Selbstmord

Wenn die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden zu groß geworden ist, die Seele vor Schmerzen schreit? Wer will das be- oder verurteilen?
Niemand. Allerdings hab ich eine eher schlichte Frage dazu: Woher stammt die Vermutung, dass nach erfolgtem Suicid Ruhe und Frieden einkehrten? Dass das im diesseitigen Leben Ungelöste im Jenseitigen einfach verschwände? Welche Belege gibt es dafür, dass Suicid in irgendeiner Form eine Lösung darstellen könnte?

@sunnygirl: Du sagst, du hättest schon vielen im Internet in Selbstmordangelegenheiten geholfen. Ich lese das so, als wärst Du selbst in hohem Maße auf die Selbstmordthematik bezogen, mit der Du ja auch und vor allem durch Deine Schwester konfrontiert wirst. Ich habe einen guten Freund, der von Berufs wegen mit Selbstmordprophylaxe und Krisenintervention zu tun hatte. In dem Jahr, als er in Pension ging, verübte sein Sohn im Alter von 29 Jahren Selbstmord. Ohne Vorzeichen, wie sich später herausstellte, im perfekt abgeschotteten Planungstunnel, äußerst effizient. Es scheint mir ein gewisses Risiko zu geben, dass innerhalb von systemischen Bezügen die eigene Selbstmord-Affinität auch durch andere er-lebt (ins Er-Leben gebracht, auch wenn das hier eigenartig klingen mag) werden kann. Das lohnt dann vielleicht nähere Blicke auf die eigene Beziehung zum Suicid...

Alles Liebe,
Jake
 
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Niemand. Allerdings hab ich eine eher schlichte Frage dazu: Woher stammt die Vermutung, dass nach erfolgtem Suicid Ruhe und Frieden einkehrten? Dass das im diesseitigen Leben Ungelöste im Jenseitigen einfach verschwände? Welche Belege gibt es dafür, dass Suicid in irgendeiner Form eine Lösung darstellen könnte?

Seh ich auch so wie Du, Jake.

@sunnygirl: Du sagst, du hättest schon vielen im Internet in Selbstmordangelegenheiten geholfen. Ich lese das so, als wärst Du selbst in hohem Maße auf die Selbstmordthematik bezogen, mit der Du ja auch und vor allem durch Deine Schwester konfrontiert wirst. Ich habe einen guten Freund, der von Berufs wegen mit Selbstmordprophylaxe und Krisenintervention zu tun hatte. In dem Jahr, als er in Pension ging, verübte sein Sohn im Alter von 29 Jahren Selbstmord. Ohne Vorzeichen, wie sich später herausstellte, im perfekt abgeschotteten Planungstunnel, äußerst effizient. Es scheint mir ein gewisses Risiko zu geben, dass innerhalb von systemischen Bezügen die eigene Selbstmord-Affinität auch durch andere er-lebt (ins Er-Leben gebracht, auch wenn das hier eigenartig klingen mag) werden kann. Das lohnt dann vielleicht nähere Blicke auf die eigene Beziehung zum Suicid...

Alles Liebe,
Jake

Dass ich im Internet immer wieder Selbstmordgefährdeten begegne, heisst nicht, dass ich danach fahnde, eher im Gegenteil, es gibt nur so viele davon, sodass ich nicht darum herumkomme.

Gerade erst hab ich wohl jemanden "verloren", so mein Eindruck, obwohl ich auch ihn für das Leben gewinnen wollte. Er meldet sich nicht mehr, auch nicht in seinem eigenen Forum, er ist spurlos verschwunden.

Es ist sogar eher so, dass ich dieses Thema nicht weiter vertiefen will, weil es auch an meinen Wunden rührt. Nur wenn Menschen sich an mich wenden oder in Foren über ihre Selbstmordgedanken reden, dann helfe ich, so weit es geht. Nicht nur ich, auch andere.

Nur in Esoterik-Foren wird dem Selbstmord (und Schwerwiegenderem) eine Sinngebung verliehen, die ihm meiner Meinung nach nicht zukommt. In anderen Foren kämpfen alle darum, den Suizidgefährdeten zu retten und da begegne ich auch vielen Frauen, welche wie ich das Kind der Schwester übernommen haben, weil diese nicht klarkamen. Nur in Esoterik-Foren werden solche Dinge hinterfragt und auf eine für mich merkwürdige Weise verdreht. Für mich ein klares Zeichen, dass Esoterik bzw. der Religionsüberbau dahinter irgendwie auch weltfremd machen kann, soll jetzt aber keine Kritik sein, denke ich nur so für mich.
 
