Realität der Energiearbeit

es kommt dabei wohl auch darau an, wie das gesagt wird.
Dies lässt sich aufzeigen wie ein rein technischer Fehler, etwa wie ein Fehler in einem Diktat in der Schule oder einem Fehler einer Turnübung im Sportunterricht; es lässt sich aber daran auch der Aspekt der Selbstliebe und Selbstverantwortung verdeutlichen und wenn dass wiederum gelassen und liebevoll geschieht, kann dies meines Erachtens hilfreich sein.
Bei manchen Yogalehrern ist es so, dass sie sich stark mit der Rolle des "Lehrers" identifizieren. Gerade dann, wenn es um "Stellungen" geht, betrachten sie die Stellungen "rein" mit einer technischen Brille - und entsprechenden inneren Haltung -, so dass sie dann tatsächlich "Fehler" aufzeigen. Dabei können sie auch noch sich in der Position sehen, dass sie das aufgezeigte "können", diejenigen, die den Fehler gemacht haben, aber nicht.
Das kann wiederum mehrere Gründe haben: das kann eine reine "Lernphase" sein, in der sich der Lehrer selbst auf diese "technische" Weise das Wissen der Stellungen noch aneignet; es kann auch eine Selbstwertangelegenheit sein, es kann aber auch sein, dass der Yogalehrer irgendwie den Teilnehmenden vermitteln möchte, dass er "kompetent" ist, vielleicht auch, um die Teilnehmer an zu binden - vielleicht aus auch finanziellen Gründen.
Wenn ein Mensch alleine als Yogalehrer seinen Lebensunterhalt bestreitet oder auf das Geld angewiesen ist, das er damit verdient, dann kann gerade in finanziellen schwierigen Phasen oder auch zu Beginn immer wieder eine solche Haltung auftauchen. Es geht ihm dann wie vielen anderen Menschen, die wenig Geld verdienen, darunter leiden und durch diese Haltung angetrieben werden, effektiver zu arbeiten.
Mit der Zeit und mit Selbstbeobachtung kann der Yogalehrer dann lernen und erfahren, dass es weder für ihn noch für die Teilnehmer hilfreich ist, wenn ihn derartige Muster überkommen. Es können gerade die Krisen notwendig sein, dass Teilnehmer ausbleiben, vor welchen er sich fürchtet, damit er in sich geht und nachspürt, dass es mit dieser Haltung nicht funktioniert. Er kann damit vielleicht kurzfristig bei den Teilnehmern punkten, aber langfristig entwickelt sich dadurch kein fruchtbares Feld und vor allem er selbst entwickelt sich auf diese weise weder psychisch noch spirituell. Es ist vielmehr wichtig, dass ein Yogalehrer einigermaßen in sich ruht, dass er sich selbst vertraut und dass er aus dieser Souveränität heraus unterrichtet, ohne dass er irgend jemanden beeindrucken, binden oder belehren möchte. Es ist wichtig, dass er aus dieser Selbstliebe, Verantwortung und Freiheit heraus den Teilnehmenden begegnet.
Das lässt sich vielleicht nicht immer realisieren, aber als grundlegende Haltung ist es zumindest für die Zeit des Unterrichtens eine realistische Haltung.
Generell ist es wichtig, dass ein Yogalehrer sich zuerst als Mensch und spirituelles Wesen begreift und nicht primär als Yogalehrer. Yogalehrer ist ein Aspekt seines Lebens, eine Form der Manifestation für eine gewisse Zeit - nicht mehr und nicht weniger. Er selbst kann an dieser Form reifen, sich entwickeln, eine tiefere Spiritualität, Achtsamkeit intensiv leben. Nach der Stunde wartet der Alltag, vielleicht auch ein Familienleben auf ihn und dann ist es wichtig, dass er dann nicht der "Yogalehrer" ist, der gerade Pause hat und vielleicht Sonderrechte als Yogalehrer genießt, sondern dass er dann seine Basis lebt: Mensch und spirituelles Wesen.

Danke! Deine Beiträge sind eine Bereicherung. Hoffe auch zukünftig noch viel von dir zu lesen!
 
