So, da bin ich wieder...
Was den zweiten Mann betrifft, hatte ich von Anfang an ein sehr vertrautes Gefühl zu ihm. Als ich sein Bild zum erstenmal sah, auf einem Flugblatt, das auf einer größeren politischen Veranstaltung auf den Tischen auslag, war es, als durchfahre mich ein warmer Energiestoß - ein unterbewußtes Wiedererkennen? Und seltsamerweise gewann dieser Herr seit jenem Parteitag Mitte der 90er immer mehr an Bedeutung - "zufällig" liefen wir uns bei politischen Aktivitäten hie und da über den Weg, obwohl unsere Wohnsitze etwa 500 km auseinander lagen. Und als meine Ehe ihrem Ende zuging, tauchte er gelegentlich in meinen Träumen auf... ein Dreivierteljahr nach meiner Trennung hat es dann "gefunkt" zwischen uns beiden - aber zunächst war das eine einmalige Sache, auch weil es mich aus beruflichen Gründen gerade in die geographisch entgegengesetzte Richtung verschlug und wir dann 900 km voneinander getrennt waren. Zu einer "richtigen" Affäre wurde es erst, als ich Mitte 2001 in seine Nähe zog. Es gibt übrigens ein gemeinsames "geistiges Kind" von uns beiden: als er 2000/01 ein Buch schrieb, gab ich seine handgeschriebenen Manuskripte in den Rechner ein, feilte an den Formulierungen und ließ zu einigen Kapiteln auch eigene Gedanken mit einfließen. Auch, wenn ich nicht offiziell als Co-Autorin in dem Buch genannt werde, so ist es doch unser gemeinsames "Kind" - ein heimliches, wie auch unsere Affäre stets vor der Außenwelt geheimgehalten wurde. Obwohl wir einander sehr vertraut fühlten, blieb unsrere Verbindung immer ein Geheimnis...
Was die Rationalität angeht, stimmt auch - manchmal hab ich mir, trotz aller Verbundenheitsgefühle, gewünscht, er wäre ein wenig großzügiger und romantisch-verspielter (was ja eigentlich zu einer Waage AC Löwe passen würde), aber in manchen Dingen konnte er "schrecklich vernünftig" sein und eher spartanisch in der Einstellung (ob daran auch sein Steinbock-Mond "schuld" ist?).
Zum Vaterthema: ja, das war in der Tat eines meiner großen Lebensthemen. Ich bin seit meinem 1. Lebensjahr - also fast von Anfang an - mit einem Stiefvater aufgewachsen, zu dem ich seelisch nicht den besten Draht hatte. Nicht, daß er mich gegenüber meinen Schwestern, die seine leiblichen Kinder waren, benachteiligt hätte, aber ich empfand ihn als streng und jähzornig und wir waren us irgendwie wesensfremd (obwohl er ein Schütze war, mit dem ich mich vom Sonnenzeichen her eigentlich gut hätte verstehen müssen). Er war ein sportlicher und handwerklicher Mensch, und ich verträumt, musikbegeistert und schon früh aufs Lesen versessen - damit konnte er gar nichts anfangen. Möglicherweise habe ich unterbewußt immer meinen leiblichen Vater gesucht, aber den Kontakt zu diesem habe ich erst vor vier Jahren aufgenommen, zwei oder drei Jahre nachdem mein Stiefvater gestorben war.
Mein leiblicher Vater hatte mir folgende Geschichte erzählt: als ich zwei oder drei Jahre alt war, ist er meiner Mutter und mir in der Stadt begegnet, und wir sind gemeinsam in eine Eisdiele gegangen. Ich soll damals sofort zu ihm
hingekrabbelt sein und ihm wie ein Kätzchen um die Beine gestrichen sein - habe ich intuitiv gespürt, daß dieser "Onkel" mein richtiger Vater ist?
Mittlerweile lebt mein Vater nicht mehr in Deutschland, und das Kapitel ist für mich aufgearbeitet - aber es war sehr wichtig, daß ich den Kontakt zu ihm noch gefunden habe, bevor er in Rente ging und sich mit seiner ausländischen Ehefrau aus D verabschiedete.
Zu der Zeit, als ich den Kontakt zu meinem Vater aufgenommen hatte, begann sich langsam das Band zwischen mir und (2) zu lösen - es war wohl das Ende meines Hanges zu älteren Herren... zwei Jahre später lernte ich (3) kennen, der ja wie gesagt gleichaltrig ist, und ich muß sagen, daß es mich heute nicht mehr zu wesentlich älteren Männern zieht - nee, die wollen nur an mir rumerziehen, und daß ich mich deren Gepflogenheiten anpasse...
Mittlerweile hat es mich wie ein Sog in eine Szene gezogen, in der ich eher mit Jüngeren zusammenkomme und in der Leute meines Alters schon zu den "Urgesteinen" gehören - und ich fühle mich wohl dabei. Ich höre wieder "meine" Musik (bzw. das, was an die Musik, die ich in den 70ern und 80ern mochte, anknüpft), und treibe mich auf Neofolk- und Gothicspektakeln herum, da lasse ich mich doch nicht mehr mit einem Mann ein, der fast mein Papa sein könnte und dem das alles fremd ist... der mich womöglich wieder in Tanzcafés entführt, in denen Schnulzen gespielt werden und man nur paarweise tanzt
Übrigens ist mein leiblicher Vater ein Mensch, der sehr aufmerksam auf die Stimme anderer Menschen reagiert - ich glaube, da habe ich etwas von ihm geerbt, nicht nur, was meinen früheren Wunsch, Sängerin zu werden, betrifft ...
So, das war's erst mal von mir... hast in vielen Dingen, von denen ich Dir nichts verraten hatte, ins Schwarze getroffen.
Grüße
Sunna