Selbstmord

Lieber Reinhard,

danke für deine Antwort. Ja, es ist tatsächlich ein "Schmarrn" mit meinem Schützling. Eben weil er noch ein Kind ist, und hier die Gedanken betreffend
Alternativen und der Zugang über den Verstand usw. einfach nicht anwendbar sind (wie Sunny das bei ihrer Schwester beschreibt) (liebe Sunny, du musst ein sehr starker Mensch sein, um dich so effizient einzubringen - dafür meine ganze Hochachtung).

Ja, therapeutische Hilfe ist unerlässlich und ist seit Kurzem im Gange. Aber es ist ein langwieriger Prozess, Termine (von der Jugendwohlfahrt gestützt) nur
alle zwei Wochen. Die Tage dazwischen sind für die Familie eine nervliche Achterbahnfahrt. Leben mit einem berechnenden kleinen Tyrannen (???) oder mit einem Kind, das tatsächlich verzweifelt ist (???). Ich weiß es nicht.

Du hast Jirina Prekop erwähnt. Ihre Festhaltetherapie wurde auch bei dem
Jungen schon angewandt, leider ohne Erfolg.


von Alana
ich selbst kann es einfach gut nachvollziehen, warum manchmal Selbsttötung gewählt wird, einfach weil es für den betreffenden nicht mehr möglich ist, weiterzuleben. Weil gerade niemand da ist, der es bemerkt, oder der einem helfen könnte.

Ja, ich kann das auch sehr gut nachvollziehen. Die Mutter meines Ex-Mannes hat sich auf spektakuläre und schlimme Art das Leben genommen. Sie war tief verzweifelt und es war keiner da, der es bemerkt hat.
Mein Mann hatte immense Schuldgefühle, auch diese sind, ganz nüchtern
betrachtet, sehr verständlich, denn die Situation hätte tatsächlich ganz anders sein können.
Er hat dann den ganzen Themen- und Gefühlsbereich verdrängt, scheinbar erfolgreich, aber ich glaube nicht, dass das auf Dauer funktionieren kann.

Ich denke, es steht keinem von uns zu, irgendeine Wertung vorzunehmen, das ist ein absoluter Graubereich der Psyche und jenseits unserer Vorstellungskraft.
Man kann (sollte) jeden Suizid als Aufforderung sehen, mit offenen Augen und wachsamem Herzen durch's Leben zu gehen.

LG
Daisy
 
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Hi Alana

Danke, ist lieb von Dir, gilt aber auch Dir und dem, was Du mitgemacht hast.

Meine Einstellung kommt jedoch daher, dass ich tatsächlich schon vielen Menschen erfolgreich den Selbstmord ausreden konnte. Das beweist, es lohnt sich, den anderen nicht aufzugeben. Damit entscheide ich auch nichts, sondern gebe dem anderen nur die Gelegenheit, sich noch zu besinnen. Wenn ich jedoch nicht helfe, entscheide ich, dass der andere fällig ist für den Suizid. Dieses Urteil steht jedoch niemandem zu.



Ja, Sunnygirl, das sieht ja glaube ich zumindest, jeder hier genauso! Ich denke, daß da wirklich ein Mißverständnis aufgekommen ist.
Wenn man es bemerkt, sollte man natürlich versuchen, auf alle erdenkliche Art zu helfen - dazu bemerkt man es ja wahrscheinlich.
Ich finde es auch sehr schön, daß du so vielen Menschen schon helfen konntest!
In diesem Sinne

Alana
 
Das mit dem erweiterten Selbstmord liegt für mich nahe, weil meine Schwester daran dachte, bei jedem ihrer beiden Kinder.
Ach Gott - kann es sein, dass Du befürchtest mitschuldig zu sein, wenn Deine Schwester sich mit ihren Kindern töten würde ? "Hätte ich sie damals nicht am Selbstmord gehindert, würden wenigstens ihre Kinder noch leben ?"

