Sonne25
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 23. Februar 2012
- Beiträge
- 6.014
es kommt dabei wohl auch darau an, wie das gesagt wird.
Dies lässt sich aufzeigen wie ein rein technischer Fehler, etwa wie ein Fehler in einem Diktat in der Schule oder einem Fehler einer Turnübung im Sportunterricht; es lässt sich aber daran auch der Aspekt der Selbstliebe und Selbstverantwortung verdeutlichen und wenn dass wiederum gelassen und liebevoll geschieht, kann dies meines Erachtens hilfreich sein.
Bei manchen Yogalehrern ist es so, dass sie sich stark mit der Rolle des "Lehrers" identifizieren. Gerade dann, wenn es um "Stellungen" geht, betrachten sie die Stellungen "rein" mit einer technischen Brille - und entsprechenden inneren Haltung -, so dass sie dann tatsächlich "Fehler" aufzeigen. Dabei können sie auch noch sich in der Position sehen, dass sie das aufgezeigte "können", diejenigen, die den Fehler gemacht haben, aber nicht.
Das kann wiederum mehrere Gründe haben: das kann eine reine "Lernphase" sein, in der sich der Lehrer selbst auf diese "technische" Weise das Wissen der Stellungen noch aneignet; es kann auch eine Selbstwertangelegenheit sein, es kann aber auch sein, dass der Yogalehrer irgendwie den Teilnehmenden vermitteln möchte, dass er "kompetent" ist, vielleicht auch, um die Teilnehmer an zu binden - vielleicht aus auch finanziellen Gründen.
Wenn ein Mensch alleine als Yogalehrer seinen Lebensunterhalt bestreitet oder auf das Geld angewiesen ist, das er damit verdient, dann kann gerade in finanziellen schwierigen Phasen oder auch zu Beginn immer wieder eine solche Haltung auftauchen. Es geht ihm dann wie vielen anderen Menschen, die wenig Geld verdienen, darunter leiden und durch diese Haltung angetrieben werden, effektiver zu arbeiten.
Mit der Zeit und mit Selbstbeobachtung kann der Yogalehrer dann lernen und erfahren, dass es weder für ihn noch für die Teilnehmer hilfreich ist, wenn ihn derartige Muster überkommen. Es können gerade die Krisen notwendig sein, dass Teilnehmer ausbleiben, vor welchen er sich fürchtet, damit er in sich geht und nachspürt, dass es mit dieser Haltung nicht funktioniert. Er kann damit vielleicht kurzfristig bei den Teilnehmern punkten, aber langfristig entwickelt sich dadurch kein fruchtbares Feld und vor allem er selbst entwickelt sich auf diese weise weder psychisch noch spirituell. Es ist vielmehr wichtig, dass ein Yogalehrer einigermaßen in sich ruht, dass er sich selbst vertraut und dass er aus dieser Souveränität heraus unterrichtet, ohne dass er irgend jemanden beeindrucken, binden oder belehren möchte. Es ist wichtig, dass er aus dieser Selbstliebe, Verantwortung und Freiheit heraus den Teilnehmenden begegnet.
Das lässt sich vielleicht nicht immer realisieren, aber als grundlegende Haltung ist es zumindest für die Zeit des Unterrichtens eine realistische Haltung.
Generell ist es wichtig, dass ein Yogalehrer sich zuerst als Mensch und spirituelles Wesen begreift und nicht primär als Yogalehrer. Yogalehrer ist ein Aspekt seines Lebens, eine Form der Manifestation für eine gewisse Zeit - nicht mehr und nicht weniger. Er selbst kann an dieser Form reifen, sich entwickeln, eine tiefere Spiritualität, Achtsamkeit intensiv leben. Nach der Stunde wartet der Alltag, vielleicht auch ein Familienleben auf ihn und dann ist es wichtig, dass er dann nicht der "Yogalehrer" ist, der gerade Pause hat und vielleicht Sonderrechte als Yogalehrer genießt, sondern dass er dann seine Basis lebt: Mensch und spirituelles Wesen.
Danke! Deine Beiträge sind eine Bereicherung. Hoffe auch zukünftig noch viel von dir zu lesen!