Psychiatrie für alle - Artikel in der taz

Die Nebenwirkungen von Medikamenten müssen ja echt schlimm sein - wenn sie uneingenommen seid etlichen Jahren in der Schublade liegen...
 
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Ich habe doch auch erzählt, wie mir dieses „Gift“ – entschuldige, dieses Medikament – nach weniger als zehn Minuten Gespräch einfach aufgedrängt wurde. Und zwar sofort.
Darin liegt für mich das Verbrechen. Deswegen habe ich die Verpackung sofort in die Schublade verbannt.
also hast du es nie genommen und kannst überhaupt nicht erfahren haben ob es Gift ist.

@Mönch-David
wenn es dir besser geht mit dem Medi, dann ist es gut. und du verträgst es,
natürlich muss man regelmäßig die Einnahme überwachen, blutwerte und andere Nebenwirkungen,
da merkst du dann schnell wenn es irgendwann mal nicht mehr das richtige Mittel ist.

die ganzen Anzeigen sagen ja nichts über die Wirkung des medis aus, sondern war dem Unternehmen ansich geschuldet,
so also.

lass dich nicht wuschelig machen
 
lass dich nicht wuschelig machen
Natürlich kann jeder selbst entscheiden – wir sind schließlich keine Kinder.
Aber dass Neuroleptika chemisch kastrierend wirken können und Antidepressiva die kognitiven Funktionen beeinträchtigen, ist in der Forschung längst bekannt.
Manchmal geht es jedoch nicht ohne Medikamente.
Auch ich habe daran geglaubt.

Das ist eine parlamentarische Anfrage. Natürlich kann man alles unter den Teppich kehren oder Straußenpolitik betreiben und so tun, als ginge es einen nichts an. Aber letztlich ist jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Dennoch ist es immer besser, zuerst Bescheid zu wissen – das betrifft alle Arzneimittel.

Bei atypischen antipsychotischen Neuroleptika, die auf dem europäischen Markt im Handel sind — wie beispielsweise Zyprexa (Olanzapin) —, ist es in zahlreichen Fällen zu gefährlichen Nebenwirkungen gekommen, die auf der Packungsbeilage nicht erwähnt werden. Einige dieser Nebenwirkungen erweisen sich dabei als besonders schwerwiegend: Verlust der Beweglichkeit, Verlangsamung der Reflexe, vermehrte Ängstlichkeit, übermäßige Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen, Erhöhung des Diabetesrisikos, Sterberisiko auch bei leichten Infarkten, schwindendes Selbstvertrauen, Einschränkung der Entscheidungs- und Willenskraft, Depression. Es handelt sich zum überwiegenden Teil um neu zugelassene Stoffe, weshalb noch keine Langzeitstudien vorliegen, die eine Bewertung aller Vor- und Nachteile dieser Arzneimittel erlauben würden. Sowohl die Richtlinie 92/27/EWG[1] über die Etikettierung und die Packungsbeilage von Humanarzneimitteln als auch die Richtlinie 2001/83/EG[2] zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes für Humanarzneimittel sehen ausdrücklich vor, dass die Packungsbeilage eine bestimmte Zahl von Informationen enthalten muss, darunter die Beschreibung sämtlicher Nebenwirkungen. Die Gerichtsverfahren, die von rund 8000 Patienten wegen des Fehlens detaillierter Warnungen vor einigen Nebenwirkungen in den Vereinigten Staaten von Amerika gegen das Pharmaunternehmen Eli Lilly, bei dem das Antipsychotikum Zyprexa hergestellt wird, angestrengt wurden, führten zu einem Vergleich, bei dem das genannte Unternehmen 690 Millionen Dollar zahlte, um den überwiegenden Teil der wegen dieses Arzneimittels anhängigen Prozesse zu beenden.


