Und, wenn nicht Putin, dann irgendein andrer Aggressor auf der Welt.
Ja, keine Frage.
Ich weiß nicht, was davon richtig ist. Einerseits muss ich davon ausgehen, dass Merkel mehr Ahnung von dem ganzen hat als ich, andererseits widerstreben mir die Schlussfolgerungen, und ich glaube nicht, dass die Ukraine aktuell schon in der Position wäre einen solchen Komprmiss durchzudrücken mit den Möglichkeiten, die er ihn in besagtem FAZ-Interview genannt hat.
Klar, wenn der Krieg entschieden wäre, wüssten wir das wohl schon.
Was mir Optimismus gibt ist die Erwartung, dass Russland mit der Waffenproduktion und -qualität nicht mithalten kann.
Und die Sanktionen machen es nicht leichter, während ich nicht erwarte, dass der Westen da umgekehrt Probleme bekommt was das betrifft.
Zusätzlich ist kaum davon auszugehen, dass die Russen so viel Moral haben wie die Ukrainer. Einer verteidigt seine Heimat, und der andere kämpft für eine reine Idee, und meines Wissens nach werden die Russen nicht einmal gut bezahlt.
Schließlich mussten sich die Russen bereits aus der Kiew-Region und nun auch teilweise aus Charkiw zurückziehen. Selbst wenn das zum Teil damit zu tun haben kann, dass man andere Fronten stärken will, ist das als ein Erfolg zu sehen. Und wir haben Informationen, dass es auch sonst hohe Verluste gibt (Material und Menschen).
Denke ich eigentlich auch. Aber vor drei Monaten dachte ich auch, dass es total irrational wäre, in die Ukraine einzumarschieren. Insofern bin ich da meiner Einschätzung ggü. aktuell misstrauisch.
Ja, Putin wirkt in der Tat irrational im Vergleich zu früher, aber er allein könnte einen Atomkrieg auch nicht auslösen.
Und das wäre nochmal sehr viel irrationaler...
Aber ein entscheidender Punkt pro Waffenlieferung ist auch die Unmöglichkeit uns da rauszuhalten durch Nichtbeteiligung. Andere NATO-Länder schicken ebenfalls schwere Waffen, und wenn Russland gegen diese vorgeht, ist Bündnisfall, und generell würde Russland dann selbst halbwegs neutrale Länder nicht verschonen, und ein NATO-Mitglied schon gar nicht.
Das hielte ich auch für nicht legitim bzw. nur in sehr begrenztem Ausmaß, um Waffendepots nahe der Grenze zu zerstören.
Aus meiner Sicht wäre es theoretisch vielleicht zu rechtfertigen? Hitler-Deutschland wurde auch erobert um die Bedrohung wirklich auszuschalten.
Aber es gäbe einige Probleme damit. Russland, und Putin selbst (da ihm die Gefangennahme oder Erschießung drohen würde), hätte dann eine viel größere Motivation Atomwaffen einzusetzen. Sicherlich würde es auch die Moral in der russischen Armee und Zivilbevölkerung erhöhen. Gleichzeitig hätte die ukrainische Armee dort keinen Heimvorteil mehr, und würde im Gegenzug dann auch in den Häuserkampf verwickelt. Generell geh ich davon aus, dass es insgesamt mehr Tote geben würde.
Insofern ja, ein schlechter Plan, wie ich sagte.
Wieso wäre das zu großes Risiko?
Nun ja, Putin will nicht dort hin, und könnte seine Inhaftierung als genauso schlecht wie die komplette Zerstörung der Welt ansehen. Narzissten halt...
Allerdings müsste man dafür wohl sowieso in Russland einmarschieren, und siehe oben.
Finde ich nicht. Er sagt ja nicht, dass wir die Ukraine in Stich lassen sollten o.ä. Eigentlich kann ich fast alles, was er sagt, nachvollziehen. Das einzige, was ich nicht verstehe, und wozu er keine wirkliche Antwort gegeben hat bisher, ist, wieso er glaubt, dass Russland bzw. Putin sich auf einen Kompromiss einlassen wird, wenn die Ukraine weniger wehrhaft würde. Da hat entweder er oder ich ein Brett vor dem Kopf...
Jemand kann eben grundsätzlich ein Pazifist sein, aber glauben, dass man mit Krieg (wie Einschreiten gegen Nazideutschland) Frieden herstellen kann und möglicherweise muss. Und dass man Waffen an angegriffene Staaten liefern darf. Und das es Ziel sein muss, den Aggressor nicht als siegreichen "Player" da stehen zu lassen.
Natürlich könnte man ein noch radikalerer Pazifist sein, automatisch kapitulieren, sobald man angegriffen wird, Militär abschaffen... Ich finde ihn aber ziemlich radikal.