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Hallo @Energeia
Sorry, wenn ich jetzt mitten in das Thema reinspringe, aber da du wirklich gut erklären kannst ...möchte ich noch etwas fragen, das mich schon eine Zeitlang quält, ok?
Ich habe mit dem Yoga aufgehört, weil ich mich nicht "sicher aufgehoben fand". "Sicher" im Sinne der richtigen körperlichen Stellungen. Als Anfänger ist es ja gut, wenn die Yogalehrerin keine zu grossen Anforderungen stellt, nicht sehr auf die Richtigkeit der Ausführung drängt, aber ich bin der Meinung - vielleicht falsch? dass es wichtig ist, die Übungen von Anfang an richtig auszuführen... die Praxis schafft dann die Leichtigkeit und die Weiterführung ins Innere, in die Tiefe.

IL

Sorry, da ich jetzt mitten rein platze :) und bin hierzu sehr auf die Antwort von @Energeia gespannt. Denn mir wurde von Beginn an gelehrt auf die Ausrichtung zu achten, Tiefe käme mit der Zeit..
 
War Sex bei deinem Erleuchtungsstreben eher Bremsen lösend oder eher ablenkend und davon weg führend, so im Nachhinein betrachtet?

In der Gnosis S.A.W. wird klar dass das Sexuelle das Magisterium des Feuers ist
und Jenseits der Dualität der Angliederung der Worte.

Innerhalb der Dualität herrschen ja die Zwillingskräfte.

Ohne sexuelle Energie weise zu nutzen, kann man nur geistige oder weltliche Macht erlangen, sonst nichts.
Aber der Mensch ist schwach, er geht fast immer mit einer dieser Kräfte.

Das Wassermannzeitalter ist rein sexuell, und solange wir Leben haben
wir die Güte des Mannseins.
 
@Energeia
Ich lese Dich sehr gerne. Das was Du schreibst kann man fast 1 zu 1 auf den Gesangsunterricht anwenden.
Auch Dein Verständis von LEHREN / LEEREN spricht mich sehr an.
Ganz toll, was Du da für Dich entwickelt hast!
Liebe Almaz,
das freut mich.
Meine Erfahrung mit dem Singen ist, dass "Singen" in gewisser Weise eine Yoga-Praxis ist bzw. auch der konkreten Hatha-Yoga-Praxis ähnelt. Das zentrale Moment der (Bauch/Zwerchfell)-Atmung beim Singen, wie ich es für Anfänger kennen gelernt habe, ähnelt der Hatha-Yoga-Praxis sehr. Singen hat - so jedenfalls meine Erfahrung - die Wirkung, dass es zur Entspannung führen kann, was auch mit der Bauchatmung zu tun hat, und zugleich belebt die Entspannung den Gesang.
Wenn wir mit Anfängern im Yoga die Bauchatmung üben, dann könnten wir statt der bloßen Ausatmung einfach Summen - und gelegentlich wird dies auch getan. Wenn wir mit der Ausatmung Singen, dann können wir auch mit dem Singen in bestimmte Körper-Bereiche des inneren Raums hineinspüren - und tatsächlich mache ich das auch immer wieder in fortgeschritteneren Stunden.
Darüber hinaus kann Singen zu Freude führen, zugleich kann sie "erden", aber auch die Erfahrung von "Weite", "Leichtigkeit" schenken.
Es gibt hier zahlreiche Parallelen und ich war darüber sehr erstaunt, als ich all das selbst erfahren konnte.
 
Hallo @Energeia
Ich habe mit dem Yoga aufgehört, weil ich mich nicht "sicher aufgehoben fand". "Sicher" im Sinne der richtigen körperlichen Stellungen. Als Anfänger ist es ja gut, wenn die Yogalehrerin keine zu grossen Anforderungen stellt, nicht sehr auf die Richtigkeit der Ausführung drängt, aber ich bin der Meinung - vielleicht falsch? dass es wichtig ist, die Übungen von Anfang an richtig auszuführen... die Praxis schafft dann die Leichtigkeit und die Weiterführung ins Innere, in die Tiefe.
das ist ein weites und umstrittenes Thema.
Es gibt Yogalehrer, die der Meinung sind, dass es zu Beginn nicht so wichtig ist, ob Stellungen genau ausgeführt werden, dass es ausreicht, wenn "ungefähr" alles stimmt.
Es gibt aber auch Yogalehrer, die der Meinung sind, dass es von Beginn an elementar wichtig ist, Stellungen exakt und genau auszuführen und die für jede Stellung exakte Schablonen vorgeben, die eingenommen werden sollten.

