Schweizer Abstimmungsdesaster

Zählen wir mal die negativen Folgen auf, die innerhalb weniger Tage bereits eingetreten sind:

1. Verhandlungen mit der Schweiz über das paneuropäische Forschungsprogramm Horizon2020 wurden auf's Eis gelegt.
2. Der studentische Erasmus-Austausch wurde erstmal sistiert. Davon betroffen sind einige Tausend Studenten pro Jahr.
3. Die europäisch-schweizerische Zusammenarbeit in der Filmförderung ist in Gefahr.
4. Unmittelbar nach dem Entscheid unterbrach die EU weitere Verhandlungen über wichtige Energiefragen mit der Schweiz. (Was hier der aktuelle Stand ist, weiss ich nicht.)

Vielleicht meinen einige Leute: "Das wird schon wieder." Alleine schon die Unsicherheit, ob die Schweiz nun beispielsweise am Horizon 2020 teilnehmen will, ist derzeit ein grosses Problem für unzählige Forscher, die in diesen Tagen damit beschäftigt sind, entsprechende Forschungsproposals auszuarbeiten.
 
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fckw schrieb:
1. Verhandlungen mit der Schweiz über das paneuropäische Forschungsprogramm Horizon2020 wurden auf's Eis gelegt.
2. Der studentische Erasmus-Austausch wurde erstmal sistiert. Davon betroffen sind einige Tausend Studenten pro Jahr.
3. Die europäisch-schweizerische Zusammenarbeit in der Filmförderung ist in Gefahr.
4. Unmittelbar nach dem Entscheid unterbrach die EU weitere Verhandlungen über wichtige Energiefragen mit der Schweiz. (Was hier der aktuelle Stand ist, weiss ich nicht.)

Auf die Gefahr hin, dass ich mit meiner Meinung völlig allein da steh...

Das Problem ist für mich nicht die Schweiz mit ihrer Abstimmung, sondern die EU. Die Schweiz hat ein Abkommen mit Kroatien gestoppt, um neu zu verhandeln. Die EU hat nichts besseres zu tun, als "Gleiches mit Gleichem zu vergelten" und dazu auch noch vielfach zu multiplizieren. Es kann mir niemand erzählen, die EU hätte von der direkten Demokratie in der Schweiz nichts gewusst. Möglich, dass bei den entsprechenden Verhandlungen niemand daran gedacht hat, es könnte mal eine Abstimmung geben, die anders ausgeht als gewünscht. Aber unter Gemeinschaft stelle ich mir was anderes vor, sorry. Nämlich neben allen Regeln und Verträgen auch Möglichkeiten offen zu lassen, die dem Land bzw. der Bevölkerung eine gewisse Autonomie einräumt. Die EU hat viel zu viele Kompetenzen an sich gerissen, die einzelnen Staaten verlieren immer mehr an Autonomie, an Souveränität. Diktatur á la EU, einem angeblichen Friedensprojekt.

Die EU täte gut daran, bei aller Gemeinsamkeit auch die Individualität der einzelnen Staaten und deren Bevölkerung mit ihren Bedürfnissen zu respektieren und bei diversen Verträgen entsprechend zu berücksichtigen.

LP
 
Das Problem ist für mich nicht die Schweiz mit ihrer Abstimmung, sondern die EU.
Vielleicht stimmt das sogar. Bloss - was bringt's den Schweizern, wenn sie "im Grunde Recht haben"? So manche Schweizer täten gut daran, zu begreifen, dass sie nicht im Zentrum der Welt stehen. Dass die Welt sie nicht um ihre Meinung gefragt hat, sondern sich einfach weiter dreht - mit oder ohne Schweizer. Die EU wird nicht auf die Schweizer warten und sie höflichst um ihre gnädige Meinung bitten. Warum sollte sie auch? Wäre ich ein EU-Funktionär, so würde ich genau dies tun: Sämtliche Verhandlungen mit der Schweiz erst mal auf Eis legen, die Arme verschränken, mich zurücklehnen und abwarten, welche konkreten Vorschläge aus der Schweiz kommen. Die EU ist nicht im Zugzwang, die Schweiz schon.

Die EU kann - und wird - mit der Schweiz umgehen, wie Eltern mit einem trotzigen Kind. Einfach weil die EU sich das leisten kann, und die Schweiz sich das nicht leisten kann. Da hilft es überhaupt nichts, darauf zu beharren, wer nun "im Recht" ist und wer nicht, oder woran man "gut täte" oder nicht.
 
fckw schrieb:
Vielleicht stimmt das sogar. Bloss - was bringt's den Schweizern, wenn sie "im Grunde Recht haben"? So manche Schweizer täten gut daran, zu begreifen, dass sie nicht im Zentrum der Welt stehen. Dass die Welt sie nicht um ihre Meinung gefragt hat, sondern sich einfach weiter dreht - mit oder ohne Schweizer. Die EU wird nicht auf die Schweizer warten und sie höflichst um ihre gnädige Meinung bitten. Warum sollte sie auch? Wäre ich ein EU-Funktionär, so würde ich genau dies tun: Sämtliche Verhandlungen mit der Schweiz erst mal auf Eis legen, die Arme verschränken, mich zurücklehnen und abwarten, welche konkreten Vorschläge aus der Schweiz kommen. Die EU ist nicht im Zugzwang, die Schweiz schon.

