere Erscheinungsform als Menschen von Bedeutung und Wichtigkeit ist, besteht darin, daß sie uns, wenn sie richtig verwendet wird, erhebt und dahin bringt, wohin wir eigentlich gehören, in das Königreich, auf das wir ein Geburtsrecht haben.
Der erste Schlüssel zum Erfolg in der Enthaltsamkeit besteht also darin, das Heilige und Wertvolle des vorhandenen Energiepotentials zu erkennen und zu verstehen. Wenn man klar erkannt hat, daß es wert ist, bewahrt, erhalten und zum Allergrößten gelenkt zu werden, das man erlangen kann, dann hat man den Wunsch, Brahmachari (Mönch) zu sein. Dann wird es als etwas höchst Positives gesehen. Ein zweiter Schlüssel zum Erfolg und eine Möglichkeit, sowohl Enthaltsamkeit als auch Sexualität zu betrachten, ist sogar noch grundlegender. Es ist das klare Erkennen, daß in allererster Linie das, was man als das männliche Geschlechtsorgan bezeichnet, überhaupt kein Geschlechtsorgan ist. Es ist nichts anders als ein Organ zur Harnausscheidung. Das ist es, und das ist seine Hauptfunktion von dem Augenblick an, wenn das Kind den Mutterschoß verläßt, bis ins Grab.
Buddha lehrte, solange der Mensch sexuell aktiv ist, hat er kein Interesse an der Praxis des spirituellen Lebens. In seiner Lehre über die schrittweise Erleuchtung sagte er, daß das Empfinden von Lust und Sexualität Genuß beinhaltet. Er verleugnete den Genuß nicht. Genuß ist dabei. Aber dann verändert sich dieses Vergnügen in Mißvergnügen, und allmählich, langsam, sobald sich das anfängliche Feuer der Lust abgenutzt hat, beginnen die Menschen zu kämpfen. Denn aus Lust erwächst Furcht; aus Lust erwächst Habgier; aus Lust erwachsen Eifersucht, Zorn, Haß, Verwirrung und Kampf; all diese negativen Dinge erwachsen aus der Lust. Und deshalb sind all diese negativen Dinge in der Lust enthalten. Solange man in der Sexualität verstrickt ist, ist es unvermeidlich, daß man diese Probleme hast - Kampf, Enttäuschung, Zorn, Haß, Töten - all das ist damit verbunden.
Alles Liebe. Gerrit