Ich vertreten weder die eine noch die andere Position. Ich vertrete die folgende Position:
Körper können sehr unterschiedlich in ihrer Anatomie sein, z.B. kann die Fußanatomie sehr schwanken - Füße können sehr breit, aber auch sehr schmal und lang sein - oder das Verhältnis von Unterarmen und Oberarmen oder zu Unterschenkeln kann individuell schwanken. Daher ist es meines Erachtens nicht sinnvoll, dass eindeutige Körper-Schablonen vorgegeben werden, in die die individuellen Körper hineingezwungen werden. So kann es für die einen Füße Sinn machen, wenn die Außenkanten parallel sind, für die anderen Füße ist es nicht so, so kann es Sinn machen, dass die Hände ganz zum Boden kommen, bei manchen reichen die Finger aus, weil in einer Stellung die Unterschenkel-Länge die Armlänge limitiert.
Es ist daher hilfreich, wenn den Teilnehmern die Idee der Position erläutert wird. Mit der Idee ist nicht nur die Stellung selbst gemeint, sondern sind auch die Schritte gemeint, in die Stellung hineinzugehen, sind auch die beteiligten Muskeln und Sehnen gemeint und ist auch die innere Haltung, der Sinn der Stellung und die Atmung in der STellung gemeint. Wenn die Teilnehmer dies verstehen, dann können sie darauf achten, wie sie die Stellung individuell für ihre Anatomie leicht variieren können.
Die Idee und Positions-Anleitung dient dann nicht als "Schablone", sondern der "Orientierung". Und dies Orientierung fordert die Teilnehmenden letztlich dazu auf, selbst zu spüren, wahrzunehmen, wie sich die Stellung anfühlt.
Zusätzlich muss der Yogalehrer all dies beobachten und auch intervenieren, wenn er bemerkt, dass die STellungen falsch eingenommen werden.

Diese Vorgehensweise kann wiederum sehr gut mit der Grundhaltung verbunden werden, dass jeder Teilnehmende liebevoll und verantwortlich mit sich selbst umgeht, sich nicht in Schablonen presst, sondern bewusst wahrnimmt, wo Grenzen sind und was ihm gut tut. Dadurch gibt sich keine Aufspaltung in einerseits "bloße" Technik, und andererseits scheinbar abgehobene, esoterische "Haltungen". Beides greift pragmatisch ineinander und bewährt sich so im Alltag und der Praxis.

Das ist eine Sache, die zweite:
Meine Wirbelsäule formt ein "S" (s-förmige Skoliose), und als ich das angesprochen habe, war die Antwort, es sei egal, ein Schulterzucken, die Übungen werden mir auf jeden Fall guttun (was ich auch nicht absprechen möchte). Danach war ich aber nur angespannt, ob und wieweit diese oder jene Übung mir Schaden zufügen könne... und das macht dann ja auch keinen Sinn :confused:
Würde gerne wieder anfangen mit dem Yoga...
Diese Auskunft ist auf jeden Fall falsch und fahrlässig.
Jeder Yogalehrer sollte eigentlich in seiner Yogalehrerausbildung lernen, dass bei bestimmten anatomischen Begebenheiten bestimmte Stellungen nicht und nur modifiziert im klassischen Sinne praktiziert werden dürfen. Und eigentlich lehrt jede fundierte Yogalehrerausbildung, dass bei einer Sokoliose einige Stellungen nicht im klassischen Sinne ausgeführt werden sollten.
Das ist erst einmal die allgemeine Position.

Normalerweise sage ich also einer Person mit Skoliose, dass sie Drehstellungen nicht oder nur sehr leicht ausführen sollte und dabei stets wahrnehmen sollte, wie es ihr dabei geht und wie es sich nach der Stunde anfühlt. Das ist meine allgemeine Vorgehensweise.
Es hängt dann davon ab, wie sehr die Körperwahrnehmung der Person bereits geschult ist, wie viel Grad der Skoliose-Winkel beträgt und wie sehr die Person bereit ist, selbst die Verantwortung - damit meine ich auch rechtlich - für ihre Praxis zu übernehmen. Es gibt Personen, die an einer Skoliose leiden und die auch darüber informiert wurden, dass Drehungen (Rotationen/Twists) der Skoliose schaden können, die aber dennoch Yoga praktizieren wollen, weil sie Yoga therapeutisch praktzieren möchten. In diesen Fällen ist eine individuelle Absprache notwendig.
Das alles kann Sinn machen, aber es ist die Frage, ob der Yogalehrer in einer individuellen Weise mit der Person therapeutisch arbeiten möchte und dies auch kann.
Auf keinen Fall sollte er aber einfach so tun, dass Yoga ein Mittel gegen alles ist und bei einer Skoliose überhaupt keine Probleme auftreten können, so dass problemlos die Standardpraxis durchgeführt werden kann. Er sollte sich auf jeden Fall über die Skoliose beim Teilnehmer informieren und all die genannten Punkte beachten.