BITTE tu was, um mit dem latenten Todes- /Tötungsthema in Deiner Familie ins Reine zu kommen (eventuell auch, um es zu bereinigen - wenn das in Deinen Möglichkeiten steht.)

LG, Reinhard
 
Ja, ich kann das auch sehr gut nachvollziehen. Die Mutter meines Ex-Mannes hat sich auf spektakuläre und schlimme Art das Leben genommen. Sie war tief verzweifelt und es war keiner da, der es bemerkt hat.
Mein Mann hatte immense Schuldgefühle, auch diese sind, ganz nüchtern
betrachtet, sehr verständlich, denn die Situation hätte tatsächlich ganz anders sein können.
Er hat dann den ganzen Themen- und Gefühlsbereich verdrängt, scheinbar erfolgreich, aber ich glaube nicht, dass das auf Dauer funktionieren kann.

Ich denke, es steht keinem von uns zu, irgendeine Wertung vorzunehmen, das ist ein absoluter Graubereich der Psyche und jenseits unserer Vorstellungskraft.
Man kann (sollte) jeden Suizid als Aufforderung sehen, mit offenen Augen und wachsamem Herzen durch's Leben zu gehen.

LG
Daisy

Die Schuldgefühle deines Mannes zeigen eigentlich, daß er die Entscheidung seiner Mutter nicht achtet und respektiert - wenn er das tun würde, wären da auch keine Schuldgefühle. Ich persönlich halte es für sehr wichtig, solche Entscheidungen eines Menschen zu respektieren, denn sie hat es eben so für sich entschieden.

liebe Grüsse, Alana
 
Ach Gott - kann es sein, dass Du befürchtest mitschuldig zu sein, wenn Deine Schwester sich mit ihren Kindern töten würde ? "Hätte ich sie damals nicht am Selbstmord gehindert, würden wenigstens ihre Kinder noch leben ?"

BITTE tu was, um mit dem latenten Todes- /Tötungsthema in Deiner Familie ins Reine zu kommen (eventuell auch, um es zu bereinigen - wenn das in Deinen Möglichkeiten steht.)

LG, Reinhard

Hallo Reinhard

Das erste Kind hab ich übernommen, beim zweiten Kind (im 6.Monat) konnte ich den erweiterten Selbstmord bzw. die verspätete Abtreibung durch einen "Unfall" verhindern, indem ich meiner Schwester das Baby beschrieb (ich träumte es voraus wie schon das erste Kind), damit sie es nicht mehr ablehnt, sondern zu lieben beginnt. Ausserdem beschrieb ich ihr alle schönen Seiten der Mutterschaft, was sie daran gewinnt, wie süss das Baby ist etc.

Sie wird nichts anstellen, sonst hätte ich es vorausgeträumt oder in einer Vision gesehen.
 
Sie wird nichts anstellen, sonst hätte ich es vorausgeträumt oder in einer Vision gesehen.
Liebe Sunny,

Hast Du eigentlich auch ein eigenes Leben - oder erlebst Du Deine Hauptaufgabe darin, anderen zu helfen und sie im Leben zu halten ?

Dass Du es so schwer erträgst, wenn andere sagen, dass Selbsttötung manchmal auch unvermeidbar sein kann, das verstehe ich jetzt.

Innerlich musst Du ja dauernd in Alarmbereitschaft sein. Niemand ist vollkommen und kann sicher sein, es IMMER zu spüren, wenn Gefahr droht.

LG, Reinhard

PS.: Was wäre, wenn Deine Schwester gesund würde ? Hättest Du dann noch einen Lebensinhalt ?
 
Liebe Sunny,

Hast Du eigentlich auch ein eigenes Leben - oder erlebst Du Deine Hauptaufgabe darin, anderen zu helfen und sie im Leben zu halten ?