Die EU kann - und wird - mit der Schweiz umgehen, wie Eltern mit einem trotzigen Kind. Einfach weil die EU sich das leisten kann, und die Schweiz sich das nicht leisten kann. Da hilft es überhaupt nichts, darauf zu beharren, wer nun "im Recht" ist und wer nicht, oder woran man "gut täte" oder nicht.

Die Schweiz soll einfach nur klein beigeben, dann ist alles in Ordnung - für die EU. Merkst du was?
Für mich könnte die Schweiz ebenso Vorbildfunktion haben, wie Island. DIE brauchten keine EU, die haben ihre Finanzkrise alleine geregelt. EU-Wahlen stehen an, es ist an der Zeit, dass die Menschen endlich aufstehen und ihre innerste Überzeugung, ihre Bedürfnisse, ihre Ängste kommunizieren. Authentizität ist gefragt.

LP
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Schweiz soll einfach nur klein beigeben, dann ist alles in Ordnung - für die EU. Merkst du was?
Für mich könnte die Schweiz ebenso Vorbildfunktion haben, wie Island. DIE brauchten keine EU, die haben ihre Finanzkrise alleine geregelt. EU-Wahlen stehen an, es ist an der Zeit, dass die Menschen endlich aufstehen und ihre innerste Überzeugung, ihre Bedürfnisse, ihre Ängste kommunizieren. Authentizität ist gefragt.

LP

Keine Ahnung, was du da siehst.

Ist doch einfach: Die Schweizer haben sich entschieden. Und die Abstimmung war auch durchaus, lt. SVP, eine Abstimmung gegen die EU.

Okay, die Schweizer wollen mit der EU nicht mehr spielen.

Und die EU sagt jetzt, ist okay, wenn ihr das wollt. Dann gibt es auch von uns keine Angebote mehr.

Ist Ursache und Wirkung. Die Schweizer haben eine Ursache gemacht. Und jetzt kommen die Wirkungen.

Es geht nicht um Kleinbeigeben. Sondern, wenn sich Einer entscheidet, nicht mehr spielen zu wollen, ist er aus dem Spiel hat raus.

Es macht keinen Sinn, ein Abkommen über Studentenaustausch zu schließen, wenn die eine Seite es nicht einhalten kann oder will.
 
Einfach Mensch schrieb:
Ist doch einfach: Die Schweizer haben sich entschieden. Und die Abstimmung war auch durchaus, lt. SVP, eine Abstimmung gegen die EU.

Vielleicht habe ich da was nicht mitbekommen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Schweiz gegen die EU abgestimmt hat. Es ging lediglich um die unbegrenzte Aufnahme von Personen. Wüsste nicht, was Energiefragen damit zu tun hätten.

Ich gehe davon aus, dass du weisst, was Sanktionen sind.

Wäre es einfach nur ein "ok, verhandeln wir neu", braucht man keine Sanktionen, schon gar nicht solche, welche mit dem Abstimmungsgrund nichts zu tun haben.

Als spiritueller Mensch weisst du, welche Energie und Macht hinter Worten und Begriffen stehen. Es ist alles eine Frage des Willens, eine echte Gemeinschaft zu gestalten. Bei der EU ist dieser Wille nur sehr begrenzt vorhanden.

LP
 
Die Schweiz soll einfach nur klein beigeben, dann ist alles in Ordnung - für die EU. Merkst du was?
Für mich könnte die Schweiz ebenso Vorbildfunktion haben, wie Island. DIE brauchten keine EU, die haben ihre Finanzkrise alleine geregelt. EU-Wahlen stehen an, es ist an der Zeit, dass die Menschen endlich aufstehen und ihre innerste Überzeugung, ihre Bedürfnisse, ihre Ängste kommunizieren. Authentizität ist gefragt.

LP
Ich denke, es gilt hier zwei Dinge zu unterscheiden.

Erstens - du hast sicher Recht damit, dass die Menschen ihre Überzeugung, Bedürfnisse, Ängste kommunizieren sollen. In der EU läuft so einiges schief, und das sollte endlich zur Kenntnis genommen werden. Viele EU-Bürger fühlen sich von der Regierung schlicht verarscht, was nicht unbedingt die beste Situation darstellt. Das ist aber Aufgabe der EU-Bürger, das zu tun, nicht der Schweizer. Die Schweiz ist ja bekanntlich kein EU-Mitglied. Es ist wirklich zu hoffen, dass jetzt nicht nur die rechten Trompeten blasen, sondern dass innerhalb der EU ein fruchtbarer Reflektionsprozess einsetzt. Hier stehe ich voll hinter deiner Meinung.

