Irgendwo ist Putin in eine Falle getappt, wo er teilweise nun im Krieg mit NATO-Waffen und Material ist, die Situation aber nicht so ist, dass es ein direkter Krieg wäre, und Westen/NATO ließen sich offensichtlich nicht erfolgreich von Waffenlieferungen und Unterstützung abschrecken. Russisches Territorium wird nicht angegriffen, ein feindlicher Erstschlag ist nicht realistisch, und insofern hätte man logischerweise viel zu viel zu verlieren. Rückzug aus der Ukraine wäre immer noch bei weitem die bessere Alternative als zur gegenseitigen atomaren Vernichtung überzugehen.
Neu sind solche Stellvertreterkriege nicht. Gefährlich genug ist das alles aber trotzdem. Nun sitzen sie zumindest am Verhandlungstisch, hoffentlich führt das zu Ergebnissen, auch für die Soldaten und Zivilisten, die dieses Verbrechen mit dem Leben bezahlen müssen, jeden Tag gibt es mehr Tote.
Ich glaube, dass er relativ gut wusste welche Waffen und wie viele Waffen in der Ukraine sind. Das ist m.A.n. nicht unbedingt die Falle.
Aber Fehleinschätzungen könnten gewesen sein:
1) Auch trotz der Waffen ist Russland militärisch weit überlegen. So überlegen, dass er möglicherweise glaubte einen sehr schnellen Sieg zu erringen, eine Art "Enthauptungsschlag".
2) Es ist denkbar, dass er glaubte die Ukraine sei so zerfetzt, dass der Pro Russische Teil der Bevölkerung sich Russland anschließen könnte. Anders gesagt: Vielleicht hat er zuviel der eigenen Propaganda geglaubt
3) Ganz sicher dürfte sein: Er hat den massiven Widerstand der Ukrainer unterschätzt.
4) Er hat wahrscheinlich die Unerfahrendheit der eigenen Soldaten unterschätzt, auch den psychologischen Konflikt in dem sie sich befinden (Brudervolk etc.).
5) Die Art der Kriegsführung ist kaum in Einklang mit der Propaganda zu bringen. Die Russen müssen sich extrem zurückhalten und das tun sie auch. Anders gesagt: Die Russen können nicht den totalen Krieg führen.
6) Putin wird möglicherweise mit viel mehr Spaltung im Westen gerechnet haben, v.a. wegen der ökonomischen Abhängigkeiten und Interessenkonflikte. Mein Eindruck ist, dass er zwar mit Sicherheit mit Sanktionen gerechnet hat, aber nicht mit der Massivität.
Und ja, natürlich wäre es für Russland am besten diese "militärische Operation" abzubrechen. Für Putin selbst ist das aber sicherlich keine Option. Er muss irgendwas gewinnen, ansonsten könnte das wahrscheinlich sogar seine Macht gefährden. Wirtschaftlich kann er nicht gewinnen, die Ukraine kann er militärisch durchaus gewinnen.
Die Verhandlungen die jetzt gerade laufen geben vielleicht minimal Anlass zu irgendwelchen Hoffnungen. Ich bin aber pessimistisch. Ich glaube, er wird noch massiver militärisch agieren.