Dass Du es so schwer erträgst, wenn andere sagen, dass Selbsttötung manchmal auch unvermeidbar sein kann, das verstehe ich jetzt.

Innerlich musst Du ja dauernd in Alarmbereitschaft sein. Niemand ist vollkommen und kann sicher sein, es IMMER zu spüren, wenn Gefahr droht.

LG, Reinhard

Hallo Reinhard

Das ist eine berechtigte Frage. Das zweite erwartete Kind werd ich deshalb auch nicht übernehmen (können). Aber immerhin konnte ich es vor einem "Unfall" retten, so wie damals ihr erstes Kind vor dem gewaltsamen "Schütteln". Mittlerweile hat sie hoffentlich dazugelernt. Ausserdem hütet diesmal der Vater das Kind.

Ich muss in der Zwischenzeit meine eigene Existenz sichern und dann braucht mich ja noch ihr erstes Kind - mein bald 13-jähriger Neffe - er ist mein geistiges Kind, wie meine Schwester es liebevoll ausdrückt.

Mein Einsatz hat sich gelohnt: Mein Neffe hat sich zu einem wundervollen Jungen entwickelt, der es verdient, dass ich für ihn sorge, seine eindeutige tiefe Liebe ist Belohnung genug. Er war nie eine Belastung, nur meine Schwester.

Jetzt leben wir in einem harmonischen Haushalt - meine Ma, mein Neffe und ich - ohne meine Schwester - kein Jähzorn, alles ruhig und stets liebevoll und herzlich, wir sind einander unglaublich wesensverwandt.
 
Das erste Kind hab ich übernommen

Jetzt leben wir in einem harmonischen Haushalt - meine Ma, mein Neffe und ich - ohne meine Schwester


Hallo Sunny,

ist das nicht eine enorme Belastung für deine Schwester, vom eigenen Kind getrennt zu sein?
Bei aller Dankbarkeit, die sie für dich sicherlich empfindet, aber vermittelt ihr die jetzige Situation nicht auch gleichzeitig ein Gefühl des Versagens, des Ausgegrenztseins?
 
Alana
Die Schuldgefühle deines Mannes zeigen eigentlich, daß er die Entscheidung seiner Mutter nicht achtet und respektiert - wenn er das tun würde, wären da auch keine Schuldgefühle. Ich persönlich halte es für sehr wichtig, solche Entscheidungen eines Menschen zu respektieren, denn sie hat es eben so für sich entschieden.

Das sehe ich ein bisschen anders. Ich denke, auch das Respektieren der Entscheidung muss nicht zwangsläufig die Schuldgefühle ausschließen. Vorallem wenn nachträglich (!) erkannt wird, dass die Situation tatsächlich verhindert hätte werden können.

LG
Daisy
 
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Hallo Sunny,

ist das nicht eine enorme Belastung für deine Schwester, vom eigenen Kind getrennt zu sein?
Bei aller Dankbarkeit, die sie für dich sicherlich empfindet, aber vermittelt ihr die jetzige Situation nicht auch gleichzeitig ein Gefühl des Versagens, des Ausgegrenztseins?

Hi Alana

Ja, klar, ist nicht einfach für meine Schwester, aber es wäre für meinen Neffen eine noch grössere Belastung, bei ihr zu leben. Sie würde ihn so wie mich gefühlsmässig ausnutzen und er hätte keine Kraft und Zeit mehr, sein Gymnasium durchzuziehen, wozu er auch meine Hilfe braucht und schon deshalb bei mir bleibt. Die Zukunft meines Neffen ist wichtiger als meine Schwester.

Doch bin ich die Erste, welche will, dass meine Schwester auch etwas von ihrem Sohn hat, deshalb schau ich immer, dass der Junge nach der Schule regelmässig bei ihr zu Abend isst und erst danach zu uns nach Hause kommt oder dann kommt sie zu uns.

Das rechne ich ihr hoch an, dass sie mit dieser Regelung einverstanden ist.
 
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