Hi 2 u, Flimm.
einerseits sagst du, wenn man alles bekommen könnte, würde man es nicht stehlen müssen.
Moment -- da ist etwas missverstanden worden. Ich sagte, dass man nicht stehlen muss, was man ohnehin nehmen darf. Das ist etwas gänzlich anderes, als bekommen könnte.
ich sehe das so, wenn ich etwas haben will bzw, das Gefühl habe ich könnte es gut für mich brauchen, gehe ich den Weg der dazu führt es zu bekommen. Und da gibt es dann zwar Hindernisse, doch die muss man dann bewältigen.
Diese Einstellung ist doch sehr von dem gefärbt, was dich umgibt. Ich sehe es aus einer etwas größeren Distanz -- es beginnt bereits mit dem haben wollen. Wenn sich eine Gesellschaft dem Konsum möglichst hochwertiger und damit schwer verfügbarer Güter verschreibt, kommt unweigerlich das haben wollen ins Bild. Aus dem Gedanken entsteht dann im Zusatz um jeden Preis, und dem opfert man irgendwann auch ethische Grundsätze. Auf diesem Boden gedeiht die Korruption und in der Folge jede Form von Verbrechen, wie es das Gesetz definiert.
Jetzt komme ich aber trotzdem mit einem ExtremBeispiel, zB Sexualstraftaten an Kindern.
wie willst du da verfahren, Kinder bereitstellen?
Oder meinst du, wenn es dieses System gibt, wäre die Psyche der Menschen soweit in Ordnung, das solche Fälle nicht mehr auftreten?
Das ist ein sehr beladenes Thema, zu dem die Emotionen hoch gehen. Ob sich daraus eine seriöse Diskussion ergeben kann, werden wir sehen -- ich trau mich jedenfalls über eine Antwort
Zuerst einmal halte ich Sexualstraftaten an Kindern für äußerst selten, und dann halte ich das Sexualstrafrecht für nicht geeignet, solche Straftaten zu verhindern. Der Sexualtrieb ist der ursächliche Trieb des Lebens und damit niemals vollständig beherrschbar. Also nützt Strafandrohung praktisch nichts, wohl aber rückt der Medienrummel die Möglichkeit, sich so zu befriedigen, in das Interesse mancher, die sonst nie einen solchen Gedanken gefasst hätten.
Weiters, so scheint es, passieren Sexualstraftaten an Kindern überwiegend innerhalb der Familie -- da macht wohl die Gelegenheit die Diebe. Oder die Verhinderung, denn in diesen Familien sind ja wohl auch Mütter anwesend. Die scheinen ihre Kinder nicht besonders gut zu kennen, oder sie scheinen die Übergriffe zu tolerieren. Wie auch immer, hier sind viele für mich ungeklärte Fragen, die trotz aller Diskussion scheinbar nie angesprochen werden.
Und ja, wahrscheinlich ist die Zahl jener, die sich tatsächlich an Kindern vergreifen, nicht nur gering, sondern auch pathologisch auffällig. Was man zwar nicht im voraus in den Griff bekommt, aber bei allem Verständnis für die Opfer nicht überzubewerten braucht -- wegen vielleicht zehn überführter Täter pro Jahr alle männlichen Familienangehörigen als potentielle Täter darzustellen ist eines der Extreme, die mehr Schaden als Nutzen anrichten
Um das Fass vollzumachen: es wird immer Situationen geben, wo ein Mensch einen anderen schädigt. Das gehört in einem System mit freien Subjekten notgedrungen dazu -- das Erweitern eigener Grenzen bedeutet fast immer das Überschreiten fremder. Die Androhung einer Strafe macht nur vorsätzliche Täter vorsichtiger und gewiefter, wie man im Bereich der Wirtschaftskriminalität gut sehen kann. Die Androhung einer Strafe verfehlt die Wirkung da, wo Emotion und Affekt auslösend wirken. Sexualstraftaten fallen in diese Kategorie und das Wegsperren des Delinquenten für ein paar Jahre ändert an der Problematik gar nichts.
Da ist der Rachegedanke jüdischer Prägung (Auge um Auge
) Vater des Strafrahmens und damit als vollkommen verfehlt zurückzuweisen. Vor allem beim Kindesmissbrauch sind Familienangehörige die Täter und eine lange Haftstrafe für den Vater hilft der Familie auch nicht wirklich, sondern treibt sie
in extremo in den wirtschaftlichen Ruin - was dem missbrauchten Kind ein zweites Mal schadet, und vielleicht manchmal verhindert, dass überhaupt Anzeige erstattet wird.
