Siehst du, jetzt schwelgst du wieder im Selbstmitleid. Und ich habe dir weiter oben gesagt, was davon zu halten ist. Du tust exakt das, was weder ein Jaguar noch ein Jäger jemals tun: Einer nicht erwischten Beute hinterherzutrauern. Es wird in deinem Leben noch viele Situationen geben, in denen du eine Chance nicht packst. So what? Willst du denen etwa allen nachtrauern? Für den Rest deines Lebens? (Und spätestens wenn du stirbst, wirst du dann bedauern, dass du dein Leben dauernd mit Bedauern verplempert hast. Dann bist du wirklich bedauernswert.)
Im Grunde wünschst du dir, dass du nicht verantwortlich bist für dich selbst. Daher auch deine Wortwahl: "Ich hab's versaut." Irgendein nicht beeinflussbares, dunkles Schicksal war das wohl. Du kannst natürlich nichts dafür, dass du so schwach, klein und unfähig bist, dass du nicht einmal das schaffst.
Ich wiederhole mich: Was du suchst ist deine eigene Mutter. Und was du sein möchtest, ist ein kleiner Junge. Du weigerst dich, in die grosse, brutale, weite Welt hinauszuziehen, um dort ein Mann zu werden. Da könntest du dich nämlich verletzen, könntest Verluste erleiden. Die Disco, an die du sofort gedacht hast, als ich von "Frauen aufreissen" schrieb, ist nichts als die grosse, weite Welt. Und du weigerst dich ausgerechnet in diese Welt hinauszuziehen. Es geht hier tatsächlich um Psychoanalyse, wenn du so willst, um eine übermässig starke Bindung an die Mutter bei, wie ich vermute, gleichzeitiger Ablehnung des eigenen Vaters. Der klassische Ödipuskomplex, letztlich. (Die Assoziation "Frauen aufreissen" und "Disco" kam so automatisch, dass man quasi von einem Reflex, einem Automatismus ausgehen muss.) In der Disco herrscht Konkurrenz. Da sind andere Männer - und da könntest du ja auf die Fresse fallen, du könntest scheitern. (Aber natürlich könntest du, wenn du etwas wagst, auch gewinnen!)
Und davor hast du Angst. Da träumst du lieber von einer Frau, für die du überhaupt nichts tun musst, die dir einfach so zufällt. Genau wie deine Mutter einfach ohne Bedingungen zu stellen für dein Wohl gesorgt hat. (Und das war ja wohl auch ihre Aufgabe als Mutter.) Du träumst von einer heilen Welt, in der alles schön und wohl und gut ist. Nun denn, von dieser Welt träume ich auch. Aber zum Glück ist sie nicht so! Wo wäre denn die Chance, die Möglichkeit, sich zu beweisen, etwas zu unternehmen, innerlich zu wachsen? In einer heilen Welt würden wir alle faul herumliegen und auf unser Glück warten!
Keine Frau wird sich für diese phlegmatische Haltung interessieren. Zu Recht nicht! Denn, wenn eine Frau jemanden umsorgen will, dann ist das ihr eigenes Kind - nicht den Partner. Du aber forderst genau das von der Frau. Die Frau will sich auf den Partner verlassen können, will, dass er in den relevanten Bereichen des Lebens stark ist. Natürlich darf er auch seine Defizite haben, because nobody is perfect, aber es gibt nun mal paar Dinge, die sind unerlässlich. (Und was das für Dinge sind, das ist von Frau zu Frau unterschiedlich.)
Du willst nicht wahrhaben, dass du in einer Sackgasse gelandet bist, weil du noch immer nicht wirklich genügend an deiner Situation leidest. Das ist jammerschade, weil ich überzeugt bin, dass du weitaus mehr drauf hast, als das, was du momentan abziehst.