Die namenlose Teenie-Moderatorin erzählt zunächst eine “unglaublich klingende” Geschichte:
Einem afrikanischen Jäger und seinem Waffenträger lief klar und deutlich ein Leopard vor der Flinte. Und so drückte er auch ab.
Getroffen flüchtete das Tier ins nächste Gebüsch. Doch in diesem Gebüsch fand der Jäger nur eine angeschossene Frau vor.
Diese verfluchte ihn natürlich, weil er auf sie geschossen habe. Vor Gericht wurde der wegen versuchten Mordes angeklagte Jäger jedoch ganz unerwartet von seinem Richter freigesprochen.
Die Begründung: “Ich weiß, dass die Aussage des Jägers wahr ist. Diese Frau war meine erste Frau. Ich habe mich von ihr scheiden lassen, als ich entdeckte, dass sie sich in einen Leoparden verwandeln kann.”
Unglaublich, oder?
Ein afrikanischer Gouverneur berichtet: “Man weiß bei unserer Regierung, dass es Leopardenmenschen gibt. Darum haben wir ein Gesetz, das für solche Delikte die Todesstrafe vorsieht.”
Halten wir an dieser Stelle kurz inne.
Wie würden normale Jugendliche
– engagiert, weltoffen und vor allem selbstdenkend
– auf so eine Story reagieren?
Wir dürfen vermuten: fassungslos, empört und sofort entschlossen zu einer Unterschriftenaktion, Petition oder Amnesty-Kampagne gegen solche absurden Gesetze.
Sollte man meinen.
Und die Moderatorin von Jugend-TV?
Man mag es kaum glauben, aber das Mädchen ist nicht nur vom Wahrheitsgehalt der Leoparden-Mär völlig überzeugt, sondern findet auch das Verdikt “für solche Delikte” ganz prima und möchte dieses Gesetz am liebsten auch hierzulande einführen:
Wie oft muss solch eine schlimme Sache vorkommen, bis die Justiz solche spezifischen Gesetze dagegen erlässt?
Seit Jahrzehnten kennt man in Afrika zahllose Fälle, wo sich okkulte Menschen in unterschiedlichste Tiere und wieder zurück verwandelt haben.
Wie sieht das wohl alles bei uns aus? Gibt es sowas vielleicht auch hier? Leben wir vielleicht doch noch hinter dem Mond?”
Wer jetzt denkt, dass eine junge Schülerin unmöglich von selbst auf so einen Schwachfug kommen kann, der hat vollkommen recht.
Denn die krude Geschichte “Todesstrafe für Leopardenmenschen!” findet sich fast wörtlich in dem Pamphlet
Stimme und Gegenstimme (Ausgabe 38/2012,
hier zum Download).