Kann die Kommission mitteilen, welche Maßnahmen sie im Zusammenhang mit Arzneimitteln wie Zyprexa (Olanzapin) zu ergreifen gedenkt, die nicht den gemeinschaftlichen Vorschriften für Warnungen vor Nebenwirkungen entsprechen und bei den europäischen Bürgerinnen und Bürgern zu schwerwiegenden Schädigungen der körperlichen und geistigen Gesundheit führen können?

Parlamentarische Anfrage
 
Natürlich kann jeder selbst entscheiden – wir sind schließlich keine Kinder.
Aber dass Neuroleptika chemisch kastrierend wirken können und Antidepressiva die kognitiven Funktionen beeinträchtigen, ist in der Forschung längst bekannt.
Manchmal geht es jedoch nicht ohne Medikamente.
Auch ich habe daran geglaubt.

Das ist eine parlamentarische Anfrage. Natürlich kann man alles unter den Teppich kehren oder Straußenpolitik betreiben und so tun, als ginge es einen nichts an. Aber letztlich ist jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Dennoch ist es immer besser, zuerst Bescheid zu wissen – das betrifft alle Arzneimittel.



Parlamentarische Anfrage
Von 2006. Die Firma wurde schon längst zu recht verurteilt und die Packungsbeilagen entsprechend erweitert.
 
(...) Aber dass Neuroleptika chemisch kastrierend wirken können und Antidepressiva die kognitiven Funktionen beeinträchtigen, ist in der Forschung längst bekannt.

Dass schwere Depressionen und Psychosen sowohl die sexuelle Lust (und Attraktivität) wie auch die kognitiven Fähigkeiten sehr stark beeinträchtigen können, sollte Dir bei einer ehrlichen und kompletten nicht-einseitigen Betrachtung und Gegenüberstellung auch bewusst sein.

Mal ein Beispiel: Ein Mann kann in rinem psychotischen Wahn davon überzeugt sein, dass außerirdische dämonische Mächte Frauen beeinflussen, nicht mit ihm Sex zu haben, und dass es deswegen für ihn gerechtfertigt wäre, auch gegen den Willen einer Frau Sex mit ihr zu haben. In schweren psychotischen Schüben kommen solche verquirlen Gedankengänge vor, und sie sind dann auch Mit-Ursache so mancher Straftat. Nicht alle betroffene Menschen schaffen es kognitiv, dem eigenen Wahn Herr zu werden,also es als Wahn selbst zu erkennen, weil ihre kognitiven Fähigkeiten nunmal durch die Krankheit selbst auch stark getrübt ist.

Was möchtest Du, das dieser Mensch tut? Soll er die Medikamente nehmen, die die wahnhaften Gedanken dämpfen oder bestenfalls ganz stillegen, und vielleicht als Nebenwirkung zusätzlich Libido einbüßen? Oder soll er die Medikamente verweigern, im Wahn bleiben, diesen evtl. sogar vertiefen, und damit mitunter auch eine Gefahr für sich selbst und/oder das Umfeld werden/bleiben?

Manchmal geht es jedoch nicht ohne Medikamente.
Auch ich habe daran geglaubt.

Ja, manchmal geht es nicht ohne Medikamente. Das gilt auch hier heute noch.

Das ist eine parlamentarische Anfrage. (...)

Von vor 19 Jahren, und womit auch immernoch nicht die komplette auch positive Wirkung negiert wurde und wird.
 
Das ist eine parlamentarische Anfrage. Natürlich kann man alles unter den Teppich kehren oder Straußenpolitik betreiben und so tun, als ginge es einen nichts an.
und was sagt die über die Medis aus, NICHTS.
sie sagt aus das das Unternehmen Dinge vergessen hat,
und dafür bestraft wurde.

deswegen ist das Medikament nicht schlechter geworden.

es geht hier allein um das Unternehmen .
 
es geht hier allein um das Unternehmen .
Ach, wirklich?
Dann nochmal:

" Verlust der Beweglichkeit, Verlangsamung der Reflexe, vermehrte Ängstlichkeit, übermäßige Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen, Erhöhung des Diabetesrisikos, Sterberisiko auch bei leichten Infarkten, schwindendes Selbstvertrauen, Einschränkung der Entscheidungs- und Willenskraft, Depression."
Die Auswertung von Studien hatte ergeben, dass 16% der Anwender von Olanzapin mehr als 30 kgzunehmen. Nach anderen internen Daten erhöht sich bei 30% der Patienten das Gewicht pro Jahr um mehr als 10 kg. Zudem sei eine Inzidenz vonHyperglykämien unter Olanzapin von 3,6% versus 1,05% unter Plazebo für Gespräche mit Ärzten und für die US-amerikanischeArzneimittelbehörde FDA auf 3,1% vs. 2,5% "revidiert" worden (New York Times, 17., 20. und 21. Dez. 2006). In der Fachinformation werden imAbschnitt "Warnhinweise" Hyperglykämie oder Entwicklung oder Verschlechterung eines Diabetes nach wie vor als "sehr seltene"Störwirkungen (unter 0,01%) bezeichnet (Lilly: Fachinformation ZYPREXA, Stand Sept. 2006). Obwohl die Firma 28.500 Patienten, die wegen Diabetes oderanderer Störwirkungen unter Olanzapin geklagt hatten, mit insgesamt 1,2 Milliarden Dollar entschädigt, verbreitet sie weiterhin, dass es keine Evidenzdafür gäbe, dass Olanzapin Diabetes verursache (New York Times, 8. Jan. 2007). Ein Experte, der in einem Gerichtsverfahren Einsicht in Eli LillysUnterlagen zu Olanzapin hatte, betont, dass die gefährlichsten Effekte von ZYPREXA der Öffentlichkeit und den verschreibenden Ärztenvorenthalten würden. Auch der FDA wirft er Unterdrückung von Negativdaten zu Olanzapin vor. Die Behörde weigere sich bis heute, Ergebnisse zuSuizidversuchen aus Studien vor der Marktzulassung offenzulegen (FURBERG,C.: http://www.icspp.org/index.php). Dies wurde schon 2002 von einem Kritiker derPharmaindustrie bemängelt. Seines Wissens liegt die Todesrate unter Olanzapin in den von Eli Lilly der FDA übermittelten Studiendaten höher alsunter jedem anderen Neuroleptikum (HEALY, D.: http://www.ahrp.org/ethical/ HealyResponseToPfizer.pdf). Auch eine amerikanische Expertin vermisst im FDA-Gutachten Angaben zu Suizidversuchen, obwohl 12 von 20 Todesfällen bei 3.139 Olanzapinanwendern durch Suizide bedingt sind (JACKSON, G.E.:http://psychrights.org/states/Alaska/CaseOne/30-Day/Exhibit D-Olanzapine.htm). Vergleichsdaten gibt es aus einer zweijährigen Studie mit knapp 1.000schizophrenen oder schizoaffektiven Patienten mit hohem Suizidrisiko: Unter Clozapin (LEPONEX u.a.) treten signifikant weniger kombiniert ausgewertete Suizide,Suizidversuche oder Hospitalisierungen wegen Suizidalität auf als unter Olanzapin (Hazard Ratio: 0,76, 95% Konfidenzintervall 0,58-0,97; MELTZER, H.Y. etal.: Arch. Gen. Psychiatry 2003; 60: 82-91).


Es ist für mich kaum zu fassen, dass das niemand liest. Oder?
 
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Ach, wirklich?
Dann nochmal:

" Verlust der Beweglichkeit, Verlangsamung der Reflexe, vermehrte Ängstlichkeit, übermäßige Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen, Erhöhung des Diabetesrisikos, Sterberisiko auch bei leichten Infarkten, schwindendes Selbstvertrauen, Einschränkung der Entscheidungs- und Willenskraft, Depression."



Es ist für mich kaum zu fassen, dass das niemand liest. Oder?

Alle lesen es. Diese möglichen (also nicht zwingend auftretenden) Nebenwirkungen sind nur mitunter das deutlich kleinere Übel als Krankheit, die dadurch auch gelindert wird.
 
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