Neben den Drehungen können auch andere Stellungen problematisch sein; dies hängt aber von der individuellen Skoliose ab, die sehr unterschiedlich im Grad und der Ausprägung insgesamt gegeben sein kann. So kann es z.B. sein, dass eine Person auch in bestimmten Vorbeugen den Oberkörper zur Skoliose-Seite stark abknickt, wenn mit der Skoliose ein starker, eventuell einseitiger Rundrücken vorliegt.
Yoga ist in diesem Sinne für eine Person mit Skoliose nie einfaches, präventives Yoga, sondern immer schon therapeutisches Yoga. Und darüber sollten sich alle beteiligten bewusst sein, damit sie entsprechend verantwortlich handeln können.
 
mir wurde von Beginn an gelehrt auf die Ausrichtung zu achten, Tiefe käme mit der Zeit..

Das HathaYoga, das in unseren Gesellschaften entwickelt wird, entwickelt sich immer wieder, unterliegt Phasen und Schwankungen.
Wenn man sich manche Bücher ansieht, die vor 20-30 Jahren veröffentlicht wurden, dann findet man darin kaum exakte Anleitungen für die Ausrichtung. Oftmals findet sich ein Bild und finden sich einige Ausführungen zu den Wirkungen. Mehr nicht.
Das alles hat sich glücklicherweise sehr verändert und man kann vielleicht sagen, dass hier ein großer Nachholbedarf bestand, der so dringend war, dass die Ausrichtung für 10-15 Jahre alles andere in den Hintergrund gestellt hat.
Es wurden endlich Yogabücher veröffentlicht, die von Personen verfasst wurden, die einerseits als (Sport-)Medizin-Professoren arbeiteten oder gearbeitet hatten und die andererseits tief in der Yogapraxis standen und bei bedeutenden Lehrern für viele Jahre praktiziert hatten. Ich denke hier z.B. an Ray Long oder David Coulter und im deutschen Sprachraum an Ronald Steiner.
Alles dreht sich um "Alignment".
Dies spiegelt sich mittlerweile in vielen Yogalehrerausbildungen wieder.


In gewisser Weise befinden wir uns teilweise immer noch in dieser Phase, in der viele Yogalehrer im Anschluss an ihre Ausbildung - oder wenn diese schon viele Jahre/Jahrzehnte zurück liegt - ihre Kenntnisse hinsichtlich der Ausrichtung vertiefen.
Mittlerweile hat aber auch schon ein Umdenken, eine Umorientierung stattgefunden, sodass auch wieder das Herz, die Achtsamkeit, vielleicht auch Gesang, Mantren etc. zur "Ganzheitlichkeit" des Yoga beitragen.
Gleichzeitig gab es auch in den letzten 20-30 Jahren zahlreiche Richtungen, die diese Ganzheitlichkeit nie aufgegeben hatten, sondern die diese lediglich durch exakte Ausrichtung ergänzt hatten.

In der Gegenwart bietet sich so ein breites Spektrum an Yoga-Angeboten dar: es gibt Yogalehrer, die vor allem ganzheitlich ansetzen, aber der exakten Ausrichtung (immer noch) keine große Aufmerksamkeit schenken; es gibt Yogalehrer, die vor allem die exakte Ausrichtung und nichts anderes in den Vordergrund stellen; es gibt Yogalehrer, die je nach individueller Ausrichtung eine Variation von Ganzheitlichkeit und exakter Ausrichtung anstreben.
Und es gibt auch noch Yogalehrer/trainer, die eher auf "Fitness" beim Yoga achten und weder/kaum der Ausrichtung noch der Ganzheitlichkeit sonderlich Aufmerksamkeit schenken - und dies auch in verschiedenen Spielarten und Variationen.
Wenn man noch bedenkt, dass es Yogarichtungen gibt, welche die Stellungen lange halten oder aber die Stellungen relativ zügig ineinander gleiten lassen, welche dem Pranayama, der Entspannung und Meditation kaum Zeit oder viel Zeit zukommen lassen, welche der Energiearbeit keine Aufmerksamkeit oder eine zentrale Funktion zukommen lassen ... ....dann bietet sich ein unheimlich vielfältiges Bild dar, wie uns Yoga real gegenübertreten kann.
 
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