Und nein, das Brett ist nicht bei dir, sicher nicht, das ist die Quadratur des Kreises. Warum sollte jemand, der bereits Waffen einsetzt, um eine Kapitulation zu erzwingen, nun wieder reden, und sich mit weniger zufrieden geben, wenn der Waffengang erfolgreich verläuft? Wenn er Frieden gewollt hätte, hätte es den Krieg nicht gegeben.
Klar, vielleicht stoppt ein mental instabiler Vergewaltiger, wenn das Opfer auf ihn einredet. Und das klappt vermutlich auch nicht häufig. Aber das hier ist ein erfahrener Diktator. Wenn davon auszugehen wäre, dass die Ukraine kapitulieren muss (weil es keine weiteren Waffenlieferungen mehr gibt), dann müsste man Putin etwas äquivalentes bieten, damit er davon ablässt, und das kann dann nichts gutes sein...
Ja, aber Russland führt da keinen Krieg an mehreren Fronten, und das militärische Stärke-Verhältnis ist auch leider günstiger für Russland als in der Paarung Deutschland gegen alle Aliierten.
In Bezug auf Waffenproduktion und -qualität (durch westliche Lieferungen) sieht es eher schlechter aus für Russland jetzt.
Russland hat mehr Truppen, aber in der modernen Zeit ist das nicht mehr so entscheidend. Und Russland müsste sie mobilisieren, und ob die Einsatzbereitschaft da vorhanden ist, ist fragwürdig.
Nach dem was ich gesehen habe die letzten Monate, sehe ich mindestens eine realistische Chance für einen Waffenstillstand, bei der die Ukraine nur einige Städte verliert. Und könnte besser laufen.
Ohne Waffenlieferungen ist umgekehrt wohl mit einer Kapitulation zu rechnen.
Aber wenn man sich Mariupol anschaut, würde ich nicht vermuten, dass das friedlicher abläuft. Quasi: Weniger Waffen, und Ukraine muss schneller aufgeben, und weniger Tote. Kaufe ich nicht. Unabhängig von den anderen negativen Konsequenzen einer Kapitulation, die diese fatalistische Position ebenfalls im schlechten Licht erscheinen lassen.
Und letztlich hätte man wohl auch gegen Hitler vorgehen müssen, wenn sich die Situation noch schlechter dargestellt hätte, wobei eine Kapitulation vor Hitler natürlich viel eher eine Katastrophe gewesen wäre. Unter Putin würde es wohl nicht derart schlimm, aber besser als mit Hitler ist lange nicht gut oder selbst ok.
Es widerstrebt mir auch, aber so ein Kompromiss - und ich rede wirklich von Kompromiss und NICHT vom Sieg Russlands/Putins - könnte tatsächlich das kleinere Übel sein, sollte ein Sieg nicht möglich sein. Darüber hinaus äußerte Yogeshwar später auch, dass es aus seiner Sicht kein normales entspanntes und vertrauensvolles Verhältnis mit Putin mehr geben könne. Aus Sicht von Yogeshwar hätte Putin sich diesen Sieg sozusagen damit bitter erkauft, dass er im Gros der Völkergemeinschaft unten durch wäre.
Streng genommen müsste man Putin ja nach den Haag bringen, Russland müsste Reparationen zahlen usw. Ist schon ein Kompromiss, wenn das nicht passiert, und wenn man einige/viele Sanktionen aufhebt, damit dort Frieden herrscht, dann bin ich eben auch dafür. Aber wenn das dann so aussieht, dass seine Unterstützer Putin auf die Schulter klopfen, Gewalt sich explizit lohnt, dann ist das alles schon fragwürdiger. So oder so wird ein besserer Kompromiss aber nur möglich sein, wenn die Ukraine Widerstand auf dem Schlachtfeld leistet, und das ist es ja, was diese pazifistische Position ad absurdum führt. Du willst reden, aber ironischerweise bekommst du dieses friedliche Ergebnis sehr viel wahrscheinlicher durch Waffenlieferungen, nicht anders.
Es wird nur (halbwegs) fair verhandelt werden, wenn die Ukraine Waffen zur Verteidigung einsetzt und in Zukunft einsetzen kann.
Das sehe ich leider auch anders als er - ich befürchte, dass egal, wie der Krieg ausgeht, also auch, wenn die Ukraine gänzlich besiegt wird, sich auch die Beziehungen zwischen vielen Staaten mit Putin-russland relativ schnell wieder "normalisieren" bzw. entspannen werden. Einerseits schade, dass er damit dann so durch käme, andererseits aber auch notwendig, weil wir uns eigentlich keinen weiteren kalten Krieg leisten sollten.
Ist ein zweischneidiges Schwert, aber denke nicht, dass das mit Putin so kommen wird, es sei denn es ist Teil eines Friedensvertrages. Danach (Putin wirkt nicht mehr so gesund und ist nicht gerade jung) vielleicht, und dann muss man sich das gut anschauen.