Die andere Seite ist, dass die Schweiz nicht alleine in der Welt ist, und dass das viele Menschen in der Schweiz nicht begriffen haben. Anstatt auf die Herausforderungen der Zeit kritisch und konstruktiv zu reagieren, glauben viele Schweizer, wenn sie die Schotten dicht machen würden, so liessen sich alle Probleme aussen vor halten. Das ist ein sehr gefählicher Glaube, und es steht zu befürchten, dass der Schaden, der dadurch angerichtet ist, lange anhaltende Folgen für die Schweiz zeitigen wird. Genauso wie viele EU-Bürger empfinden auch viele Schweizer eine innere Unzufriedenheit, und das kann man ihnen sicher nicht verübeln. Also wäre auch hier ein Reflektionsprozess dringend nötig, eine Diskussion darüber, wer man ist und was man will - oder eben auch nicht. Aber ebenso nötig ist es, den Tatsachen ins Gesicht zu schauen: Die Schweiz ist keine Insel, sie war es nie, wird es nie sein. Das nicht verstehen zu wollen, grenzt an Realitätsverlust.
 
Vielleicht habe ich da was nicht mitbekommen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Schweiz gegen die EU abgestimmt hat. Es ging lediglich um die unbegrenzte Aufnahme von Personen. Wüsste nicht, was Energiefragen damit zu tun hätten.

Ich gehe davon aus, dass du weisst, was Sanktionen sind.

Wäre es einfach nur ein "ok, verhandeln wir neu", braucht man keine Sanktionen, schon gar nicht solche, welche mit dem Abstimmungsgrund nichts zu tun haben.

Als spiritueller Mensch weisst du, welche Energie und Macht hinter Worten und Begriffen stehen. Es ist alles eine Frage des Willens, eine echte Gemeinschaft zu gestalten. Bei der EU ist dieser Wille nur sehr begrenzt vorhanden.

LP

Okay, dann mal von vorn:

Die Schweiz und die Eu haben ein gegenseitiges Abkommen über die Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit geschlossen. Bedeutet, dass ein Schweizer sich in der EU niederlassen kann. Und zwar ohne eine Aufenthaltsgenehmigung oder ähnliches zu beantragen. das selbe gilt für EU-Bürger in der Schweiz.

Bürger anderer Länder brauchen in der Schweiz Visa, Aufenthaltsgenehmigungen etc. Die Schweiz kann also dort den Zuzug regeln.

Nun gibt es diese Abstimmung über die Begrenzung des Zuzugs. Und die trifft nur die EU-Bürger.

Also, hat der Schweizer Stimmbürger entschieden, dass Abkommen mit der EU ihn nicht interessieren.

Gut, die EU akzeptiert das. Aber, wenn ein Abkommen nicht gilt, was ist dann mit dem Rest?

Also wird es keine neuen Abkommen geben.

Gute Nachbarschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Und wenn ein Nachbar die Gegenseitigkeit aufkündigt, ist eben mit der guten Nachbarschaft vorbei. Muss ja nicht für ewig sein.
 
fckw schrieb:
Die andere Seite ist, dass die Schweiz nicht alleine in der Welt ist, und dass das viele Menschen in der Schweiz nicht begriffen haben. Anstatt auf die Herausforderungen der Zeit kritisch und konstruktiv zu reagieren, glauben viele Schweizer, wenn sie die Schotten dicht machen würden, so liessen sich alle Probleme aussen vor halten. Das ist ein sehr gefählicher Glaube, und es steht zu befürchten, dass der Schaden, der dadurch angerichtet ist, lange anhaltende Folgen für die Schweiz zeitigen wird. Genauso wie viele EU-Bürger empfinden auch viele Schweizer eine innere Unzufriedenheit, und das kann man ihnen sicher nicht verübeln. Also wäre auch hier ein Reflektionsprozess dringend nötig, eine Diskussion darüber, wer man ist und was man will - oder eben auch nicht. Aber ebenso nötig ist es, den Tatsachen ins Gesicht zu schauen: Die Schweiz ist keine Insel, sie war es nie, wird es nie sein. Das nicht verstehen zu wollen, grenzt an Realitätsverlust.

Bin absolut bei dir, fckw. Abschotten und alles dicht machen, geht nicht. Genau das wurde aber seitens der Medien (von wem ging das aus?) transportiert, und es wurde m.E. ein völlig falsches Bild von der Schweiz gezeichnet. Natürlich muss es Regeln geben, natürlich muss Einigkeit auf Gegenseitigkeit herrschen. Nur so wie es läuft, an Mensch, Tier und Natur vorbei, nur für Macht und Profit(gier).... ich weiss nicht, irgendwie wird mir übel. Im Prinzip ist es das Normalste von der Welt, dass Verträge in Geschäftsbeziehungen geändert, nachgebessert, ergänzt werden. Dazu braucht es aber keine Sanktionen, sprich Strafen.

Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Sanktionen. :rolleyes:

@Einfach Mensch:

Wegen mir brauchst du nicht "von vorn", ich lass deine Meinung einfach so stehen, werde mir aber sicherlich nicht deine Meinung zueigen machen, nur weil du glaubst, deine sei richtiger.
 
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