Niemand. Allerdings hab ich eine eher schlichte Frage dazu: Woher stammt die Vermutung, dass nach erfolgtem Suicid Ruhe und Frieden einkehrten? Dass das im diesseitigen Leben Ungelöste im Jenseitigen einfach verschwände? Welche Belege gibt es dafür, dass Suicid in irgendeiner Form eine Lösung darstellen könnte?

Guten Morgen, Jake,

natürlich gibt es keine Belege, ich kann mir jedoch nicht vorstellen, daß es im Jenseits genauso weitergeht. Es wird diese Rückschau geben, wo man sieht, was man getan und nicht getan hat, wo man vielleicht unter Reue erkennt, daß man "falsch" gehandelt hat. Das Ungelöste wird nicht verschwinden, doch die Seele erkennt aus einer anderen Sicht, was es war und wie es gelöst werden hätte können.
Und hat eine Pause, nur um dann doch wieder in's Leben zurückzukehren und es noch einmal zu versuchen und ist dem dann besser gewachsen?
Ich weiß es nicht, aber wenn ich an das Jenseits denke, spüre ich Ruhe und Frieden.
Und für den, der es tut, wird es wohl in dem Moment die einzige Lösung gewesen sein, denn aus Leichtfertigkeit tut es wohl niemand.

liebe Grüsse, Alana
 
Nur in Esoterik-Foren wird dem Selbstmord (und Schwerwiegenderem) eine Sinngebung verliehen, die ihm meiner Meinung nach nicht zukommt. In anderen Foren kämpfen alle darum, den Suizidgefährdeten zu retten und da begegne ich auch vielen Frauen, welche wie ich das Kind der Schwester übernommen haben, weil diese nicht klarkamen. Für mich ein klares Zeichen, dass Esoterik irgendwie auch weltfremd machen kann, soll jetzt aber keine Kritik sein, denke ich nur so für mich.

Guten Morgen auch dir , Sunny,

findest du es so abwegig, wenn man davon ausgeht, daß alles im Leben einen Sinn hat? Ist das nicht besser, als von einer Sinnlosigkeit auszugehen?
Zu sagen , Selbstmord hätte keinen Sinn ist doch eigentlich wieder eine Bewertung des Tun's eines anderen, der in dem Moment keine Wahl mehr für sich sehen konnte. Ein sinnloser Tod - ist das so? Weißt du das so genau?
Und auch hier konnte ich von niemandem lesen, daß er/sie geschrieben hätte, laß sie doch alle und kümmere dich nicht.

liebe Grüsse, Alana
 
Guten Morgen auch dir , Sunny,

findest du es so abwegig, wenn man davon ausgeht, daß alles im Leben einen Sinn hat? Ist das nicht besser, als von einer Sinnlosigkeit auszugehen?
Zu sagen , Selbstmord hätte keinen Sinn ist doch eigentlich wieder eine Bewertung des Tun's eines anderen, der in dem Moment keine Wahl mehr für sich sehen konnte. Ein sinnloser Tod - ist das so? Weißt du das so genau?
Und auch hier konnte ich von niemandem lesen, daß er/sie geschrieben hätte, laß sie doch alle und kümmere dich nicht.

liebe Grüsse, Alana

Hi Alana

Ich hab schon anderes in Esoterik-Foren gelesen und kenne den esoterischen Hintergrund dieser Gedankengänge ganz genau. Ich selbst sehe es nunmal anders.

Der Tod ist nie sinnlos, aber die Sinngebung kann ganz verschieden ausfallen. Wer sagt, dass alles immer einen grossartigen Sinn haben muss? Diese unbedingte Sinngebung führt dazu, auch dem Kindsmissbrauch und dem Mord einen übergeordneten Sinn zu verleihen, den Mörder in einer Rolle zu sehen, die das Opfer ihm sogar einst vor der Geburt zugedacht hat, eine Rolle, welche der arme Mörder freiwillig und schweren Herzens übernommen hat etc.

Doch das alles ist für mich religiöser spekulativer Überbau, wofür es keine Beweise gibt, nicht einmal für mich in meiner Hellwahrnehmung.

Und wenn es so wäre, würde ich trotzdem sehr vorsichtig mit dieser Thematik umgehen, weil es eben auch ganz falsch verstanden werden kann, als Entschuldigung für den Täter.
 
