Liebe
@Scarabeus !
Warum ich nur von meinen Gefühlen schreibe? Damit niemand Rückschlüsse zu seiner Person ziehen. Anders als bei mir, steht eine Existenz auf dem Spiel. Er schaut nicht mehr weg. Schon lange nicht mehr. Wir grüßen uns, reden…
Ich darf über mich und das was ich fühle schreiben. Über ihn, ist jeder schriftliche Hinweis eine Gefährdung.
Aber: feige ist er. Ja. Er steht nicht dazu, was da ist. Während unserer Freundschaft nicht und jetzt auch nicht. Und ich vermute da noch einiges anderes, was mir möglicherweise nicht gefallen würde. Ich bekomme die Gespräche nicht mit.
Weich ist er auch. Da er lieber da steht und mich mit offenem Mund anschaut, als dazu zu stehen.
Oh ja, das schätzt du komplett richtig ein. Und ich weiß es auch.
Aber bei einem hast du unrecht. Er wird von mir auf keinen Thron gestellt. Ganz im Gegenteil. Hätte ich das gemacht, wäre es nie zu unseren Streitigkeiten gekommen. Dann hätte ich mich nie kritisch geäußert und ihm nicht die Hölle heiß gemacht. Ganz im Gegenteil. Er hat (und wird) von mir keine Beschönigungen hören. Wenn er sich wie ein Idiot benimmt (und das hat er), dann kriegt er das auch von mir zu hören. Hat er auch schon. Ich habe da kein Blatt vor den Mund genommen. Wenn er ein Idiot ist, ist er einer.
Was du liest, sind meine Gefühle. Und die sind nun mal so, wie sie sind.
Ich schreibe Prosa. Lyrik… Wie auch immer.
Und ich kann keine harten Beschimpfungen schreiben. Genauso wenig, wie Dali im Glück malen konnte.
Er ist für mich keine Flucht aus dem Alltag. Dann hätte ich mir einen Posterboy gesucht und nicht Jemanden, den ich jeden Tag sehe. Morgens, Mittags, Abends. Oder ich hätte mir einen von den Typen genommen, die mir ihre Nummer zuschieben. Aber sie interessieren mich nicht. Alles oberflächliche Typen, die JETZT nach mir schauen. Jetzt, so getuned, wie ich gerade bin. Er hat mich schon vorher gesehen, als ich ein häßliches Entlein war. Hat mir viel geholfen. Als Freund.
Du darfst das gerne so sehen, wie du möchtest. Mach das. Ich allerdings weiß, wie es in mir aussieht. Niemand weiß das so gut, wie ich es tue. Und zwar trotz seiner Schwächen, die mir deutlich bewusst sind. Oder vielleicht sogar genau deswegen? Weil er so ist, wie er ist. Doch werfe der den ersten Stein, der keine Schwächen hat.
Tja… Das war unser Streitpunkt. Ich habe eine ganze Nacht lang versucht, ihm klar zu machen, dass ich ihn liebe. Wir haben uns da furchtbar aufgewiegelt. Weil er in seiner eigenen Selbstverstümmelung andauernd daran gezweifelt hat. Und damals hatten wir noch einen engen Kontakt. Äußerlich, wie innerlich. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was ich an IHM denn finden würde und hat einen irrsinnigen Aufstand gemacht. „Was willst du mit einem Wrack, wie mir“ hat er geschrieben. Ja, es war total übertrieben. Bis am Ende Beide heulten.
Und warum ich ihn liebe… Das weiß tatsächlich nur ich. Nämlich trotz aller seiner Schwächen. Oder gerade deshalb. Weil er, er ist. Wir kennen uns sehr gut. Richtig gut.
Aber das, ist etwas, dass sich schriftlich nicht erklären lässt. Liebe klingt immer romantisch, wenn sie schriftlich verfasst wird. Das hätte ich ihm physisch zeigen müssen. Wären wir Beide nicht gebunden, wäre ich in jener Streitnacht rüber gegangen und hätte ihm physisch gezeigt, was er mir wert ist. Der Respekt vor anderen Personen, hat es mir aber verboten. Absolut verboten. Denn zum Schluss jeder Diskussion, wenn wir Beide fix und fertig waren, hat er immer durchblicken lassen, was es eigentlich ist.
Romantisch ist das nicht. Nee, es ist traurig. Sehr traurig. Und es ist uns passiert. Manchmal würde ich mir tatsächlich wünschen, es wäre nur ein Traum. Dann könnte ich mir eine superheile Welt konstruieren. Aber scheisse, es ist verdammt hart.
Und da kommst du daher und quasselst was von Flucht aus dem Alltag. Glaub mir, meinen Alltag würde ich mir anders gestalten, wenn ich könnte. Man flüchtet doch in einen schönen Alltag, nicht wahr? Aber verdammt noch mal, das ist NICHT schön.
Nur… Ich mache das Beste daraus, was mir, für mich, möglich ist. Und ehrlich gesagt… Nach all dem ganzen Scheiss um uns und mit ihm herum, bin ich froh, wie es jetzt ist. Ein freundliches. Miteinander. Das konnten wir lange nicht. Weil wir Beide verletzt miteinander waren. Da ist verdammt viel vorgefallen. Nicht im Traum. Sondern im real greifbaren. Ich hatte ihn bereits. Als Freund. Als wirklich guten Freund. Jetzt ist das „Außen“ verbaut und nur noch von „Innen“ möglich.
So sehe ich das. So muss es niemand anderes sehen. Und ich stehe auch dazu. Auch wenn ich hier meinen Stempel weg hab.