Womit ich meine, das Problem eng genug eingekreist zu haben: die Familie als Kleingruppe, wie sie sich seit dem Ersten Weltkrieg herausgebildet hat, scheint ein Auslaufmodell zu sein. Davor waren innerhalb der Großfamilie zahlreiche soziale Dienstleistungen im Sinn eines sehr nahen Generationenvertrags abgedeckt, heute muss das Gemeinwesen bei Kinderkrippe bis Altenheim zuschießen. Die Finanzierbarkeit dieser Maßnahmen ist schon lange nicht mehr gegeben, und doch hält man am Ideal der Kleinstfamilie bedingungslos fest. Wahrscheinlich, weil dieses Modell die größte Chance auf Gewinne durch Fehlkalkulation verspricht -- je schwächer die kleinsten Einheiten des Staates sind, desto leichter lässt sich regieren und verdienen.
Also, kann ich dazu stehen , was ich tue.
Entschuldige -- aber das ist als Formel immer so. Das heißt, jeder Mensch kann immer zu dem stehen was er tut, aus welchen Gründen immer. Würde man die Unschuldsvermutung ernst nehmen, wäre mit dieser Formel praktisch jede Kriminalität aus der Welt. Aber leider wird es immer Ausreißer geben, die aus welchen Gründen immer gegen das verstoßen, was die Gesellschaft zurzeit gerade als wünschenswert betrachtet. Wozu irgendwann ja auch die per se absichtslose und unvermeidbare Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe gehört hat
das was da wirklich läuft, glaube ich kann man eh nicht verstehen, weil das Verstehen ja auch schon wieder menschlich wäre.
Ich denke das es einfach eine Entwicklung ist, alles im Zusammenhang mit allem ergibt das Ganze und dies wirkt ineinander verwoben, so ähnlich vielleicht
Yup, das eine bedingt das andere, und nichts, was getan wird, bleibt ohne Wirkung. Allerdings wird vieles übertrieben und verzerrt, die Kriminalisierung der Bürger nimmt - vor allem in den USA - schon reichlich bedrohliche Ausmaße an. Geschichten wie jene, wo man it-girls und Supermodels wegen Trunkenheit am Steuer zu einer mehrwöchigen Haftstrafe verurteilt, erklären sich am Besten daraus, dass die Haftanstalten der USA privat geführte Hotels mit richterlicher Zuweisung und schlechtem Service sind. Da wird einsperren sozusagen zum volkswirtschaftlichen Faktor, und deswegen sitzen in den USA mehr Menschen hinter Gittern als sonst wo in der westlichen Welt (haben so viele Amis ein schlecht besetztes XII.?).
Da die Medien die Stories über den Teich holen und nur adaptieren, bleibt ein Rest der Hysterie hängen und so sollte man versuchen ruhig zu bleiben, wenn wieder Schreckliches publiziert wird. Oft genug ist es auch nur das Rascheln im Blätterwald, aus PR Gründen oder wie auch immer
man spekuliert halt so, mehr kann Mensch eh nicht tun.
Es scheint so, ja, aber mit etwas Phantasie kann man dann doch noch etwas mehr tun
Im Sinne des obigen kann sich jeder für sich überlegen, wie er das Thema Partnerschaft und Familie abhandelt. In diesen Zellen beginnt der Staat und die oft zitierten Patchwork-Familien könnten in die richtige Richtung
weisen. Geht die Entwicklung so weiter, wird die Familie um die haushaltführende Person aufgebaut, der jeweilige Partner umkreist diese Zentren als Unterhalt bezahlende Sexualpartner. Die bindungsabhängigen Verpflichtungen sinken auf monetäre Zuwendungen und damit auch der Leistungsdruck. Das Modell verstehe ich geschlechts-unabhängig -- ab einem gewissen Alter der Kinder ist die Mutter nicht wirklich erforderlich
In solche Strukturen könnte Schule ebenso wie Altersversorgung integriert werden -- die Voraussetzungen wären durch geeignete Architektur leicht zu schaffen.
mein gott, kaum versuche ich, dem flüschen darzustellen, wie ich den Mars/Saturn erlebe, umsetze und empfinde, werden daraus Diskussionen.
Mars/Saturn ist ja nicht Kindermissbrauch, und außerdem geht es hier um Saturn in I.