Hi Alana

Ich hab schon anderes in Esoterik-Foren gelesen und kenne den esoterischen Hintergrund dieser Gedankengänge ganz genau. Ich selbst sehe es nunmal anders.

Der Tod ist nie sinnlos, aber die Sinngebung kann ganz verschieden ausfallen. Wer sagt, dass alles immer einen grossartigen Sinn haben muss? Diese unbedingte Sinngebung führt dazu, auch dem Kindsmissbrauch und dem Mord einen übergeordneten Sinn zu verleihen, den Mörder in einer Rolle zu sehen, die das Opfer ihm sogar einst vor der Geburt zugedacht hat, eine Rolle, welche der arme Mörder freiwillig und schweren Herzens übernommen hat etc..

Diese Verquickung von Selbstmord, Mord und Mißbrauch gefällt mir nicht und verwischt die Grenzen. Das eine mit dem anderen zu vergleichen find ich nicht gut, gerade nicht hier. Denn du unterstellst jedem, der da nicht deiner Meinung ist, daß er das alles gut findet und richtig - was jedoch nicht so ist, besondes dann nicht, wenn man selbst Opfer war vom einen oder anderen. Ich denke wirklich, man sollte diese anderen Themen hier raushalten.

Doch das alles ist für mich religiöser spekulativer Überbau, wofür es keine Beweise gibt, nicht einmal für mich in meiner Hellwahrnehmung..

Auch die Hellwahrnehmung läßt so viel zu, wie sie eben wahrnehmen kann - nicht alles - es ist DEINE Wahrnehmung und kann nicht zum allgemein Gültigen erhoben werden. Und ist doch immer auch geprägt von unserem Bewußtsein.

Und wenn es so wäre, würde ich trotzdem sehr vorsichtig mit dieser Thematik umgehen, weil es eben auch ganz falsch verstanden werden kann, als Entschuldigung für den Täter.

Ja, und genau aus diesem Grund gehört das auch nicht hier mit herein.
 
Man sollte meinen, ein Kind wäre ein Grund, es nicht zu tun - und doch geschieht auch das öfters, daß die Kinder mitgenommen werden und selbst das, so grausam und schlimm das ist, sollte von uns nicht bewertet werden. Wer sagt uns denn, was vielleicht auf einer anderen Ebene stattfindet?

Hi Alana

Du selbst nimmst Bezug auf diesen esoterischen Glaubenshintergrund, indem Du davon ausgehst, dass sogar ein erweiterter Selbstmord (=Mord an den mitgenommenen Kindern) auf einer anderen Ebene einen Sinn haben könnte. Genau das meine ich.

Dass etwas keinen Sinn hat oder nicht immer einen guten haben muss, wär doch auch möglich und bedeutet noch lange nicht, dass ich den Selbstmörder in irgendeiner Weise verurteile oder dessen Tod als sinnlos betrachte. Ich gebe nur seiner Tat keinen Sinn, seinem Leben und dem, was danach kommt, durchaus.

Aber wie schon erwähnt verlassen wir hiermit die psychologische Ebene und kommen in den religiösen Bereich, wo nunmal jeder eine andere Wahrnehmung dazu hat. Darüber lässt sich schwer diskutieren. Also lassen wir es.
 
Hi Alana

Du selbst nimmst Bezug auf diesen esoterischen Glaubenshintergrund, indem Du davon ausgehst, dass sogar ein erweiterter Selbstmord (=Mord an den mitgenommenen Kindern) auf einer anderen Ebene einen Sinn haben könnte. Genau das meine ich.

Dass etwas keinen Sinn hat oder nicht immer einen guten haben muss, wär doch auch möglich und bedeutet noch lange nicht, dass ich den Selbstmörder in irgendeiner Weise verurteile oder dessen Tod als sinnlos betrachte. Ich gebe nur seiner Tat keinen Sinn, seinem Leben und dem, was danach kommt, durchaus.

Aber wie schon erwähnt verlassen wir hiermit die psychologische Ebene und kommen in den religiösen Bereich, wo nunmal jeder eine andere Wahrnehmung dazu hat. Darüber lässt sich schwer diskutieren. Also lassen wir es.

Die Betonung war " Bewertung" und "Verurteilung" - davor sollte man sich hüten, solange man nicht in den Schuhen des anderen gesteckt hat. Es ging nicht darum, ob ich etwas für Gut oder Schlecht befinde. Meinst du denn, der Sinn ist nur da, wenn wir ihn sehen können mit unseren begrenzten menschlichen Möglichkeiten?
Die Tat hat ihren Sinn, indem sie erfolgt - für jeden der beteiligt ist, denn er muß sich damit auseinandersetzen. Ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht, ob wie es gut finden oder nicht. Es ist geschehen.
 
Die Betonung war " Bewertung" und "Verurteilung" - davor sollte man sich hüten, solange man nicht in den Schuhen des anderen gesteckt hat. Es ging nicht darum, ob ich etwas für Gut oder Schlecht befinde. Meinst du denn, der Sinn ist nur da, wenn wir ihn sehen können mit unseren begrenzten menschlichen Möglichkeiten?
Die Tat hat ihren Sinn, indem sie erfolgt - für jeden der beteiligt ist, denn er muß sich damit auseinandersetzen. Ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht, ob wie es gut finden oder nicht. Es ist geschehen.

Ja, die Tat hat ihren psychologisch motivierten Hintergrund, aber der Sinn muss nicht unbedingt positiv sein. Dies einzuräumen bedeutet noch lange kein Verurteilen des Suizids.

Ich würde sogar behaupten, dass die Ablehnung dieser negativen Sinngebung bzw. Sinnlosigkeitsmöglichkeit ein Werturteil bedeutet. Warum sollte ich kein Recht haben, den Selbstmord an sich als sinnlos zu betrachten? Muss alles einen Sinn zugedacht erhalten, um als wertfrei zu gelten?
 
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Woher stammt die Vermutung, dass nach erfolgtem Suicid Ruhe und Frieden einkehrten? Dass das im diesseitigen Leben Ungelöste im Jenseitigen einfach verschwände? Welche Belege gibt es dafür, dass Suicid in irgendeiner Form eine Lösung darstellen könnte?
Lieber Jake,

1. Das ist für mich ein zentraler Ansatzpunkte im Kontakt mit Selbsttötungsgefährdeten. "Ich verstehe Deinen Wunsch nach Ruhe und Frieden. Wieso glaubst Du, dass es Dir nach dem Tod besser geht - dass Du dort Ruhe und Frieden finden wirst ?"

2. Grundsätzlich stellt sich bei uns zeitgeschichtlich das Thema anders rum. Gerade in der christlichen Kultur wurde Selbsttötung ohne Einschränkung als etwas ganz Böses und Schlechtes dargestellt. Als DAS menschliche Scheitern schlechthin. Das ging soweit (das ist Dir ohnehin bekannt), dass das kirchliche Begräbnis verweigert wurde und die Leichen ausserhalb des Friedhofs verscharrt wurden. Selbsttötung wurde insoferne als moralisch sogar noch unter dem Mord eingestuft. Ein Mörder (wenn er anschließend gebeichtet hatte) wurde sehr wohl kirchlich begraben. Insoferne finde ich es sehr wohl legitim, auch Menschen, die sich selbst getötet haben, die Möglichkeit offen zu lassen, dass sie keine gescheiterten Versager sind - dass sie auf ihre Art das Leben gemeistert haben können und dass es ihnen auch gut gehen kann.

3. Durch Aufstellungsarbeit können sich da schon Belege ergeben. Wenn Familienmitglieder nach einem Selbstmord darunter leiden, versagt zu haben, kann man schon schauen, wie es dem Betroffenen geht. Und dann kann es auch sein, dass sich das Bild zeigt : Ihm geht es gut. Es befremdet ihn, wenn die Hinterbliebenen seinen Tod als Katastrophe sehen und damit nicht fertig werden. Sein Wunsch, dass seine Entscheidung respektiert wird.

Für mich ist ein wichtiger Hinweis, wie das Gesicht eines Toten aussieht. Und in einem Fall habe ich mitbekommen, dass es gelöst und frei war.

Grundsätzlich ist hier eine enorme Heuchelei und Scheinheiligkeit in der Gesellschaft festzustellen. Einerseits werden mit größter Selbstverständlichkeit Existenzen ruiniert und Menschen in die Verzweiflung und ins Out getrieben. (zB. wenn sie arbeitslos werden und die Kredite für das neu gebaute Haus nicht mehr zahlen können.) Und wenn dann aus der Verzweiflung ein erweiterter Familien-Selbstmord entsteht, dann machen alle große Augen und sagen : Wer konnte das vorhersehen ?

LG, Reinhard
 
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